Auf der Spur der Wölfin Auf der Spur der
Wölfin
Tschechische
Forscher besendern erstmals ein Tier, das im Grenzgebiet unterwegs ist
PNP ,10.12.2020 | Stand 09.12.2020, 23:34 Uhr
![]() Die
Besenderung der gefangenen und betäubten Wölfin wurde von zwei erfahrenen
Tierärzten begleitet, die ständig den Gesundheitszustand des Raubtieres
überwachten. -Foto: Jan Mokrý/Nationalpark Sumava
Grafenau/Vimperk. Einem
Forscherteam ist es nach monatelanger Mühe gelungen, erstmals in Tschechien
einen Wolf mit einem Senderhalsband auszustatten. Das teilte jetzt ein Sprecher
des Nationalparks mit Sitz in Vimperk (Winterberg) mit. Das rund drei Jahre
alte und 30 Kilo schwere weibliche Tier wurde dafür in einer Lebendfalle
eingefangen, betäubt und nach Anbringung des Senders wieder freigelassen.
Wie die tschechische Parkverwaltung auf Anfrage der
PNP mitteilte, wurden auf dem Gebiet des Nationalparks Šumava Dutzende von
Fanganlagen eingesetzt. Man habe die Fallen ständig durch Monitoringsysteme
überwacht, so dass nach der Erfassung einer Bewegung das Team innerhalb von
wenigen Minuten bei der Falle sein konnte. Zum Team gehörten auch die
erfahrenen Tierärzte Lukáš Pavlačík und Hana Horáková. Aktuell ist die Wölfin
laut den Ortungsdaten wieder mit ihrem Rudel im Bayerisch-Böhmischen
Grenzgebiet unterwegs.
Die Besenderung sei ein großer Erfolg, sagte Ales
Vorel von der tschechischen Landwirtschaftsuniversität in Prag. Es sei sehr
schwer, einen wilden Wolf einzufangen. "Das sind sehr intelligente Tiere,
die versteckte Fallen mit Leichtigkeit erkennen und ihnen aus dem Weg
gehen", erklärte der Leiter des Forschungsprojekts.
Die Wissenschaftler interessieren sich besonders für
das Jagd- und Fressverhalten der Tiere. Zwar gibt es gelegentlich Berichte über
Konflikte mit der Weidetierhaltung. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass
98 Prozent der "Speisekarte" der Wölfe in der Region aus Rehen und
Wildschweinen besteht, von denen es eine Überpopulation gebe.
Der Wolf war im Böhmerwald lange Zeit ausgerottet.
Jäger erlegten das letzte Tier in der Nähe von Vimperk im Dezember 1874. Erst
seit 2015 kehren die Wölfe auf natürlichem Wege in das Grenzgebiet zwischen
Bayern und Böhmen zurück. Inzwischen sind zwei Rudel und mehrere Einzeltiere
identifiziert.- an/dpa |
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