Masterarbeit
„Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken"
-
Eine Faktorenanalyse anhand der Nationalparke
Bayerischer Wald - Šumava, Thayatal - Podyjí und
Sächsische Schweiz - České Švýcarsko
vorgelegt von
Johannes Clemens Matt
Matrikelnummer: 3306654
an der
Professur für Forst- und Umweltpolitik,
Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen
am 15. April 2014, Freiburg im Breisgau
Referent: Prof. Dr. Ulrich Schraml
Korreferent: Prof. Dr. Werner Konold
I
Vorwort
Die Gründe mich mit dem Thema „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken" eingehend zu beschäftigen, sind vielfältiger sowohl wissenschaftlicher als
auch persönlicher Natur. Während meines
Bachelorstudiums Geographie und auch
Masterstudiums Forstwissenschaften befasste ich
mich intensiv mit naturschutzfachlichen
Fragestellungen, vor allem mit Zusammenhängen
im Schutzgebietsmanagement. Praktika in den
Nationalparkverwaltungen Bayerischer Wald und
Böhmische Schweiz, führten mich ausführlich in
die Thematik grenzüberschreitende Zusammenarbeit
ein. Was macht eigentlich grenzüberschreitende
Zusammenarbeit aus und wie erklärt
sich das Beziehungsgeflecht zwischen zwei
benachbarten Nationalparken, sind bedeutende
Fragen, die mich beschäftigen. Zudem widme ich
mich des Längeren dem Erlernen der
tschechischen Sprache und viele freundschaftliche
Beziehungen, die über die Grenze
reichen, sind für mich weitere Motivation.
"Die Idee, nationale Grenzen mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu
überwinden, ist eine der nobelsten und überzeugendsten heutzutage." nach PLACHTER (2005)
Mein großer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Ulrich Schraml nicht nur für die Betreuung, sondern
auch für die stets hilfreichen Hinweise zur Gliederung und Durchführung der Arbeit. Herrn
Prof. Dr. Werner Konold danke ich als Korreferent. Des Weiteren bedanke ich mich bei den
Mitarbeitern in den Nationalparkverwaltungen und bei EUROPARC, die sich für Interviews
Zeit genommen haben und für die zu Verfügung gestellten Informationen. Ferner gilt mein
Dank der Müller-Fahnenberg-Stiftung für die finanzielle Unterstützung der Reisekosten in die
Nationalparke. Außerdem danke ich meiner lieben Freundin, die mir immer unterstützend zur
Seite steht, meinen Eltern, die mir das Studium ermöglicht haben, meinen lieben
Geschwistern und allen netten Freunden für ihre konstruktiven Ratschläge.
Abb. 1: Wohin verschwinden die Grenzen am ehemaligen
Eisernen Vorhang? (Matt 2013-11-18)
II
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung in die Masterarbeit ........................................................................................... 1
2 Aktueller Stand des Wissens ............................................................................................... 2
Definitionen grenzüberschreitender Zusammenarbeit 2.1 zwischen Nationalparken ........ 2
2.2 Nutzen und Herausforderungen grenzüberschreitender Zusammenarbeit ................... 6
2.3 Richtlinien und Levels grenzüberschreitender Zusammenarbeit ................................. 8
2.4 Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit ..................................................... 12
3 Problemstellung ................................................................................................................ 20
3.1 Zielsetzung der Arbeit ................................................................................................ 20
3.2 Forschungsfrage und Annahmen der Untersuchung .................................................. 21
4 Methodik ........................................................................................................................... 22
4.1 Forschungsdesign und -ablauf.................................................................................... 22
4.2 Methoden der Datenerhebung .................................................................................... 23
4.2.1 Vorgehensweise der Experteninterviews ............................................................ 23
4.2.2 Inhalte und Aufbau des Fragebogens .................................................................. 27
4.3 Auswerteverfahren ..................................................................................................... 27
4.3.1 Qualitative Inhaltsanalyse der Experteninterviews ............................................. 28
4.3.2 Auswertung des Fragebogens ............................................................................. 29
4.4 Charakterisierung von EUROPARC und der Nationalparke ..................................... 30
4.4.1 Bei der Dachorganisation europäischer Schutzgebiete - EUROPARC .............. 31
4.4.2 Im Böhmerwald - Nationalpark Bayerischer Wald & Nationalpark Šumava ..... 33
4.4.3 An der Thaya - Nationalpark Thayatal & Nationalpark Podyjí .......................... 36
4.4.4 In der Sächsich-Böhmischen Schweiz -
Nationalpark Sächsische Schweiz & Nationalpark České Švýcarsko ................ 38
5 Ergebnisse ......................................................................................................................... 41
5.1 Faktoren der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit .............................................. 41
5.1.1 Politische Rahmenbedingungen .......................................................................... 44
5.1.2 Finanzielle Rahmenbedingungen ........................................................................ 47
5.1.3 Ideelle und immaterielle Rahmenbedingungen ................................................... 48
5.1.4 Gemeinsame Aktivitäten ..................................................................................... 51
5.1.5 Kommunikationsebene........................................................................................ 55
5.1.6 Informelle und persönliche Ebene ...................................................................... 58
III
Bewertung 5.2 der Faktoren und Faktorenbereiche ......................................................... 61
5.2.1 Bewertung der Faktorenbereiche ........................................................................ 61
5.2.2 Bewertung der einzelnen Faktoren ..................................................................... 63
5.3 Zusammenführung der Erfahrungen bezüglich der Annahmen ................................. 66
5.3.1 Unterschiedliche Zielsetzungen erschweren die Zusammenarbeit ..................... 66
5.3.2 Zielsetzungen können durch erhöhte Kommunikationsbereitschaft
beschränkt angeglichen werden .......................................................................... 68
5.3.3 Nationalparkverwaltungen bestimmen die Zusammenarbeit
stärker als die Umweltministerien ....................................................................... 70
5.3.4 Persönliche Ebene ist wichtiger als Ressourcen und Expertise .......................... 72
6 Diskussion ......................................................................................................................... 74
6.1 Methodenkritik ........................................................................................................... 74
6.2 Ergebnisdiskussion ..................................................................................................... 75
6.2.1 Diskussion der Faktorenbereiche ........................................................................ 76
6.2.2 Diskussion der einzelnen Faktoren ..................................................................... 78
6.2.3 Diskussion der Erfahrungen anhand der Annahmen ........................................... 91
6.3 Schlussfolgerungen .................................................................................................... 94
7 Zusammenfassung / Shrnutí / Summary ........................................................................... 97
7.1 Deutsche Zusammenfassung ...................................................................................... 97
7.2 Tschechische Zusammenfassung - Shrnutí ............................................................... 98
7.3 Englische Zusammenfassung - Summary ................................................................. 99
8 Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 100
9 Anhang mit Erklärung ..................................................................................................... 107
Anhang I: Interviewleitfaden - EUROPARC ................................................................... 107
Anhang II: Interviewleitfaden - Nationalparke ................................................................. 109
Anhang III: Fragebogen - deutsch .................................................................................... 111
Anhang IV: Fragebogen - tschechisch .............................................................................. 113
Anhang V: Erklärung......................................................................................................... 115
IV
Abbildungsverzeichnis
Titelbild: Das Chaos „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken"
(Matt 2011-09-11)
Abb. 1: Wohin verschwinden die Grenzen am ehemaligen Eisernen Vorhang?
(Matt 2013-11-18) .................................................................................................. I
Abb. 2: Anzahl der Schutzgebietskomplexe weltweit, gegliedert nach Kontinenten
(UNEP-WCMC 2007) ............................................................................................ 5
Abb. 3: Am ehemaligen Eisernen Vorhang im Thayatal ist die Natur heute nicht
mehr durch den Stacheldraht getrennt (Matt 2013-11-18) ..................................... 19
Abb. 4: Die Bastei in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz auf der Reise zu den
Nationalparken (Matt 2013-11-25) ........................................................................ 30
Abb. 5: Übersichtskarte über die Schutzgebiete im Böhmerwald
(NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD 2014h) ................................ 33
Abb. 6: Grenzenlose Waldwildnis im Böhmerwald/ Šumava (Matt 2013-12-21) .............. 35
Abb. 7: Übersichtskarte über die Nationalparke an der Thaya
(NATIONALPARK THAYATAL 2014d) ...................................................................... 36
Abb. 8: Die Gemeinde Hardegg direkt am Grenzfluss der Thaya/ Dyje gelegen
(Matt 2013-11-18) .................................................................................................. 38
Abb. 9: Übersichtskarte über die Schutzgebiete in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
(NATIONALPARKFÜHRER CHRISTIAN NEUMANN 2014) .......................................... 38
Abb. 10: Das Prebischtor/ Pravčická brána in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
(Matt 2013-04-14) .................................................................................................. 40
Abb. 11: Anzahl der Faktoren-Nennungen nach Faktorenbereiche
(Anzahl der Nennungen: n= 333)........................................................................... 42
Abb. 12: Anzahl der Faktoren-Nennungen nach Faktorenbereichen
und Interviewpartner (n= 333) ............................................................................... 43
Abb. 13: Bedeutung der Faktorenbereiche für grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken
(n = 7, Daten aus Fragebogen, siehe Anhang III & IV) ......................................... 62
Abb. 14: Heutzutage leicht zu überwindende Grenze am Bach der Kirnitsch/
Křinice in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz (Matt 2013-04-17) ...................... 73
Abb. 15: Die Faktorenbereiche grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken ....................................................................................................... 77
Abb. 16: Überblick über die Faktoren und Faktorenbereiche grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken ........................................................... 78
Abb. 17: Endlich Überblick über „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken" gewonnen (Matt 2013-12-21) ..................................... 96
Abb. 18: Noch gibt es Grenzen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken - Zeit dies zu verändern! (Matt 2010-10-08) ............................... 115
V
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Gegenüberstellung internationaler Richtlinien für grenzüberschreitende
Zusammenarbeit (nach LANGE 2009) .................................................................... 10
Tab. 2: Sechs Levels von grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen benachbarten
Schutzgebieten (übernommen aus SANDWITH et al. 2001, nach ZBICZ 1999) ....... 11
Tab. 3: Übersicht über die durchgeführten Interviews ........................................................ 25
Tab. 4: Anzahl der Nennungen der Faktoren und Anzahl der Interviews in denen der Faktor
erscheint (Anzahl der Nennungen: n= 333; Anzahl der Interviews: n=6) ............. 41
Tab. 5: Bewertung der einzelnen Faktoren durch die Experten (Bewertung von 0 = unwichtig
bis 5 sehr wichtig), (n = 7, Daten aus Fragebogen, siehe Anhang III & IV) ......... 63
Abkürzungsverzeichnis
EU Europäische Union
EUROPARC EUROPARC-Federation
IUCN International Union for Conservation on Nature
NGO Non-Governmental-Organisation, Nicht-Regierungsorganisation
NP Nationalpark
TBPA Transboundary Protected Area
UNEP United Nations Environment Programme
UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation
WCPA World Commission on Protected Areas
WWF World Wide Fund For Nature
1
1 Einführung in die Masterarbeit
Wohin verschwinden die Grenzen 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs?
