Jungluchse

Schöne Bescherung für zwei Jungluchse

Jungtiere können nach Unfalltod der Mutter dank Forschungsprojekt über Aas überleben
Andreas Nigl 20.12.2018 | Stand 19.12.2018, 23:31 Uhr,herzlichen Dank an Herrn Nigl für die Freigabe des Artikels an Pro-Nationalpark

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Vermutlich ab Januar sind die Jungtiere so weit, um selbst zu jagen.Dank eines reich gedeckten Gabentisches an einem Forschungsobjekt haben diese beiden Jungluchse gute Chancen, auch ohne Mutter zu überleben. -F.: Fotofalle Nationalpark

Grafenau. Weihnachten steht vor der Tür. Und jeder von uns freut sich auf eine schöne Bescherung. Eine Bescherung der besonderen Art hat es heuer im Nationalpark Bayerischer Wald gegeben. Dort fanden zwei verwaiste Jungluchse einen reich gedeckten Gabentisch vor, der ihnen das Überleben sicherte.
Den Gabentisch haben die Nationalparkforscher - unfreiwillig - bereitet, wie Nationalparkchef Dr. Franz Leibl auf Anfrage der Heimatzeitung mitteilt. Es laufe zurzeit ein Aas-Projekt, in dem untersucht wird, wie schnell und vom wem ausgelegtes Luder (tote Tiere) verwertet wird. Die Erkenntnisse daraus kommen auch in der Forensik zum Einsatz. Denn je nachdem welche Tiere oder Bakterien in den Leichen nachgewiesen werden können, kann der Todeszeitpunkt eingegrenzt werden.

DIE ENTWICKLUNG
Die rührende Geschichte begann eigentlich sehr traurig. Nämlich damit, dass abends am 14. Oktober ein Luchs auf der Kreisstraße zwischen Schönbrunn am Lusen und Weidhütte (Lkr. Freyung-Grafenau) von einem Fahrzeug erfasst und getötet wurde.
Bei der nächsten Auswertung der Fotofallen an besagtem Luderplatz ein paar Tage später waren zwei Jungluchse zu sehen, die sich an einer toten Hirschkuh labten. Die beiden Tiere tauchten in kurzen Abständen immer wieder auf, jedes Mal ohne Mutter.
"Atypisch" nennt Leibl dieses Verhalten.Und als sich Nationalparkmitarbeiter daran erinnerten, dass wenige Tage vor dem Luchs-Unfall eine Frau bei ihnen angerufen und erzählt hatte, dass sie drei Luchse - einen Alten und zwei Junge - gesehen habe, war schnell klar, warum die Jungen allein unterwegs waren.
"Wir haben dann daraus geschlossen, dass es sich um die Jungen der getöteten Mutter handeln muss", so Leibl. Den beiden kam zu Gute, dass das Aas im Rahmen des Forschungsprojektes regelmäßig erneuert wurde.Der Nationalparkchef ist sich sicher: "Die beiden hätten ohne das Forschungsprojekt nicht überlebt". Als ihre Mutter ums Leben kam, seien sie etwa vier bis fünf Monate alt gewesen - unfähig, allein zu jagen.
Dank des immer gut gedeckten Tisches am Forschungsprojekt sind die beiden mittlerweile zu prächtigen und propperen Jungluchsen herangewachsen. Leibl rechnet damit, dass sie etwa im Januar soweit sind, dass sie allein Beute schlagen können. Dann werden sie das Gebiet um den Luderplatz verlassen und sich selbst Reviere suchen.

 



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