Wandern im Böhmerwald

Durch riesige Wälder und wilde Natur
Dreitägige Wanderung mit Heinrich Vierlinger rund um Srní

Jens Schörnich 13.09.2018 | Stand 12.09.2018, 19:04 Uhr

 

 

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Die Wandergruppe im Hochtal unterhalb von Pürstling - im Hintergrund grüßt der Lusen. -Foto: Schörnich
Freyung. Sumava, die Rauschende, nennen die Tschechen ihren Böhmerwald, in dem die Moldau, ihre Mutter aller Flüsse, entspringt. Eine traumhafte Landschaft mit riesigen Wäldern, wilder Natur. Ein einzigartiges Naturwunder, voller Geheimnisse und kultureller Besonderheiten. Auch heute noch besticht der Sumava durch seine Ursprünglichkeit und die vielfältige Fauna und Flora.
Davon konnten sich die Teilnehmer einer dreitägigen Wanderung rund um Srní (Rehberg) überzeugen. Heinrich Vierlinger vom Verein Pro-Nationalpark führte sie auf den Boubin, nach Breznik und entlang des Vchynicko-Tetovský-Schwemmkanals.
"Waldwoge steht hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet", schwärmte einst Adalbert Stifter. Davon war leider bei der Auftakttour nichts zu sehen. Der Boubin (Kubany), mit 1362 Meter der höchste Böhmerwaldgipfel, war in tief hängende Wolken gehüllt. So bleibt den Wanderern ein ansonsten phantastischer Rundblick vom Aussichtsturm verwehrt.
Und doch hatte dieser Tag etwas mystisches. Die Nebelschwaden, der dunkle Wald, die riesigen Fichten und Tannen. So wie es Karl Klostermann in den Böhmerwaldskizzen beschreibt: "Es lag ein heiliger, stiller Friede über dem hehren Urwald". Ja: Urwald. Hier gibt es ihn noch. Der heute 46 Hektar große Urwald am Hang des Boubin ist seit 1858 streng geschützt. "Die Bäume wuchsen, wurden mächtig, stürzten bei Stürmen um, vermoderten und verfaulten", schreibt Dr. Hans Aschenbrenner in einem Artikel. Wie so oft bei Exkursionen mit Heinrich Vierlinger durfte eine abschließende Fahrt mit der böhmischen Eisenbahn rund um den Boubin nicht fehlen.
Der nächste Tag: Sonnenschein pur, beste Wandertemperaturen. Die Tagesetappe nach Breznik zum dortigen Waldheger- und Jägerhaus mit einer interessanten Ausstellung über den Schriftsteller Karl Klostermann stand unter einem guten Stern. Breznik (Pürstling), schon viele haben vom Lusen ein Blick hinüber geworfen. Doch noch immer ist der Pfad über die Blauen Säulen gesperrt. Von Modrava (Mader) aus führt der gut ausgeschilderte, bequeme Wanderweg zum eindrucksvollen, aber auch wohl einem der einsamsten Orte des Böhmerwaldes. Das Hochtal liegt im Quellgebiet des Lusenbaches. Vom Hegerhaus schweift der Blick über das offene Tal hinüber zum Lusen.
"Der Lusen liegt vor uns. Das Haupt in bläuliche Dämpfe gehüllt. Unmittelbar vor uns grüne Wiesengründe, rechts und links davon der Filz", schreibt Klostermann. Ein Paradies für seltene Pflanzen, durchzogen von Hochmooren, gurgelnden Bächen, Kahlflächen, aber auch neuem, heranwachsenden Wald.
Nach 15 Kilometern wird die Waldeinsamkeit jäh verdrängt. Modrava hat sich zu einem florierenden Touristenort entwickelt. Und den sportlichen Nachbarn ist kein Weg zu Rad und auf Schusters Rappen zu schwer und weit.
Das Sporthotel Srní als zentrales Quartier erweist sich als gute Wahl. Von dort aus ist es nur ein kurzes Wegstück mit dem Bus oder Pkw zum Ausgangspunkt der Tagestouren. Die Dauerausstellung im Informationszentrum Rokyta beschäftigt sich mit der Geschichte und der Besiedlung des oberen Böhmerwaldes, insbesondere mit der Waldwirtschaft und dem Flößen von Holz. Ein guter Einstieg für die Abschlusswanderung entlang des Vchynicko-Tetovský plavební kanal (Chinitz-Tettauer-Schwemmkanal).
Der 16 Kilometer lange Kanal mit einem Gefälle von 190 Metern verläuft von der Widra in den Kieslingbach. Heute ist er als technisches Kulturdenkmal eingestuft und über viele Kilometer mit seinem ursprünglichen Holz- und Granit-Bschlacht hervorragend erhalten. Auch viele der gewölbten Kanalbrücken sind noch vollständig intakt. Dank eines parallel laufenden Wanderweges kann man den gesamten Kanalverlauf abwandern.
Unterhalb von Srní verlassen die Wanderer den Kanal und steigen hinauf zum Ausgangspunkt. Die Umgebung von Srní wird oft "Klostermann-Land" genannt, da er hier seine Wurzeln hatte. Sie hat ihn inspiriert. In seinen Büchern schildert er vieles von dem, was die Wandergruppe bei ihrem Aufenthalt selbst erleben durfte.

Jens Schörnich

 



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