Nationalpark - News 2018 Nr.1

Nationalpark News 2018 Nr.1

Bis zu 4000 Festmeter Holz in den Rand- und Entwicklungszonen des Nationalparks vom Wind zu Boden geworfen
Sturm Herwart zog am 29. Oktober auch über den Nationalpark Bayerischer Wald. Nun gibt es die Bilanz zu dessen Folgen. Demnach wurden in den Rand- und Entwicklungszonen bis zu 4000 Festmeter Holz zu Boden geworfen. Wegen dem frühen Wintereinbruch in den Hochlagen muss wohl bis ins nächste Jahr hinein mit Behinderungen auf den Wanderwegen gerechnet werden.

Außergewöhnlich spannende Pilzfunde


Jahresbilanz der Nationalparkforscher weist einige Erstfunde auf
Seit diesem Jahr wird den Pilzen im Bayerischen Wald noch intensiver hinterhergejagt. Schließlich hat sich das 2017 gestartete Projekt Funga des Böhmerwaldes der Pilzforschung und -kartierung verschrieben. Dabei stehen nicht nur die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava im Fokus, sondern das komplette Dreiländereck. Für das bayerische Nationalparkgebiet haben die Forscher nun eine erste Bilanz gezogen. Und die kann sich sehen lassen.
Insgesamt wurden heuer vier Pilzarten erstmals in Bayern nachgewiesen. Zwei davon wurden zuvor in ganz Deutschland noch nicht gesichtet. Für das Nationalparkgebiet gab es sogar über zehn Erstnachweise. „Das zeigt, welch hohe ökologische Qualität der Nationalpark aufweist", resümieren die Nationalparkmykologen Claus Bässler und Peter Karasch.
Das von der EU finanzierte Interreg-Projekt Funga des Böhmerwaldes setzt verstärkt auf Bürgerbeteiligung. So konnte etwa nahe Altschönau die äußerst seltene Böhmische Tramete (Fibroporia bohemica) nachgewiesen werden - erstmals im Freistaat. Diese Art benötigt alte, von Forstnutzung ungestörte Habitate als Lebensraum. Auch die Wiederbeweidung des Ruckowitzschachtens nahe Zwieslerwaldhaus hat positive Effekte. So wurde dort der bislang nur aus Skandinavien bekannte Helmling (Mycena pasvikensis) erstmals in der Bundesrepublik entdeckt. Auch der in Deutschland als echte Rarität geltende Gelber Kreiselblätterpilz (Stereopsis vitellina) wurde erstmals im Nationalpark gefunden. Der dottergelbe Moosbewohner wurde zuletzt 1975 in Franken gesichtet.

Nationalparks als Bastionen gegen den Artenschwund ,PNP Mittwoch 7.März 2018

Totholz als Eldorado -2168 Käferarten konnten allein im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen werden. Das sind 40% aller in Bayern vorkommenden Arten.
Totholzforscher Dr. Sebastian Seibold betreut hier mehrere Versuchsflächen. Ein toter, grüner, glänzender Bockkäfer nördlich des Zwieslerwaldhauses auf einem toten Baum ist ihm jüngst besonders ins Auge gefallen. „Das war ein Ungarischer Ahornbock, der ist neu für den Nationalpark", stellt er fest. „Dieser seltene und gefährdete Käfer ist ein europäischer Endemit, kommt also außerhalb des Kontinents nicht vor. Seine Larven fressen in den Stämmen des Bergahorns".
Seibold ist einer von mehreren jungen Forschern, die die Artenvielfalt an Totholz in Waldlücken und an den Gewässern im Nationalpark Bayerischer Wald umfangreich untersuchen. Unglaubliche 2168 Käferarten konnten auf diese Weise für den Nationalpark nachgewiesen werden. Das sind 40 Prozent aller in Bayern vorkommender Käferarten. 55 Prozent der nachgewiesenen Arten sind typische Waldarten, zehn Prozent gelten als Bewohner der naturnahen Gewässer im Nationalpark. Darunter sind 384 Arten der aktuellen Roten Liste Deutschlands. Unter den fast 600 Totholzkäferarten unterstreichen die 16 Urwaldreliktarten die Naturnähe des Nationalparks. Damit führt der Nationalpark Bayerischer Wald die Champions-League der Waldschutzgebiete in Bayern an. Viele der einst schon ausgestorben geglaubten Arten wie der urige Zottenbock oder der Goldfüßige Schnellkäfer sind dank der jahrzehntelangen, natürlichen, von Menschen unbeeinflussten Waldentwicklung mit Totholz und offenen Stellen im Wald wieder regelmäßig anzutreffen. „Eine derart hohe Konzentration dieser Urwaldrelikte gibt es nirgendwo sonst in Bayern", resümiert Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl.

 



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