Herbstwanderung 2011
Herbstwanderung des
Vereins Pro-Nationalpark am 05.11.2011
Ein mächtiger breiter Bergrücken, der Kubany oder tschechisch
Boubin stellt sich mit einer Höhe von 1362 m dem Reisenden entgegen, der auf
dem Weg in Richtung Winterberg(Vimperk) und Prag den "Böhmischen Semmering" - die
höchste Bahnstation Böhmens - bei Kubohütten(Kubova Hut) überqueren will. Dort,
in dem kleinen Urlaubsressort mit dem Hotel Arnika und einem Feriencamp auf
ca.1000 m Meereshöhe gelegen, war der Ausgangspunkt der Tour. Knapp 40 Teilnehmer hatten sich bei idealem Wetter an diesem
Spätherbsttag zu dieser traditionellen Herbstwanderung angemeldet. Heinrich Vierlinger
als Organisator hatte Michal Valenta, einen ausgewiesenen Kenner der Gegend vom
Nationalpark Sumava, als örtlichen Wanderführer engagiert. Ziel war der „König
des Böhmerwaldes" (auf tschechischer Seite), der 1362 m hohe Kubany . Nach
einem Anstieg von etwa 4,5 km mit einem Höhenunterschied von ca.360 m war der
Gipfel nach etwa 90 Minuten erreicht. Seit
Dezember 2004 steht dort ein Aussichtsturm. Die 21 Meter hohe Holzkonstruktion
konnte über 109 Stufen erstiegen werden. Von der Plattform bot sich ein grandioser
Rundblick über den östlichen Böhmerwald mit
den Gipfeln Libin bei
Prachatiz,Klet(Schöninger) bei Krummau, dem Hochficht, Großer Plöckenstein und
Dreisessel. Weiter in der Ferne waren klar und deutlich Dachstein,
Tennengebirge und Berchtesgadener Alpen zu erkennen. Lenkte man den Blick
wieder in den Bayerischen Wald konnten viele bekannte Gipfel wie Brotjackelriegel,
Lusen, Rachel, Arber, sowie bereits wieder auf böhmischer Seite Künisches
Gebirge, Mittagsberg (Pohlednik) und Ahornberg (Javor) im Auf und Ab der Hügel
und Täler ausgemacht werden. Spontan kam
einem dabei Adalbert Stifters berühmter Satz "Waldwoge steht hinter Waldwoge in
den Sinn". Die Niederungen des Böhmischen Beckens versteckten sich allerdings
unter einer schneeweisen, flockigen Nebelschicht.
Blick vom Aussichtsturm am Kubany in Richtung Hochficht und Gr.Plöckenstein Foto:Auerbeck
Über die Südflanke des Bergmassivs ging es wieder ins Tal.
Auf dieser Seite finden sich die besterhaltenen Teile des ursprünglichen Bergmischwaldes im Böhmerwald, insbesondere alte Fichten-und Tannenbestände mit außergewöhnlichen Wuchsmerkmalen.
Manche Bäume hier sind 300 bis 400 Jahre alt. Der „Fichtenkönig" fiel 1970 im
Alter von 440 Jahren einem Sturm zum Opfer; er war 57 m hoch und hatte einen
Umfang von 5,08 m. Um das mittlerweile nur noch ca.50 ha große, eingezäunte Urwaldgebiet
führt ein 3,8 km langer Naturlehrpfad. Am südlichen Ende befindet sich die
Idaschwelle, eine Triftklause, die extra für die Holztrift zur Glasfabrik nach
Eleonorenhain (Lenora)im frühen 19.Jahrhundert errichtet wurde.
Bilder: oben: unsere Waldführerinnen sind ein starkes Team und "stemmen"jede Schwierigkeit. darunter:die Wandergruppe von Pro-NP, Fotos:Auerbeck
Historische Zusammenhänge:
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Noch
weit bis in die Mitte des 19.Jh. waren auch die Wälder auf böhmischer und bayerischer Seite
Urwälder
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Die
Fürsten Schwarzenberg mit Sitz in Krumau waren damals die Herren der
Kubanywälder
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Sie
sind 1719 durch Erbschaft zu den größten und reichsten Grundbesitzern Böhmens
aufgestiegen
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Am
Kubany war der Schwarzenbergische Forstmeister Josef John tätig
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Als
die Pläne zur wirtschaftlichen Nutzung des riesigen Holzvorrates am Kubany
spruchreif wurden und umgesetzt werden (Holzbedarf für die neue 1832
errichtete Glashütte Eleonorenhain/Lenora) sollten, konnte er seinen damaligen
„Chef" Fürst Johann Adolf II.von Schwarzenberg, der auch das Schloss
Hluboka(Frauenberg) in seine jetzige Form umgebauen ließ, davon überzeugen, dass
man zumindest einen großen Teil des dortigen Urwaldes für die späteren
Generationen retten sollte.
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Somit
wurden im Jahre 1858 ca. 150 ha „für
unantastbar auf ewige Zeiten erklärt" und es entstand damit das
3.Urwaldschutzgebiet in ganz Böhmen.
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Der
bekannte große Sturm des Jahres 1870,der auch auf bayerischer Seite
verheerenden Schäden verursachte, riss allerdings auch dort etwa 100 ha des
neuen Schutzgebietes nieder.
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Knapp
50 ha waren der Rest, der sich heutzutage
streng geschützt und eingezäunt dem Besucher bietet und von einem
Urwaldlehrpfad umgeben ist. Erst in unseren Tagen wurde nun das umgebende Gebiet auf 666 ha
erweitert.
Höhepunkte der 5- stündigen Wanderung:
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Der
Kubany-Gipfel mit seinem 2004 errichteten Aussichtsturm und einer grandiosen
Fernsicht bis zu den Alpen
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Das
Urwaldgebiet mit seinen Pilzen(Urwaldreliktarten) wie z.B.dem Duftenden
Feuerschwamm oder dem Tannenstachelbart und einigen anderen mehr
Wanderstrecke:
· ca.14 km
· Höhenunterschied ca.900 m
Mit einer Einkehr in einem Restaurant in Strazny ging dieser gelungene Herbstwandertag zu
Ende.
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