Wie steht es um die Zusammenarbeit im Naturschutz nach zehn Jahren EU-Osterweiterung?
Welche Aspekte machen eigentlich grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken, am ehemaligen Eisernen Vorhang gelegen, aus? Über mehrere Jahrzehnte
wurde Europa durch den Eisernen Vorhang getrennt. Heute verbindet das „Grüne Band
Europa" zahlreiche Großschutzgebiete beiderseits des ehemaligen Stacheldrahtes. Dort in
dieser politischen Speerzone blieben einmalige Naturlandschaften erhalten. Vor allem seit der
EU-Osterweiterung im Jahr 2004 wächst Europa immer mehr zusammen. Viele neue
Beziehungen und grenzüberschreitende Projekte, auch im Bereich des Naturschutzes, sind
entstanden. Die Notwendigkeit von grenzüberschreitender Zusammenarbeit ist heute in
Europa im Bereich des Naturschutzes unbestritten (VASILIJEVIĆ 2012, UNESCO 2003,
BRUNNER 2002). Viele Schutzgebiete können effektiven Naturschutz nur betreiben, wenn
dieser nicht an den nationalen Grenzen halt macht. An zusammenhängenden Gebirgszügen
bzw. Wasserflächen ist beiderseits von politischen Grenzen in der Regel eine einheitliche
Natur vorhanden (BRUNNER 2002).
Aus diesem Bedürfnis für grenzüberschreitende Zusammenarbeit heraus, ist es
notwendig und interessant zugleich sich die Zusammenarbeit zwischen benachbarten
Nationalparken näher zu betrachten. Um dies im Einzelnen zu verstehen, legt die vorliegende
Arbeit den Schwerpunkt auf die Faktoren, welche grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken ausmachen und erklären. Diese Faktorenanalyse zieht als
Untersuchungsgebiete die Nationalparke Bayerischer Wald & Šumava, Sächsische Schweiz &
České Švýcarsko und Thayatal & Podyjí heran. Zudem wurde die Dachorganisation
europäischer Schutzgebiete -EUROPARC- mit in diese Untersuchung eingebunden. Dieser
Arbeit verfolgt nicht das Ziel eine komplexe Theorie zu überprüfen, sondern neue
Erkenntnisse in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit aus den Fallstudien vor Ort zu
gewinnen.
Da in vielen Publikationen (VASILIJEVIĆ 2011b, SANDWITH et al. 2001, HAMILTON et
al. 1996) die Herausforderungen als auch die Vorteile von grenzüberschreitender
Zusammenarbeit bereits hervorgehoben wurden, werden diese nur am Rande der Arbeit
behandelt. Zudem nimmt diese Arbeit keine normative Bewertung der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit in den jeweiligen Schutzgebieten vor. Für die untersuchten Nationalparke
liegen bereits Evaluationen der grenzüberschreitenden Kooperation von EUROPARC vor.
2
Nach dieser kurzen Einführung in die Masterarbeit folgt im anschließenden Kapitel
ein Überblick über den aktuellen Stand des Wissens bezüglich grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten. Das dritte Kapitel stellt sowohl die Zielsetzung als
auch die Annahmen und die zentrale Forschungsfrage der Untersuchung vor. Im
darauffolgenden Kapitel wird die Methodik zunächst hinsichtlich Forschungsdesign und
-ablauf skizziert. Die Methoden der Datenerhebung und die Auswerteverfahren
vervollständigen die Forschungsmethodik im Kapitel 4. Folgend werden die
Untersuchungsgebiete, vor allem hinsichtlich ihrer grenzüberschreitenden Historie,
präsentiert. Im Hauptteil der Arbeit werden im Kapitel 5 die Ergebnisse, anhand der zentralen
Forschungsfrage und der Vorrannahmen gegliedert, dargelegt. Im anschließenden sechsten
Hauptkapitel, das zudem eine Methodenkritik beinhaltet, werden die Ergebnisse anhand des
aktuellen Stands des Wissens diskutiert. Abschließend werden Vorschläge zur weiteren
Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erarbeitet und in den
Schlussfolgerungen vorgestellt. Am Ende der Arbeit befindet sich die Zusammenfassung in
deutscher, tschechischer und englischer Sprache.
2 Aktueller Stand des Wissens
Definitionen grenzüberschreitender 2.1 Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken
Um den Ausdruck „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken"
zu verstehen, ist es zunächst erforderlich Definitionen heranzuziehen und sie zu erläutern.
Definition: „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit"
Unter grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird „any joint activity of two or more
organizations, aimed at generating public value by working together instead of separately of
each other" (aus MOLEN & LETSWAART 2012:16, nach BARDACH 2001) verstanden.
Regierungsorganisationen oder auch NGO's führen gemeinsame Projekte und Aktivitäten
beiderseits der Grenze durch, um einen Mehrwert für Mensch und Natur zu generieren.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit beschäftigt sich im Schwerpunkt mit
„Problemlösungen über Grenzen hinweg, an denen Angehörige unterschiedlicher
Spezialgebiete, Wissenschaftszweige und Herkünfte mit verschiedenen organisationalen Anund
Einbindungen arbeiten, um mit-, neben und gegeneinander ihre konkreten, zielgerichteten
Vorhaben mehr oder weniger erfolgreich organisiert voranzutreiben" (BÜHRMANN et al.
2013: 4). Dabei kann der Begriff „grenzüberschreitend" im Allgemeinen auf „nationale,
3
kulturelle, personale/ethnische, Fach-, Disziplinen-, Abteilungs- oder auch
Organisationsgrenzen" (BÜHRMANN et al. 2013: 5) bezogen werden. Um kollektive Ziele in
Zusammenarbeit mit anderen Organisationen zu erreichen sind „Koordination" und
„Kooperation" von zentraler Bedeutung. Grundlegend dafür sind einerseits der Aufbau von
Selbstreflexion, über die Fähigkeit sich in andere Kulturräume, Länder oder Fachabteilungen
ein zudenken, unterschiedliche Wahrnehmung nachzuvollziehen und mit Akzeptanz darauf zu
reagieren. Andererseits sei für grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Abbau der eigenen
Stereotypen und Vorurteile über offene Kommunikation, Herstellung einer breiten
Informationsbasis, Verminderung von Gerüchten und Schaffen von Vertrauen, besonders
wichtig (BÜHRMANN et al. 2013). Das wechselseitige Verstehen wird als Voraussetzung für
„die Zusammenführung von Personen über Organisationsgrenzen hinweg" (BÜHRMANN et al.
2013: 106) angesehen. BÜHRMANN et al. (2013) führen darüber hinaus an, dass die
Gleichrangigkeit aller Beteiligter und die horizontalen Abstimmungen zwischen den
Organisationen für eine positive Zusammenarbeit, die fortlaufend in einem Steuerungsprozess
angepasst werden sollte, entscheidend sind.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird als zentraler Aspekt auf europäischer
Ebene zum Aufbau eines gemeinsamen Europas angesehen. Die grenzübergreifende
Kooperation hat in Europa eine lange Tradition und intensivierte sich durch die EU
(KNIPPSCHILD 2008, PERKMANN 1999). Die EU hat die Bedeutung der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit als einen wichtigen Beitrag zur Herstellung des sozialen, wirtschaftlichen
und territorialen Zusammenhalts im geeinten Europa erkannt (PERKMANN 1999). Um das
Zusammenwachsen in Europa zu fördern, wurde das „Ziel der europäischen territorialen
Zusammenarbeit" als Nachfolge der vorangegangen INTERREG-Initiativen ins Leben
gerufen. Die INTERREG-Projekte der grenzübergreifenden Zusammenarbeit konzentrierte
sich zwischen 2007 und 2013 beispielsweise auf die „Förderung der unternehmerischen
Initiative [...] von kleinen oder mittleren Unternehmen des Fremdenverkehrs, kultureller
Tätigkeiten und des grenzüberschreitenden Handels" als auch auf die „Förderung und
Verbesserung des gemeinsamen Schutzes und der Bewirtschaftung der natürlichen und
kulturellen Ressourcen" (INTERREG 2014a). Die Tätigkeiten in der Förderperiode von 2007
bis 2013 wurden vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung mit insgesamt rund 8,7
Milliarden Euro finanziert. (EUROPEAN COMMISSION 2014). Für die kommende Förderperiode
von 2014 bis 2020 soll nach Aussagen der europäischen Institutionen und der
Mitgliedsstaaten, die europäische territoriale Zusammenarbeit weiter gestärkt werden
(INTERREG 2014b).
