Fast vergessen - der Zunderschwamm und seine Anwendungsmöglichkeiten

 von Heinrich Vierlinger

·       Der Ötzi hatte ihn dabei

·       Vor der Erfindung des Streichholzes im frühen 19.Jahrhundert war er unverzichtbar zum Feuer machen

·       Es gab ihn in Apotheken zu kaufen

Heutzutage kennt man den Zunderschwamm (Fomes fomentarius) meist nur noch als Parasit  an alten Buchen und Totholz. Dort ist  er  als Weißfäule-Erreger bekannt und sorgt für die Zersetzung der Zellstruktur.  Der Mykologe Heinrich Holzer aus Rabenstein bezeichnet ihn sogar als Endophyt, der sich möglicherweise schon im Samen der Buchen  befindet, mit dem Baum heranwächst, und ihn im Alter zum Sterben bringt. Somit sei das Verfallsdatum des Baumes sozusagen bereits bei seiner Geburt „vorprogrammiert". Da heutzutage leider immer weniger alte Buchen in unseren Wäldern zu finden sind, ist er, ausgenommen in unseren Nationalparken, Naturschutzgebieten und naturnah bewirtschafteten Buchen-und Mischwäldern,  immer seltener anzutreffen. Im 18.und 19.Jahrhundert sah die Sache noch ganz anders aus. In historische Quellen ist seine vielschichtige Nutzung  beschrieben.

Historische Entwicklung, Nutzung und Verbreitung

Es gibt Hinweise, dass der Zunderschwamm bereits von den Steinzeitmenschen zum Feuer machen genutzt wurde. So trug Ötzi in seinem Gepäck  den Zunderschwamm und die notwendigen Utensilien(Feuerstein/Pyrit) mit sich. Der medizinische Nutzen wurde  bei Hippokrates (um 460 v.Chr-370 v.Chr) zur Behandlung von stark blutenden Wunden und zur Wärmebehandlung von Körperteilen erwähnt. In alten Arzneibüchern, aufgeführt als "Fungus igniarius", "Fungus chirurgorum" und "Agaricus chirurgorum", wird auf seine kapillare Saugkraft als Wundabdeckung, also auf die blutstillende Wirkung hingewiesen. Eine Art Wundpflaster oder auch Wundstreupulver aus Zunderschwamm gab es bis in die 1930er Jahre in Apotheken zu kaufen. In der Medizin fand er hauptsächlich in Asien und Europa seine Anwendung. Ja, man kann in medizinischer Hinsicht von einer weltweiten Verbreitung im Laufe der Geschichte sprechen.

Eine weitere Nutzungsmöglichkeit war und ist heute noch sogar (vor allem für Touristen) die Herstellung von Kleidungsstücken (Hüte,Umhänge) in Teilen Osteuropas. In Deutschland gab es noch im  frühen 19.Jahrhundert  Zentren der Verarbeitung in Ulm, Nürnberg, Augsburg, Todtnau, Fredeburg und Neustadt in Thüringen. In sogenannten Zunderfabriken wurden dort in unseren Wäldern gesammelte bzw. auch z.B. aus Osteuropa (Karpaten) eingeführte Zunderschwämme verarbeitet.

Wie kam die „Hudersau" zu ihrem Namen?

Alois Zechmann schreibt in seiner Abhandlung „Zunderernte im Bayerischen Wald" erschienen in der Zeitschrift „Schöner Bayerischer Wald Nr.5/2003" von verschiedenen Bezeichnungen für den Zunderschwamm im Bayerischen - und Böhmerwald. Sie variieren  von Hadersau zu Hodensau im Oberen Bayerischen Wald  zu Hudersau im Unteren. Es gab aber auch die Bezeichnungen Zundel, Zuntern im Dreisesselgebiet und Zunterkügl, Zunterhuaf und Zunterhuf  im Böhmerwald. Eine etwas wissenschaftlicherer Name verbunden mit seinem Einsatz in der Medizin war der Name  „Chirurgenschwamm"

Über den folgenden Link ist der Beitrag des BR „Die Pilz-Pirsch" mit Heinrich Holzer zu sehen.

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/abendschau-der-sueden/pilz-schwammerl-hodernsau-zunder-100.html

Literatur:

Christina Ganter: „Mit Feuer und Flamme! -Historische Zunderschwammnutzung"

Alois Zechmann" Zunderernte im Bayerischen Wald"

 

 

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