Klostermannfilm Der Apostel der Versöhnung
Uraufführung der Doku über das Leben und Wirken von Karl Klostermann in Freyung Von Jens Schörnich Freyung. In
unserem Nachbarland wird er als „Basnik Sumavy", Dichter des Böhmerwaldes,
bezeichnet und verehrt. Als Erzähler beschreibt der deutsch-tschechische
Schriftsteller Karl, Karel Klostermann, in seinen Romanen den Böhmerwald seiner
Zeit und lässt die Leser am Schicksal seiner Bewohner teilnehmen. „Aus der Welt
der Waldeinsamkeiten", ist nicht nur sein bekanntester Roman, sondern auch der
Titel der ersten deutschsprachigen Dokumentation über das Leben und Werk eines
der beliebtesten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Am Samstag wurde der Film
in der voll besetzten Freybühne uraufgeführt.
Er gilt
neben Adalbert Stifter als der Autor des Böhmerwaldes. Da er aber den
überwiegenden Teil seiner Werke in Tschechisch verfasste, wurde er lange Zeit
im deutschsprachigen Raum kaum zur Kenntnis genommen. Erst als 1998 durch Willi
Steger aus Riedlhütte und Vaclav Sklenař aus Srní (Rehberg) der „Karl
Klostermann Verein" mit einer deutschen und tschechischen Sektion gegründet
wurde, erlebten die Werke Klostermanns eine Renaissance. Zu den mittlerweile
auch in deutscher Sprache übersetzten Romanen und Erzählungen wurde zum 25.
Vereinsjubiläum eine deutschsprachige Doku erstellt. Dafür konnte Regisseur
Günther Rauch von Dokart-Film mit seinem Schärdinger Kameramann Josef Sinzinger
gewonnen werden. Durch ihre Filme wie „Mythos Böhmerwald", „Salz, der Weg des
weißen Goldes" oder „Glas im Wandel der Zeit", ist das erfahrene Team mit der
Wirkungsstätte des Schriftstellers bestens vertraut.
Das
Interesse an dem gut einstündigen Werk war groß. In kurzer Zeit war die Freybühne
ausgebucht. Auch die stellvertretende Landrätin Helga Weinberger, Bürgermeister
Olaf Heinrich, Willi Steger, Kreisheimatpfleger Karl-Heinz-Reimeier, sowie die
Vertreter der Katholischen Erwachsenenbildung, des Kulturkreises und Alexander
Moosmayer aus Haag am Hausruck, dem Geburtsort des Dichters, ließen sich die
Premiere nicht entgehen.
In einer kurzweiligen, interessanten und sehr
informativen Weise stellen die Filmemacher das Leben, Wirken und Werke Karl
Klostermanns nach. Gedreht wurde unter anderem in Pilsen, Haag, Štěkeň,
Lindberg, Srní, Pürstling, Kašperské Hory, Buchenau und Sušice. Zum Auftakt
tauchen die Zuschauer ein in die raue, wunderschöne Landschaft des
Böhmerwaldes. Tiefgrüne Moore, Baumleichen, imposante Gipfellandschaften, rare
Pflanzen, tief verschneite Wälder und alte Grenzsteine.
In seinen Romanen
schildert Klostermann drastisch die raue Lebenswirklichkeit der Bewohner. Die
Landschaft und die Menschen des Böhmerwaldes sind zeitlebens das Thema seiner
Erzählungen. Besonders die Einöden um Modrava spielen in seinen Romanen eine
bedeutende Rolle. Der Vorsitzende des Klostermann Vereins, Ossi Heindl, führt
als Moderator im Film durch die Lebensstationen von Haag, über Klattau, Písek,
Wien, Pilsen bis nach Schloss Štěkeň, nähe Strakonice, wo er am 16. Juli 1923
mit 75 Jahren verstarb. Wie sehr er bei den Nachbarn verehrt wurde, zeigen
Originalaufnahmen der Beerdigung. Tausende folgten in Pilsen dem Sarg zum
Ehrengrab auf dem Wenzelsfriedhof. Der Nachwelt hinterließ er 30, auf
tschechisch verfasste Bücher, naturalistische und realistische Romane und
Erzählungen. Sie handeln überwiegend aus dem Leben der kleinen Leute wie
Holzhauern, Glasmachern aber auch Wilderern und Viehdieben. Für den Roman „Ze
sveta lesnich samot", „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten", erhielt er 1892 den
ersten, von drei weiteren Jahrespreisen der Tschechischen Akademie.
Aufgelockert wird die
Biografie des Schriftstellers durch die einzigartigen Naturaufnahmen, die
düstere Schönheit der Wälder und Filze, eine Landschaft voller Faszination. Sie
steht oft im Fokus seiner Romane. Für ihn ist der Böhmerwald eine Naturwelt,
eine raue Wildnis, ein Ödland.
Szene im Bauernhausmuseum,Foto:Schoernich
Um diese Beschreibungen greifbar zu machen
„garniert" Rauch die Doku, eher ungewöhnlich, mit Spielszenen. Mehrere
Laiendarsteller aus dem Zwieseler, Frauenauer, Freyunger und Breitenberger
Raum, spielen Ausschnitte aus den Romanen „Im Böhmerwaldparadies", dem
„Vollendeten Kavalier" und „Das rote Herz". Günther Rauch zeigte sich
beeindruckt von den schauspielerischen Qualitäten seiner Darsteller. „Durch
diese Szenen gewinnt die Dokumentation an Spannung und Ausdruckskraft", ist er
überzeugt.
Karl Klostermann war
auch in anderer Hinsicht seiner Zeit voraus. Er strebte nach dem friedlichen
Zusammenleben und der Versöhnung zwischen den Deutschen und Tschechen. Genau
das, was auch der Klostermann Verein in seiner Satzung verankert hat. Die
Dokumentation soll dazu ein wenig beitragen. Deshalb soll der Film auch Schulen
und Vereinen angeboten werden. Nicht von ungefähr nennt man in Tschechien den
verehrten Schriftsteller „Básnik Sumavy, Apostol smireni mezi Cechy a Nemci",
Dichter des Böhmerwaldes, Apostel der Versöhnung zwischen Tschechen und
Deutschen
Die nächste Vorführung
des Filmes ist am Donnerstag, 17. Oktober, 19 Uhr, im Zwieseler Kino. In der
Freybühne wird die Doku noch einmal am Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr, gezeigt.
Hier wird um Anmeldung bei Heinrich Vierlinger, ✆ 0171/6283396, gebeten.
Urauffuehrung in der Freybuehne Freyung, Foto:Schoernich |
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