4
Definition: „Nationalpark"
Die IUCN gliedert Schutzgebiete in verschiedene Kategorien, wobei Nationalparke
der IUCN- Kategorie II entsprechen. Unter einem Nationalpark wird folgendes verstanden:
"Large natural or near natural areas set aside to protect large-scale ecological processes,
along with the complement of species and ecosystems characteristic of the area, which also
provide a foundation for environmentally and culturally compatible spiritual, scientific,
educational, recreational and visitor opportunities" (IUCN 2014). Der Schutz von
Artenvielfalt und natürlichen Prozessen steht in einem Nationalpark im Vordergrund.
Natürliche Ressourcen sollen für künftige Generationen erhalten werden. Des Weiteren soll er
ein Ort für Forschung, Umweltbildung und Erholung sein. Die Schwerpunktsetzung innerhalb
dieser Zielsetzungen kann in den einzelnen Nationalparken variieren. Nationalparke
unterscheiden sich von der Kategorie I Wildnisgebiet, da diese hauptsächlich zum Schutz von
Wildnis und der Forschung dienen, oder von Biotopgebieten der Kategorie IV, wo gezielte
Eingriffe für das Management vorgesehen sind.
Definition: „Transboundary Protected Area" / „Grenzüberschreitendes Schutzgebiet"
Weltweit werden verschiedenste Bezeichnungen für grenzüberschreitende
Schutzgebiete, wie Parks for Peace, Transboundary Protected Areas, Transboundary
Conservation and Development Areas, Transfrontier Parks, Transboundary Migratory
Corridors usw., verwendet (BRENNER & DAVIS 2012, BRAACK et al. 2006, SANDWITH et al.
2001). Für die Betrachtung von grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken in Europa eignet sich aufgrund deren Zielsetzungen und Größenordnung der
Begriff „Transboundary Protected Area" (TBPA). Ein TBPA wird von der IUCN nach
SANDWITH et al. (2001) als "an area of land and/or sea that straddles one or more borders
between states, sub-national units such as provinces and regions, autonomous areas and/or
areas beyond the limit of national sovereignty or jurisdiction, whose constituent parts are
especially dedicated to the protection and maintenance of biological diversity, and of natural
and associated cultural resources, and managed co-operatively through legal or other
effective means" (SANDWITH et al. 2001: 3) definiert. Zwar beinhaltet diese Auffassung auch
Schutzgebiete innerstaatlicher Grenzen, dennoch liegen, vor allem in Mitteleuropa, häufig
Großschutzgebiete an Staatsgrenzen. Je nach Definition werden unter TBPA's auch
Schutzgebiete verstanden, die nicht unmittelbar aneinandergrenzen (WCPA 2011, SANDWITH
et al. 2001). TBPA's haben den Erhalt der Biodiversität und von natürlichen und kulturellen
Ressourcen über ein gemeinsames Management zum Ziel. Hingegen liegt bei Parks for Peace,
5
als "transboundary protected areas that are formally dedicated to the protection and
maintenance of biological diversity, and of natural and associated cultural resources, and to
the promotion of peace and co-operation" (SANDWITH et al. 2001: 3) die Förderung von
Frieden zusätzlich im Mittelpunkt. EUROPARC definiert ein grenzüberschreitendes
Schutzgebiet "an area composed of two or more protected areas located within the territories
of two or more Parties, adjacent to the state border, each remaining under jurisdiction of
respective Party" (EUROPARC 2014a). Ein TBPA kann ein Nationalpark, ein Naturpark,
Biosphären Reservat oder anderes Naturschutzgebiet sein (FALL 2006).
Im Jahre 1932 wurde
zwischen den USA und Kanada mit
dem Waterton-Glacier-International
Peace Park das erste
grenzüberschreitende Schutzgebiet
errichtet. Noch im selben Jahr
wurde zwischen Polen und der
Tschechoslowakei im Pieninen-
Gebirge das erste „internationale
Landschaftsschutzgebiet in Europa"
ausgerufen (CHESTER 2008). Bei
einer ersten Zählung wurden 1988 bereits 59 Schutzgebietskomplexe, bestehend aus 70
benachbarten Schutzgebieten, gezählt. Bei einem Schutzgebietskomplex sind mindestens zwei
oder mehrere Schutzgebiete einander benachbart. Dabei müssen sie nicht unbedingt räumlich
direkt aneinandergrenzen. Bei der letzten Inventur im Jahr 2007 stieg die Zahl bereits auf 227
Schutzgebietskomplexe mit 3.043 einzelnen Schutzgebieten an (Abb. 2), wobei ein sehr
unterschiedlicher Grad der Zusammenarbeit vorliegt (BRENNER & DAVIS 2012, WCPA 2011).
Eine Zunahme der errichteten grenzüberschreitenden Schutzgebiete ist seit der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen. Internationale Konferenzen, wie 1972 die UNConference
on Environment and Development in Stockholm, 1992 der Earth Summit in Rio
de Janeiro, als auch die Gründung von Institutionen, wie IUCN, WWF oder UNEP, förderten
das aufkeimende Umweltbewusstsein. Seit Ende der 1980iger Jahre rückten
grenzüberschreitende Schutzgebiete nach Anerkennung ihrer sozioökonomischen Vorteile in
den Blickpunkt (FALL 2006). Zugleich wurde der Mensch mit seinen sozialen und
ökonomischen Bedürfnissen in Beziehung zu Schutzgebieten gesetzt. Dies festigte sich durch
Abb. 2: Anzahl der Schutzgebietskomplexe weltweit, gegliedert nach
Kontinenten (UNEP-WCMC 2007)
Europa
82
Afrika
51
Asien
47
Zentral- &
Südamerika
35
Nordamerika
12
6
die International Conference on Transboundary Protected Areas im Jahr 1997 und bei dem
IUCN V'th World Park Congress 2003 in Durban. Seit dem ist die Anzahl
grenzüberschreitender Schutzgebiete weltweit rasant angestiegen (VASILIJEVIĆ 2011a, FALL
2006). Zukünftig wird neben der Fortsetzung dieses Trends eine Konsolidierung und
Intensivierung grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten erwartet
(VASILIJEVIĆ 2011a, SLOCOMBE & DANBY 2006).
Nutzen und Herausforderungen 2.2 grenzüberschreitender
Zusammenarbeit
Sehr häufig teilen sich zwei oder mehrere Staaten eine gemeinsame Naturlandschaft,
z. B. Gebirgszug, oder eine natürliche Ressource, z. B. Gewässer, oder auch eine kulturelle
und geschichtliche Entwicklung, z. B. Folklore. Allein das Vorhandensein einer dieser
Gemeinsamkeiten kann als Grundvoraussetzung für grenzüberschreitende Zusammenarbeit
angesehen werden (SANDWITH et al. 2001). In Schutzgebieten ergibt sich aus der Existenz
eines gemeinsamen Naturraumes und dort für einen effektiven Naturschutz zu sorgen, die
Notwenigkeit der Kooperation. Darüber hinaus können durch enge Zusammenarbeit über
Grenzen hinweg viele potenzielle Vorteile und Nutzen generiert werden. Benachbarte
Naturschutzgebiete können Ökosysteme auf einer großen Fläche wirksam schützen und
managen. So bieten sie Trittsteine für die Migration von zahlreichen Tierarten, vor allem über
eine verbesserte Konnektivität von Habitaten für Großraubtiere (HAMILTON et al. 1996).
Strukturreiche Lebensräume mit naturnahen, gesunden Tier und Pflanzenpopulationen tragen
zur Minderung des Biodiversitätsverlustes bei (VASILIJEVIĆ 2011b). Über ein abgestimmtes
Management zwischen Schutzgebieten können gemeinsame Naturschutzmaßnahmen
durchgeführt und Visionen erreicht werden. Auch lassen sich größere Herausforderungen, wie
beispielsweise Waldbrände oder invasive Arten, effizienter kontrollieren (HAMILTON et al.
1996). Durch kooperative Forschung und Dokumentation werden Duplikationen vermieden
und Qualifikationen, Erfahrungen und Ausrüstung geteilt. Durch Werbung als eine
grenzenlose Nationalparkregion kann nachhaltiger Tourismus und somit auch die
Entwicklung benachteiligter Regionen gefördert werden (HAMILTON et al. 1996). Einerseits
können Kosten durch Bündelung gemeinsamer Arbeit gesenkt werden, andererseits können
durch den internationalen Charakter Projektfördergelder der EU oder anderer Institutionen
ausgeschöpft werden. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Naturschutzeinrichtungen kann ebenfalls einen Beitrag zur politischen Stabilität, über die
höhere Verpflichtung an Vereinbarungen und Bindung an Ministerien, leisten (HAMILTON et
al. 1996). Des Weiteren können regionale Friedensbemühungen unterstützen werden
7
(VASILIJEVIĆ 2011b). Neben dem politischen, kann auch der kulturelle Austausch auf beiden
Seiten über Veranstaltungen der Nationalparkverwaltungen gestärkt werden. Gemeinsame
Fortbildungen und Austausch, führen zu gegenseitigem Kennenlernen und höherer Motivation
unter den Mitarbeitern (HAMILTON et al. 1996). Sprachbarrieren zwischen den Mitarbeitern
können leichter überwunden werden und eine grenzüberschreitende Identität und
Freundschaften entstehen (VASILIJEVIĆ 2011b). Mit dieser Vielzahl an potentiell nützlichen
Funktionen, können grenzüberschreitende Schutzgebiete eine bedeutende Rolle für den Erhalt
der Biodiversität und von Lebensräumen spielen. Über die Förderung von Kooperationen im
Naturschutz über Staatsgrenzen hinweg, können darüber hinaus generell soziale,
wirtschaftliche und politische Ziele erfüllt und Mehrwert generiert werden (VASILIJEVIĆ
2011a, SLOCOMBE & DANBY 2006).
Nichtsdestoweniger ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Schutzgebieten stets eine komplexe Herausforderung. Zum einen bestimmt das Bedürfnis,
grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten, im hohen Maße den Grad der Zusammenarbeit.
Zum anderen, wenn die oben genannten Vorteile von Kooperation zwischen Schutzgebieten
nicht erkannt werden, kann eine geringe Bereitschaft und Motivation für die Zusammenarbeit
bei den Mitarbeitern vorliegen. Divergierende politische und gesetzliche Rahmenbedingungen
oder Rückhalt können ebenfalls die Kooperation einschränken. Unterschiede in der
Kompetenzzuweisung der Nationalparkverwaltungen durch die Ministerien, in der
Verfügbarkeit von Ressourcen, wie Arbeitszeit oder Geld, und im Einsatz für die
Zusammenarbeit können zu einer unausgewogenen Situation führen (HAMILTON et al. 1996).
Verschiede wirtschaftliche Ausgangssituationen sowie eine stark unterschiedliche
Wirtschaftskraft der Nationalparkregionen können hindernd wirken. Unzureichend
langfristig-gesicherte Finanzierung kann der Zusammenarbeit gleichfalls wie mangelnde
Verkehrsverbindungen oder weite Entfernungen zwischen den Schutzgebietsverwaltungen
abträglich sein (HAMILTON et al. 1996). Daneben spielen kulturelle, religiöse, historische und
sprachliche Barrieren mit herein. Niedrige Akzeptanz der Schutzgebiete in der lokalen
Bevölkerung kann der Umsetzung und Erreichung von Schutzzielen entgegenstehen. Darüber
hinaus ist die Kommunikation in der alltäglichen Arbeit zwischen den
Schutzgebietsmitarbeitern selbst immer eine herausfordernde Aufgabe (VASILIJEVIĆ 2011b,
SLOCOMBE & DANBY 2006).
8
Richtlinien und Levels grenzüberschreitender 2.3 Zusammenarbeit
Aus den internationalen Konferenzen, wie der First World Conference on National
Parks im Jahr 1962 oder IUCN V'th World Park Congress in 2003 und folgender
Konferenzen, gingen Vorschläge zur Errichtung von grenzüberschreitenden Schutzgebieten
und Richtlinien für deren Zusammenarbeit hervor. Je nach Schutzgebietskategorie wurden in
den letzten Jahrzehnten verschiedene Richtlinien von IUCN, Global Transboundary Protected
Area Network der WCPA, UNESCO, Advice for transboundary Ramsar Sites, European
Outline Convention on Trans-frontier Cooperation und von EUROPARC festgehalten. Da
über die Richtlinien bereits vielfach geschrieben wurde (VASILIJEVIĆ 2012, LANGE 2009,
HAMILTON 2001, SANDWITH et al. 2001), werden im Folgenden diese nur kurz skizziert und
überblicksmäßig in einer großen Tabelle zusammengefasst. Diese Auflistung führt zu den
Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken hin, die dann im
Mittelpunkt dieser Arbeit stehen.
Für die tabellarische Zusammenstellung wurden die am häufigsten verwendeten und
weitreichendsten Richtlinien nach SANDWITH et al. (2001), UNESCO (2000), EUROPARC
(2003) ausgewählt. Im Jahr 2001 veröffentlichte die IUCN ihre „Good Practice Guidelines"
für grenzüberschreitende Schutzgebiete. Die Richtlinien zielen vor allem auf die geteilte,
gemeinsame Natur- und Kulturressource ab, für welche eine gemeinsame Vision und Werte
entwickelt werde sollten (SANDWITH et al. 2001). Aus der IUCN- Commision „WCPA" ging
das Global Transboundary Protected Area Network hervor (CHESTER 2008). Dieses Netzwerk
bietet eine Plattform für Publikationen und für den Austausch zwischen
Schutzgebietsmanagern. Zudem bereiten sie Workshops vor, in denen beispielsweise neue
Richtlinien für grenzüberschreitende Zusammenarbeit entwickelt und gestaltet werden
(WCPA 2013). Die UNESCO setze Empfehlungen für grenzüberschreitende
Biosphärenreservate während des „Seville +5 Meeting" 2000 fest. Aneinandergrenzende
Biosphärenreservate sollten eine funktionale Schutzeinheit über Grenzen hinweg als Ziel
anstreben. Ein harmonisierte Management mit einheitlichem Zonierungsplan, gleichem
Verständnis der Zonierungskategorien, gemeinsame Forschungs- und Monitoringprojekte
sollen die Zusammenarbeit ausmachen (UNESCO 2000). Von EUROPARC wurden 2003 die
„Basic Standards" offiziell herausgegeben, nach denen die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten in Europa bewertet wird. Die Schutzgebiet können
enge Zusammenarbeit mit der Label „Following Nature's Design" von EUROPARC
zertifiziert werden.
9
IUCN (SANDWITH et al. 2001) UNESCO (2000) EUROPARC (2003)
Gemeinsame Abkommen, Vereinbarungen, Planung
Vereinbarungen zur Konsultation und
Zusammenarbeit
Unterzeichnetes Memorandum Unterzeichnetes Memorandum
Gemeinsame Vision basierend auf der
geteilten Ressource
Gemeinsame Nominierung des
gesamten Gebietes als
Transboundary Reserve (UNESCO)
Gemeinsame Vision mit
hervorheben der Vorteile der
Zusammenarbeit
Gemeinsame strategische Planung
Bestimmen der Schlüsselaufgaben
der Arbeitsgruppen
Gemeinsame Bestimmung der
Arbeitsfelder der Zusammenarbeit
Abgestimmte Planungsprozesse
Bestimmen der gemeinsamen Ziele
und des Arbeitsplans
Einführung eines gemeinsamen,
mittelfristigen Arbeitsplan
Zonierungsplan für das gesamte
Gebiet (basierend auf der Vision)
Zonierungsplan für das gesamte
Gebiet; gleiches Verständnis der
Zonierungskategorien
Gemeinsame oder abgestimmte
Managementpläne
Bemühungen hinführend zu
abgestimmten
Managementmethoden
Anstreben abgestimmter rechtlicher
Bestimmungen
Zusammenführen der gesetzlichen
Regelungen zum Biodiversitätsschutz
Zusammenarbeit in der touristischen
Werbung und Produktentwicklung
Gemeinsame Tourismusstrategie Gemeinsame Besucherlenkung
Gemeinsame Kennzeichnung zur
Besucherlenkung
Bestimmung der Regeln der
Zusammenarbeit
Gemeinsame Evaluation des
Erreichten
Ähnliche Verwaltungsstrukturen
Koordinierungsausschuss,
regelmäßige Treffen und Einrichten
eines permanenten Sekretariats +
Etat
Gemeinsame Kommission wird
empfohlen
Schaffen eines Zentrums in jedem
Land (zweisprachig)
Schwerpunktsetzung auf
Zusammenarbeit beiderseits der
Grenze
Vermittler für
grenzüberschreitende
Zusammenarbeit sollte bestimmt
werden
Einsetzen gemeinsamer technischer
Arbeitsgruppen
Treffen der Arbeitsgruppen eigens zu
diesem Zweck
Einsetzen einer gemeinnützigen
Gesellschaft zur Verwaltung der
Finanzmittel
Errichtung einer Gesellschaft mit dem
Ziel das Transboundary Reserve zu
bewerben
Interne Kommunikation (Mitarbeiter)
Ermutigung zum
Informationsaustausch auf allen
Mitarbeiterebenen
Einführung eines Mittelmaßes an
Kommunikation zwischen den
Koordinatoren / Managern
Ständige Kommunikation auf allen
Ebenen der Mitarbeiter
Abhalten regelmäßiger Arbeitstreffen
um sich mit beiderseitigen Interessen
zu befassen
Gemeinsame Mitarbeiterteams für
spezielle Aufgaben
Treffen der Mitarbeiter, die für
grenzüberschreitende Aktivitäten
zuständig sind
Informationsaustausch (Abstimmen
der Kommunikationsmethoden)
Dauerhafter Informationsaustausch
Erleichterter Datenaustausch über
gleiche Datenformate, GIS, Teilen von
wissenschaftl. Informationen
Dauerhafter Datenaustausch und
gemeinsames Monitoringsystem
Gemeinsame Weiterbildung der
Mitarbeiter
Gemeinsame Trainingseinheiten für
Mitarbeiter
Kurz- und Langfristiger
Mitarbeiteraustausch / Studienreise
Werbung für personellen Austausch
Regelmäßige gemeinsame
Exkursionen in alle Bereiche der
Schutzgebiete
Anbieten von Sprachkursen Sprachtraining wenn erforderlich Übersetzungstätigkeiten
Hervorhebung der Bedeutung der
Zusammenarbeit durch die Leitung
Unterstützung des Verständnis der
benachbarten Kultur
10
Externe Kommunikation (Öffentlichkeitsarbeit)
Gemeinsame Werbung der
Schutzgebiete, Informationsmaterial
Entwicklung einer gemeinsamen
Strategie für die Öffentlichkeitsarbeit
Kommunizieren des Schutzgebietes
als ein Ganzes
Geteilte Ressource als Symbol (Basis
für Logo), gemeinsamer Namen und
Beschilderung, gemeinsam benutze
Besuchereinrichtungen
Gemeinsames Logo und Design für
publizierte Materialien
Gewährleisten der
fremdsprachlichen Kommunikation
Gemeinsame Internetseite,
Newsletter
Gemeinsame Internetseite
Gemeinsame zwei-/ mehrsprachige
Internetseite
Gemeinsame Karte oder
Besucherbroschüre
Karte mit gemeinsamer Zonierung Gemeinsame Karten des Gebietes
Gemeinsame
Umweltbildungsaktivitäten
Werbung von Schulaustausch oder
Austausch zwischen
Forschungseinrichtungen
Geführte Exkursionen und
Veranstaltungen für Zielgruppen
beiderseits der Grenze
Gemeinsame Aktivitäten
Gemeinsames Management im
Artenschutz, Entfernung von
Migrationsbarrieren für Tiere,
Kontrolle invasiver Arten,
Wiedereinbürgerung von Arten
Gemeinsames Habitatmanagement,
Projekte zur
Erhaltung von Biodiversität
Gemeinsame Forschung und
dauerhaftes Monitoring
Gemeinsame Planung der
Forschungs- und Monitoringprojekte
Gemeinsame oder beiderseitige
Forschungsprojekte
Werbung von Gesellschaftsaktivitäten
(Exkursionen, Festivals, usw.)
Werbung von gemeinsamen
Kulturveranstaltungen
Gemeinsame
Kulturveranstaltungen, die das
Vertrauen zwischen benachbarten
Gemeinden, Menschen fördern
Konkrete gemeinsame Projekte Gemeinsame Pilotprojekte
Zusammenarbeit in der Schädlings
und Feuerbekämpfung
Gesicherte Finanzierung
Abgestimmter Haushalt als integraler
Bestandteil der Finanzierungspläne
Gesicherte Finanzierung für
grenzüberschreitende Projekte
Erkennen von potenziellen
Finanzierungsmöglichkeiten
gemeinsamer Projekte
Erkennen von potenziellen
Finanzierungsquellen und
gemeinsame oder gleichzeitige
Bewerbung
Gemeinsame Projektvorbereitung
und -antragsstellung für
internationale Geldgeber(EU, GEF,
usw.)
Tab. 1: Gegenüberstellung internationaler Richtlinien für grenzüberschreitende Zusammenarbeit
(nach LANGE 2009)
ZBICZ (1999) erstellte eine Klassifikation der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
zwischen Schutzgebieten. Er differenzierte sechs Levels der Kooperation, die im Folgenden
tabellarisch dargestellt sind, um daraus ebenfalls Faktoren grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zu entnehmen.
11
Levels der Zusammenarbeit Eigenschaften
Level 0: Keine Zusammenarbeit
 Mitarbeiter benachbarter Schutzgebiete weder kommunizieren noch treffen
sich
 Informationen werden nicht geteilt, in keiner Angelegenheit findet
Zusammenarbeit statt
Level 1: Kommunikation
 Beiderseitige Kommunikation zwischen den Schutzgebieten
 Treffen oder Kommunikation findet mindestens einmal im Jahr statt
 Informationen werden geteilt
 Ankündigungen von Maßnahmen, die evtl. das andere Schutzgebiet betreffen
könnten, finden manchmal statt
Level 2: Konsultation
 Kommunikation ist häufiger (mindestens drei mal pro Jahr)
 Zusammenarbeit in mindestens zwei verschiedenen Aktivitäten
 Beide Seiten teilen meistens die Informationen
 Ankündigungen von Maßnahmen, die evtl. das andere Schutzgebiet betreffen
könnten, finden meistens statt
Level 3: Kollaboration
 Kommunikation ist regelmäßig (mindestens alle zwei Monate)
 Treffen finden mindestens drei mal pro Jahr statt
 Beide Schutzgebiete arbeiten in mindestens vier Aktivitäten zusammen
 Teilweise Absprache von Planungen manchmal auch vor Durchführung der
Maßnahmen
Level 4: Abstimmung des Managements
 Kommunikation ist häufig, abgestimmte Maßnahmen v.a. im Management
 Beide Schutzgebiete Arbeit in mindestens fünf Aktivitäten zusammen,
regelmäßige Treffen und Benachrichtigung in Notfällen
 Beide Schutzgebiete stimmen sich in der Planung meistens ab, Behandlung
des gesamten Gebiets als eine ökologische Einheit
Level 5: Volle Zusammenarbeit
 Planung ist völlig zusammengeschlossen und, Ökosystem entsprechend, mit
gemeinsamer Entscheidungsfindung und Zielen
 Manchmal gemeinsame Durchführung von Managementmaßnahmen
 Zusammenarbeit in mindestens sechs Aktivitäten
 Gemeinsame Kommission zur Beratung der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit
Tab. 2: Sechs Levels von grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen benachbarten Schutzgebieten
(übernommen aus SANDWITH et al. 2001, nach ZBICZ 1999)
Aus diesen beiden Auflistung können bereits sowohl erste Faktoren als auch
Faktorenbereiche grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken abgeleitet
werden, die im nachfolgenden Abschnitt um weitere Faktoren anderer Untersuchungen
ergänzt werden.
12
Faktoren grenzüberschreitender 2.4 Zusammenarbeit
Generell haben sich bisher wenige Studien ausschließlich mit den Faktoren von
grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten auseinandergesetzt
(LEIBENATH et al. 2011). Dennoch finden sich am Rande vieler Veröffentlichungen zu den
Vorteilen, Herausforderungen und Richtlinien von grenzüberschreitender Kooperation einige
Anmerkungen zu den Faktoren. Im Folgenden werden, in einzelne Abschnitte gegliedert, die
bedeutendsten Faktoren, insofern sie bisher in der Literatur beschreiben wurden, ausgeführt.
Die Gliederung in die Abschnitte wurde inhaltlich sinngemäß vorgenommen. Inwieweit in der
Literatur die Faktoren in entsprechende Bereiche gruppiert wurden, wird am Ende dieses
Kapitels beschrieben.
Einige Studien heben im Speziellen die Bedeutung formaler, schriftlicher
Vereinbarungen sowohl zwischen den Schutzgebieten als auch zwischen den zuständigen
Ministerien hervor. (VASILIJEVIĆ 2011b, HAMILTON 2001, HAMILTON et al. 1996,). Eine
Deklaration oder ein Memorandum zur Zusammenarbeit zwischen den Ministerien wird als
Grundlage grenzüberschreitender Kooperation angesehen (BRUNNER 2003, UNESCO 2003,
IUCN 1997). Eine entsprechende gegenseitige Übereinkunft oder Agreement liefert den
Rahmen für die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg (EUROPARC 2010, BRUNNER 2003).
So ist es wichtig, dass sich alle Schutzgebietsmitarbeiter und beteiligten Akteure an einer
gemeinsamen Vision orientieren können (BRUNNER 2011, EUROPARC 2010). Neben der
Bedeutung von Vereinbarungen auf hoher politischer Ebene wird auch die Bedeutung der
politischen Unterstützung und Stabilität als wichtiger Faktor betont (POOL 2006). Hierbei
kann aber eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter auf ministerieller Ebene der
grenzüberschreitenden Kooperation hinderlich sein (VASILIJEVIĆ 2011b, KŘENOVÁ & KIENER
2011, HAMILTON 2001). Die nationalen politischen Einrichtungen als auch internationale
Organisationen sollten ihre Unterstützung für grenzüberschreitende Zusammenarbeit zusagen
(VASILIJEVIĆ 2012).In Kooperationen habe sich „die frühzeitige und regelmäßige Einbindung
von politischen Akteuren als zentral herausgestellt" (KNIPPSCHILD 2008: 13). Zudem kommen
politischen Ausschüssen oder Kommissionen in der grenzüberschreitenden Verständigung
und in der gemeinsamen Entwicklung für die Schutzgebiete eine wichtige Rolle zu (STRAUSS
& DIEHL 2011, UNESCO 2003, ZBICZ 2001). Aber es wird auch darauf hingewiesen, dass
einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nur auf Ebene internationaler Abkommen und
politischer Vereinbarungen von wenig Erfolg beschienen ist (NIEWIADOMSKI 2011).
13
Eine Vielzahl an Veröffentlichungen geht darauf ein, dass die rechtlichen
Rahmenbedingungen in den aneinandergrenzen Schutzgebieten ähnlich sein sollten.
(VASILIJEVIĆ 2012, TAMBURELLI & GUILLET 2003, UNESCO 2003, IUCN 1997). Gesetzliche
Vorgaben in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sollten harmonisiert werden, da
ferner die Zuständigkeiten auf viele verschiedene staatlichen Behörden verteilt ist (BRUNNER
2011, KŘENOVÁ & KIENER 2011, VASILIJEVIĆ 2011b). Fehlende transnationale rechtliche
Rahmenbedingungen können nach KNIPPSCHILD (2008) und SLOCOMBE & DANBY (2006) eine
Kooperation behindern. Im Umkehrschluss heißt dies, dass formale gesetzliche
Verpflichtungen für eine Zusammenarbeit begünstigend wirken können, da durch ihren
Rechtscharakter ein gewisser Standard und Niveau der Kooperationen als Basis gewährleistet
werden kann (LEIBENATH et al. 2011). Um eine Kooperation zwischen Schutzgebieten zu
konsolidieren oder bei Schwierigkeiten Problemlösungen zu finden, ist ein gemeinsamer
rechtliche Rahmen unabdingbar (TAMBURELLI & GUILLET 2003).
In den Vordergrund wird auch die nachhaltige, ausreichende Finanzierung der
grenzüberschreitenden Kooperation gestellt (VASILIJEVIĆ 2012, VASILIJEVIĆ 2011b,
HAMILTON 2001). Eine dauerhafte finanzielle Ausstattung sollte von Beginn der
Zusammenarbeit geregelt sein (STRAUSS & DIEHL 2011, NIEWIADOMSKI 2011). Eine
finanzielle Basis mit ausschließlich Projektfinanzierungen sei für eine langfristige
Kooperation nicht brauchbar, da ansonsten das Ende des Projekts die „deadline for
cooperation" (NIEWIADOMSKI 2011: 30) sein könnte. Nach BRUNNER (2002) ist es hilfreich,
wenn internationale Organisationen den finanziellen Rahmen der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit abdecken. Projektanträge sollten gemeinsam entwickelt und eingereicht
werden (EUROPARC 2010). Dazu ist es hilfreich, dass gemeinsame
Finanzierungsmechanismen gefunden und internationale Gelder ausgeschöpft werden
(VASILIJEVIĆ 2012, UNESCO 2003). Jedoch können sowohl Unterschiede in den
Finanzkapazitäten der Verwaltungen als auch unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung
der Schutzgebietsregionen der Zusammenarbeit abträglich sein. (VASILIJEVIĆ 2012, BRUNNER
2006, UNESCO 2003). Zudem sind die Transaktionskosten vor allem zu Beginn der
Kooperation als Faktor zu berücksichtigen. Von Anfang an sollten alle Kooperationspartner
eigene Ressourcen miteinbringen (KNIPPSCHILD 2008).
Der Bedeutung der institutionellen Rahmenbedingungen wird in den Publikationen
gleichfalls Rechnung gezollt (LEIBENATH et al. 2011, KNIPPSCHILD 2008, UNESCO 2003).
Die Einführung von Regeln, die beispielsweise den regelmäßigen Informations- und
Datenaustausch oder die gemeinsame Entscheidungsfindung vorgeben, kann zudem für die
14
Zusammenarbeit hilfreich sein (EUROPARC 2010). Nach LEIBENATH et al. (2011) umfassen
die institutionellen Rahmenbedingungen nicht nur die Praktiken und Regeln der Kooperation,
sondern auch die sozialen Normen, wie Ansehen und Anerkennung, der in der
Zusammenarbeit beteiligten Akteure. Ähnliche institutionelle Strukturen sind für
funktionierende grenzüberschreitende Kooperation wichtig, weil dadurch die
Transaktionskosten der Zusammenarbeit gesenkt werden können (FALL 2009). In
Schutzgebietsbeiräten sollten möglichst sämtliche regionale Akteursgemeinschaften
zusammen mit den Schutzgebietsverwaltungen vertreten sein. Die Einbeziehung aller Akteure
und ihrer Konstellation wird ferner von VASILIJEVIĆ (2012), LEIBENATH et al. (2011) und
LANGE (2009) empfohlen. Damit können die lokale Bevölkerung und auch NGO's
miteinbezogen werden (UNESCO 2003, HAMILTON 2001). Ein transparenter, bottom-up
Prozess motiviert zur Partizipation einer breiten Öffentlichkeit (VASILIJEVIĆ 2012, STRAUSS &
DIEHL 2011, BRUNNER 2002). Am besten wäre dies von Beginn des Schutzgebietes an
anzustreben, um eine gute Beziehung zwischen lokaler Bevölkerung und
Schutzgebietsverwaltungen zu erreichen (VASILIJEVIĆ 2012, BRUNNER 2002). Denn weitere
Akteure in Kooperationsprozesse später zu integrieren, stellt sich häufig schwierig dar
(KNIPPSCHILD 2008). Sprich, wenn die Zusammenarbeit von lokalen Akteuren mitgeplant und
entwickelt werden kann, besteht die Aussicht, dass Akzeptanz und Verständnis für die
Schutzgebiete gefördert wird (DIEHL & LANG 2011, POOL 2006, BRUNNER 2003).
Eine gemeinsame, dauerhafte Verwaltungseinheit, wie z. B. ein andauernd besetztes
Koordinierungssekretariat, könnte für eine gelingende Zusammenarbeit zielführend sein.
Dieses Sekretariat könnte beispielsweise Zuständigkeiten klar definieren und als
stabilisierender Faktor dienen, wenn führende Mitarbeiter häufig wechseln (PETRIKOVA
2011). Diese Funktion könnte auch eine Person übernehmen, die allein für spezielle Aufgaben
von grenzüberschreitender Zusammenarbeit zuständig wäre (FALL 2009). Die Einführung
eines Koordinators, am besten als kultureller Vermittler von außen kommend, wird als
interessanter Aspekt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten
eingebracht (FALL 2009, HAMILTON 2001). Fehlende Kontinuität bei der Besetzung der
Mitarbeiter und der Verwaltungsdirektoren oder keine gleichwertige Zuschreibung der
Kompetenzen, können zu einem asymmetrischen Kräfteverhältnis zwischen den
Verwaltungen führen (FALL 2009). Eine gemeinsame Verwaltung bzw. -sstruktur für das
gesamte Schutzgebiet wird zudem als kosteneffizient aber auch zugleich als visionär
vorgeschlagen (BRUNNER 2011). ZBICZ (2001) hingegen sieht eine mögliche Existenz einer
gemeinsamen Verwaltung als nicht vordergründig bedeutend an.
15
Als weitere Rahmenbedingungen wird die Verfügbarkeit von Arbeitszeitressourcen
bei den Schutzgebietsmitarbeitern erwähnt (HAMILTON 2001). Aus den Erfahrungen der
Zusammenarbeit im Riesengebirge zwischen Polen und Tschechien wurde der Faktor Zeit als
eigenständiger Aspekt der Kooperation genannt (PETRIKOVA 2011). Für die Implementierung
eines effektiven grenzüberschreitenden Managements und für das Funktionieren der gesamten
Zusammenarbeit ist ein langfristiger Zeitraum einzuplanen (VASILIJEVIĆ 2012). Eine
Kooperation zwischen Schutzgebieten kann schlichtweg nicht erzwungen werden (ZBICZ
2001). In den Fallstudien von UNESCO (2003) werden die Zugänglichkeit zu den
Schutzgebieten, die Verkehrsanschließung, Vorhandensein von Grenzkontrollen und die
Entfernung zwischen den Verwaltungen hervorgehoben. ZBICZ (2001) jedoch kommt zu dem
Schluss, dass diese Aspekte nicht so bedeutend sind. Ebenfalls LEIBENATH et al. (2011) und
KNIPPSCHILD (2008) beschreiben, dass die Größe des Kooperationsraumes, die Qualität der
Verkehrs- und Kommunikationsverbindungen von den beteiligten Akteuren kaum beeinflusst
werden können. Die Studie aus dem grenzüberschreitenden Schutzgebiet am Donaudelta
zwischen der Ukraine und Rumänien zeigt, dass eine sehr unterschiedliche
Personalausstattung zwischen zwei Verwaltungen störend sein kann (UNESCO 2003). Auch
FALL (2009) und KNIPPSCHILD (2008) sprechen sich für ähnlich große Verwaltungen aus, da
ansonsten die Verwaltungen von einem Kooperationspartner als unübersichtlich und
unflexibel wahrgenommen werden können. Zudem ist der Faktor entscheidend, ob überhaupt
Bedarf oder Notwendigkeit zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit besteht (LANGE 2009,
KNIPPSCHILD 2008).
Des Weiteren sollten in gegenseitiger Abstimmung formulierte Zielsetzungen und ein
ähnliches Grundverständnis von Zusammenarbeit vorliegen (VASILIJEVIĆ 2012, UNESCO
2003). Eine gemeinsame Bestimmung der Prioritäten und der Arbeitsfelder der
Zusammenarbeit werden nahe gelegt (VASILIJEVIĆ 2012, NIEWIADOMSKI 2011, UNESCO
2003). Sehr detaillierte Managementpläne, die von beiden Seiten vereinbart wurden, sind für
die praktische Zusammenarbeit wichtig (VASILIJEVIĆ 2011b, BRUNNER 2011, KŘENOVÁ &
KIENER 2011). Hierbei wird zudem empfohlen, sich für das Ausloten und Festlegen der Ziele
zu Beginn einer Zusammenarbeit ausreichend Zeit zu nehmen und keine überschnellen oder
übersteigerten Ziele niederzuschreiben (KNIPPSCHILD 2008). Neben den Managementplänen
spielen gemeinsame Veranstaltungen, Aus- und Weiterbildungen oder wechselseitiger
Personalaustausch der Mitarbeiter eine große Rolle (VASILIJEVIĆ 2012, EUROPARC 2010,
BRUNNER 2003, HAMILTON 2001, UNESCO 2003). Im Riesengebirge zwischen dem
tschechischen NP Krkonoše und dem polnischen NP Karkonosze kam man zu der Erkenntnis,
16
dass auch wenn die Erstellung eines gemeinsamen Managementplans scheitert, eine gleiche
strategische Ausrichtung, gemeinsam durchgeführte Maßnahmen und Projekte mit ihrer
Kontinuität und Qualität von größerer Bedeutung sind (PETRIKOVA 2011). Wie bereits
erwähnt, sollten darüber hinaus gemeinsame Projekte und Maßnahmen in den Bereichen
Naturschutz, Umweltbildung, Forschung und Monitoring einen wichtigen Beitrag zur
Kooperation leisten (VASILIJEVIĆ 2012, EUROPARC 2010, SLOCOMBE & DANBY 2006,
HAMILTON 2001). Dazu gehört die Unterstützung regionaler, grenzüberschreitender
Aktivitäten im Naturschutz, die zum Ökosystemschutz, zum Artenschutz und zur
Konnektivität von Habitaten beitragen (VASILIJEVIĆ 2012, EUROPARC 2010, ZBICZ 2001).
Gemeinsame Geländearbeit der Mitarbeiter oder Umweltbildungsprogramme,
Jugendaustausch, und gemeinsame Freiwilligenferienlager können hier zusätzlich aufgelistet
werden (EUROPARC 2010). Im Bereich Tourismus sollte es zu einer gemeinsamen
nachhaltigen Tourismusplanung kommen, die gemeinsame Tourismuswerbung, Marketing,
Tourismuseinrichtungen und Besucherlenkung einschließen kann (VASILIJEVIĆ 2012).
Gegenseitiger Daten- und Informationsaustausch wird als weiterer Faktor
grenzüberschreitender Zusammenarbeit gewertet (VASILIJEVIĆ 2012, EUROPARC 2010,
UNESCO 2003). Hiermit ist gemeint, dass GIS-Daten ausgetauscht, Forschungsmethoden
standardisiert und ein gemeinsames Forschungszentrum als "think-tanks" (VASILIJEVIĆ
2012:55) entwickelt werden könnte. Gemeinsame Fortbildungen, Wissens- und
Erfahrungsaustausch, beispielsweise bei Exkursionen oder Studienaufenthalten im
benachbarten Schutzgebiet, und auch technische Unterstützung, wie beispielsweise bei teurer
Forschungsausrüstung, sind weitere bedeutende Faktoren grenzüberschreitender Kooperation
(UNESCO 2003). Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass über gemeinsame kulturelle
Veranstaltungen, Brücken zwischen den Schutzgebieten geschlagen und eine gemeinsame
regionale Identität gestärkt werden kann (VASILIJEVIĆ 2012, UNESCO 2003, ZBICZ 2001). In
Veranstaltungen kann auf das gemeinsame kulturelle Erbe und Geschichte der Region
eingegangen werden (VASILIJEVIĆ 2012). Von KNIPPSCHILD (2008) wird darauf hingewiesen,
dass kulturelle Unterschiede im Laufe einer Zusammenarbeit zunehmend als Bereicherung als
ein Hindernis angesehen werden. Mit einer transparenten, breit angelegten
Öffentlichkeitsarbeit sollen die potenziellen Vorteile und Nutzen grenzüberschreitender
Zusammenarbeit erkannt und in einer gemeinsamen Strategie in die Öffentlichkeit
kommuniziert werden (VASILIJEVIĆ 2012, VASILIJEVIĆ 2011b, UNESCO 2003). Freier
Zugang zu Informationen könnte das öffentliche Bewusstsein für die Schutzgebiete ebenfalls
fördern (IUCN 1997). Mit der Verwendung von Symbolen, ansprechender Bezeichnungen
17
und Bilder können eine vertiefe Identifikation und Engagement bei den Akteuren der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ausgelöst werden (LEIBENATH et al. 2011). Ein
zusammengehender Öffentlichkeitsauftritt könnte beispielsweise über ein gemeinsames
Corporate Design, Publikationen und Veranstaltungen in allen benachbarten Sprachen
erfolgen (EUROPARC 2010).
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit sollte generell als Möglichkeit einer
Kommunikationsplattform angesehen werden (PETRIKOVA 2011). Die Kommunikation
zwischen den Schutzgebieten sollte stets auf mehreren Ebenen stattfinden (EUROPARC
2010). Kommunikation zwischen Mitarbeitern, den Arbeitsgruppen und den Direktoren der
Verwaltungen hat für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit herausragende Bedeutung
(POOL 2006). Koordinierungsstellen oder externe Moderation können hier des Weiteren
wichtig sein (KNIPPSCHILD 2008). ZBICZ (2001) analysierte die Bedeutung der Art der
Kommunikationstechniken, wie Fax, Telefon und Email, für die grenzüberschreitende
Kooperation. Diese ist aber heute mit geringerer Bedeutung versehen. Vielmehr ist die
Regelmäßigkeit der Treffen entscheidend (VASILIJEVIĆ 2012, UNESCO 2003). Die
Sprachbarriere, die zwischen den Mitarbeitern der Verwaltungen vorliegen kann, könnte mit
Sprachkursen und gegenseitigen engen Austausch überwunden werden (VASILIJEVIĆ 2012,
EUROPARC 2010, LANGE 2009, BRUNNER 2003). Unterschiedliche Sprachen werden mit
fortschreitender Kooperationserfahrung weniger als störend als vielmehr bereichernd
wahrgenommen (KNIPPSCHILD 2008).
Besonders hervorgehoben wird in vielen Publikationen die Bedeutung informeller
Faktoren für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. So seien vor allem Verständnis,
Akzeptanz und Respekt vor den aktuellen Bedingungen und vor unterschiedlicher Geschichte
und Kultur im benachbarten Schutzgebiet erforderlich (VASILIJEVIĆ 2012, ZBICZ 2001).
Offenheit, Bereitschaft und Motivation bei den Mitarbeitern und zusätzlich Wohlwollen und
Kommunikationsgeschick vor allem auf der Führungsebene sind gefragt (HAMILTON 2001,
KŘENOVÁ & KIENER 2011, UNESCO 2003). Neben hoher Wertschätzung der
Zusammenarbeit und einer effizienten und zugleich visionären Leitung bedarf es ausgeprägter
fachlicher als auch interkultureller Kompetenz (VASILIJEVIĆ 2012, NIEWIADOMSKI 2011,
LANGE 2009, ZBICZ 2001). Das Vorhandensein von Flexibilität, Risikobereitschaft und
Kreativität bei zentralen Schlüsselakteuren ist von hoher Bedeutung (LEIBENATH et al. 2011,
KNIPPSCHILD 2008). Es wird vorgeschlagen, Fortbildungen in interkultureller Kompetenz für
Mitarbeiter und Gemeinschaften unter professioneller Anleitung anzubieten (UNESCO 2003).
18
Motivation, die sich beispielsweise aus einer persönlichen lokalen Verwurzelung ergeben
kann (FALL 2009, UNESCO 2003) und freundschaftliche Beziehungen unter den Mitarbeitern
stellen zentrale Aspekte der grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten
dar (VASILIJEVIĆ 2011b, ZBICZ 2001). Mit andauerndem persönlichem Engagement und kann
sich mit der Zeit gefestigtes Vertrauen zwischen den Akteuren grenzüberschreitender
Kooperation entwickeln (VASILIJEVIĆ 2012, IVANOVSKI 2011, KLEIN-HITPAß 2006). KLEINHITPAß
(2006) hebt den Faktor „Vertrauen" als zentralen Punkt grenzüberschreitender
Kooperationen hervor, wobei der Vertrauensaufbau vor allem von gemeinsamen Erfahrungen,
von wiederholten Interaktionen, von der Qualität der Kommunikation, von der räumlichen
und sozialen Distanz und von der kulturellen Nähe beeinflusst wird. Das persönliche
Verhältnis der involvierten Menschen und deren Enthusiasmus sind die Schlüssel zum Erfolg
grenzüberschreitender Tätigkeiten (NIEWIADOMSKI 2011). Des Weiteren gehöre dazu, dass
sich ein „transborder spirit" (HAMILTON 2001:207) entwickele, ein Denken über Grenzen
hinweg und in Netzwerken einsetzte und eine neue Mentalität in dem Bewusstsein eines
zusammengehörigen Naturraumes beginne (VASILIJEVIĆ 2011b, NIEWIADOMSKI 2011,
BRUNNER 2002, IUCN 1997). Jedoch wird auch angeführt, dass wenn allein Enthusiasmus
und persönliche Kontakte ausschlaggebend sind, das Risiko bestehe, dass bei persönlichen
Differenzen die Kooperation zwischen Schutzgebieten langfristig nicht kontinuierlich auf
stabilen Beinen steht (FALL 2009, UNESCO 2003).
Wenige Veröffentlichungen jedoch haben bisher eine übersichtliche Ordnung oder
Gruppierung der Faktoren vorgenommen. Eine Gliederung in Faktorengruppen oder -bereiche
scheint aber für einen Überblick und zu einem umfassenden Verständnis von
grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten von großer Bedeutung zu
sein. Die Veröffentlichung „Crossing Borders for Nature" der IUCN (VASILIJEVIĆ & PEZOLD
2011) erwähnt allein nur, dass eine Vielzahl an politischen, sozialen, kulturellen,
wirtschaftlichen und rechtlichen Faktoren Einfluss auf grenzüberschreitende Kooperation
haben. VASILIJEVIĆ (2012) nimmt eine detailliertere Auflistung vor und nennt nachstehende
Arbeitsfelder von Zusammenarbeit: Informations- und Datenaustausch/ Forschung/
Managementplanung/ Kooperation im Schutz des gemeinsamen Natur- und Kulturerbes/
Capacity Building der Schutzgebietsverwaltungen/ Nachhaltige Tourismusentwicklung und
gemeinsame Besucherlenkung/ Interkulturelles Management und Identitätsbildung/
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und als letztes Finanzierung (VASILIJEVIĆ 2012:
55ff). LEIBENATH et al. (2011) nimmt eine Gliederung in folgende fünf Faktorenbereiche vor:
Institutioneller Kontext/ Struktureller & situativer Kontext/ Akteure mit ihren Ressourcen,
19
Handlungsorientierungen und Interessen/ Akteurskonstellation/ Ideen, Symbole und Diskurse
(LEIBENATH et al. 2011: 2f). ZBICZ (2001) entwickelt in seiner Studie, in der er aus 51
Faktoren 25 signifikant bedeutende Faktoren ableitet, vier Faktoren-Cluster. Dies sind Idee/
Kommunikationstechnologien/ Leadership/ persönliche Kontakte (ZBICZ 2001: 200).
Hilfreicher erscheint die Gruppierung nach LANGE 2009, die bereits in Kapitel 2.2.3
beschrieben wurde. Diese Einteilung stützt sich auf die Richtlinien in den Publikationen von
EUROPARC (2003), SANDWITH et al. (2001) und UNESCO (2000) und kommt zu folgenden
Faktorenbereichen: Gemeinsame Abkommen, Vereinbarungen, Planung/ Ähnliche
Verwaltungsstrukturen / Interne Kommunikation (Mitarbeiter)/ Externe Kommunikation
(Öffentlichkeitsarbeit)/ Gemeinsame Aktivitäten/ Gesicherte Finanzierung.
Abb. 3: Am ehemaligen Eisernen Vorhang im Thayatal ist die Natur heute nicht mehr durch den Stacheldraht
getrennt (Matt 2013-11-18)
20
3 Problemstellung
An zusammenhängenden Gebirgszügen oder Wasserflächen sind für die Natur keine
Grenzen vorhanden (BRUNNER 2002). In aneinandergrenzenden Schutzgebieten ist sehr häufig
die gleiche oder sehr ähnliche Naturraumausstattung, wie geologische, klimatische oder
vegetativen Bedingungen gegeben. Auch die kulturelle und historische Entwicklung fand oft
beiderseits der Grenze analog einhergehend oder in engem Austausch statt. Lange durch den
Stacheldraht getrennt, sind die Naturräume 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs
heute wieder miteinander verbunden. Dies ist für die Nationalparke Bayerischer Wald &
Šumava, Sächsische Schweiz & České Švýcarsko und Thayatal & Podyjí zutreffend, die in
dieser Arbeit als Untersuchungsgebiete herangezogen werden (siehe Kap. 4.4). Aus dem
Bedürfnis den einheitlichen Naturraum nachhaltig und wirksam zu schützen, arbeiten diese
Schutzgebiete schon über Jahrzehnte zusammen. Dennoch stellen sich dort aktuell Probleme
in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ein. Zwischen dem Nationalpark Bayerischer
Wald und Nationalpark Šumava ergeben sich momentan Problemfelder durch die Erstellung
eines neuen Nationalparkplans und -gesetzes für den Nationalpark Šumava und dessen
grundlegende Zielsetzung. Zwischen den Nationalpark Thayatal und den Nationalpark Podyjí
steht die wirtschaftliche Nutzung von Wasserkraft und Fischerei mit dem Naturschutz in
einem Konfliktfeld. In diesen beiden Nationalparkpaaren wurde die Re-Zertifizierung der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit durch EUROPARC mit dem Label „Transboundary
Parks - Following Nature's Design" hinausgezögert bzw. unterblieb in den Nationalparken
Thayatal und Podyjí (EUROPARC 2014b). Als Kontrast dazu, verläuft die Zusammenarbeit
zwischen den Nationalpark Sächsische Schweiz und Nationalpark České Švýcarsko zurzeit
gut, wobei die finanzielle Ausstattung und der erforderliche Waldumbau keine kleinen
Herausforderungen in beiden Nationalparken sind.
3.1 Zielsetzung der Arbeit
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Faktoren von grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zu analysieren. Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken im Einzelnen zu verstehen, legt die Untersuchung den Schwerpunkt auf die
detaillierte Erläuterung der Faktoren und Faktorenbereiche, welche grenzüberschreitende
Kooperationen ausmachen. Diese Faktorenanalyse zieht als Untersuchungsgebiete die oben
genannten Nationalparke heran, um verschiedene Situationen der grenzübergreifenden
Zusammenarbeit und Problemfelder vor Ort verstehen und erklären zu können. Die Arbeit
strebt an, die Komplexität des Systems „grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
21
Schutzgebieten" zu ergründen. Zudem wird die Bedeutung der finanziellen Ressourcen, der
Expertise, der politischen Unterstützung und vieler weiterer Faktoren analysiert. Den Einfluss
von unterschiedlichen Zielsetzungen, der verschiedenen Kommunikationsebenen und der
persönlichen Ebene auf die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
wird des Weiteren ausgearbeitet.
Forschungsfrage und 3.2 Annahmen der Untersuchung
In dieser Arbeit wird im Vorhinein kein komplexes Theoriegerüst herangezogen und
dessen Überprüfung durchgeführt, sondern es wird mit Ziel vorgegangen, neue Erkenntnisse
aus den Fallstudien vor Ort zu gewinnen. Aus dem aktuellen Stand des Wissens wurden die
zentrale Forschungsfrage und nachfolgende Annahmen entwickelt. Auf diesen basiert der
Leitfaden für die Experteninterviews und das weitere Vorgehen, welches im folgenden
Kapitel beschrieben wird.
Zentrale Forschungsfrage dieser Untersuchung:
Welche Faktoren erklären grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken?
Weitere Annahmen:
1) Unterschiedliche Zielsetzungen zwischen den benachbarten Nationalparken
erschweren die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
2) Divergierende Definitionen und Zielsetzungen der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit können durch erhöhte Kommunikationsbereitschaft nur im
begrenzten Maße angeglichen werden.
3) Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird von den Nationalparkverwaltungen
selbst stärker bestimmt als von den hinter den Nationalparken stehenden Ministerien.
4) Die persönliche Ebene zwischen den Nationalparkmitarbeitern ist wichtiger für eine
funktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit als vorhandene Ressourcen
und Expertise.
22
4 Methodik
Forschungsdesign 4.1 und -ablauf
Um der Forschungsfrage dieser Arbeit gerecht zu werden, wurde ein dazu passendes
und geeignetes Forschungsdesign entworfen. Für die vorliegende Arbeit wurde ein offener,
qualitativer Ansatz verfolgt, um einerseits in einem zyklischen Prozess zu neuen Aspekten
und mit Hilfe von Vorannahmen in begrenzter Zeit zu fundierten Ergebnissen zu gelangen.
Die Untersuchung wurde als Fallstudie konzipiert, die sich an die Methode von GEORGE &
BENNETT (2005) „Case studies and theory development in the social sciences" anlehnt. „Case
studies have powerful advantages in the heuristic identification of new variables and
hypotheses through the study of deviant or outlier cases and in the course of field work - such
as archival research and interviews with participants, area experts, and historians"
(BENNETT & GEORGE, 2005: 20). Mit der Verwendung von Fallstudien in mehreren, im Kap.
4.4 beschriebenen Untersuchungsgebieten, besteht die Möglichkeit neue Betrachtungsweisen
und Variablen zu erkennen, die in der Literatur bisher nicht betrachtet wurden. Über
Fallstudien lässt sich auf heuristischer Weise die Bedeutung von Variablen oder Faktoren, die
ein komplexes System erklären, identifizieren, analysieren und bewerten (GEORGE &
BENNETT 2005). Da die Untersuchung auf die Erhebung und Analyse von Faktoren und
umfassenden Struktur der grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
abzielt, erscheint dieser Ansatz hier sehr zielführend. Zudem erlaubt die Fallstudienmethode
eine Konzentration auf eine ausgewählte Stichprobe und auf beschränktes Analysematerial,
um dennoch zu objektiven Ergebnissen zu kommen.
Ausgehend von der intensiven Einarbeitung in die Literatur und vom
wissenschaftlichen Vorwissen über grenzüberschreitende Zusammenarbeit wurde die
Auswahl der Fallstudien vorgenommen. Folgend schlossen sich Experteninterviews in den
Nationalparken und mit EUROPARC vor Ort an (Kapitel 4.2.1). Aus den in diesen
qualitativen Interviews geäußerten Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit, wurde
ein Fragebogen entwickelt, der in eine quantitative Bewertung dieser Faktoren mündete
(Kapitel 4.2.2 und Anhang III & IV). Sowohl die qualitative Inhaltsanalyse der
Experteninterviews (Kapitel 4.3.1) als auch die Auswertung der Fragebogen (Kapitel 4.3.2)
flossen anschließend in die Ergebnisdarstellung ein.
23
Methoden 4.2 der Datenerhebung
4.2.1 Vorgehensweise der Experteninterviews
Dem offenen und zyklischen Forschungsdesign dieser Arbeit folgend, wurden zur
Datenerhebung leitfadengestützte Experteninterviews in den Untersuchungsgebieten
durchgeführt, wobei die Vorteile qualitativer Methodik ausgeschöpft werden konnten.
Qualitative Methoden bieten zum einen eine der Forschungsfrage angemessene
Untersuchungsmethode, um überhaupt zu den bedeutendsten Faktoren grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken zu kommen. Zum anderen orientieren sie sich am
Alltagshandeln und an den Perspektiven der für dieses Arbeitsfeld zuständigen Personen.
Zusätzlich erfüllen qualitative Methoden die Ansprüche einer offenen Untersuchung und sind
für Fallanalysen, wie in dieser Arbeit, bestens geeignet (HELFFERICH 2011).
Experteninterviews bieten exklusive Einblicke in Strukturzusammenhänge und
Problemlösungen von Organisationen. Zudem geben sie Orientierung und Auskunft über
funktionsbereichsspezifisches Wissen und ermöglichen eine „Entdeckung des Unbekannten"
(LIEBOLD & TRINCZEK 2009: 53). Ferner können in den mündlichen Interviews spontan
thematische Schwerpunkte gesetzt und erste Annahmen überprüft werden. Jedoch
berücksichtigt werden muss, dass bei Experteninterviews teils subjektive Perspektiven der
jeweiligen Personen in den Vordergrund treten. Daneben ist die Qualität von der Kompetenz
sowohl des Experten als auch des Interviewers und dessen Durchführung des Interviews
abhängig (LIEBOLD & TRINCZEK 2009). Daher entsprechen die geäußerten Meinungen und
Aspekte in dieser Arbeit der Ansicht der interviewten Personen und decken sich nicht
automatisch mit denen der Institutionen, die sie vertreten.
Die Vorbereitung der Experteninterviews setzte eine intensive Einarbeitung in die
Thematik und eine gründliche Vorbereitungszeit für die Interviews voraus, gilt doch die
„thematische Kompetenz des Interviewers als notwenige Voraussetzung für ein gelingendes
Experteninterview" (PFADENHAUER 2005: 121). Aus dieser Vorbereitung und den theoretischwissenschaftlichen
Vorüberlegungen heraus, wurde ein halb-strukturierter Leitfaden für die
Experteninterviews erarbeitet (siehe Anhang I & II). Zu einem garantiert der Leitfaden, über
eine systematische Datenerhebung, die Vergleichbarkeit der Interviews, da stets die Fragen
ähnlich gestellt werden (BENNETT & GEORGE 2005). Andererseits bietet der Leitfaden den
Vorteil, dass das thematisch begrenzte Interesse des Forschers als auch der Expertenstatus des
Gegenübers berücksichtigt wird und sich der Interviewer nicht als inkompetent herausstellt
(PICKEL & PICKEL 2009, MEUSER & NAGEL 2005a). Der Leitfaden dieser Arbeit wurde so
konzeptziert, dass die vorher formulierten Annahmen in inhaltliche Fragenkomplexe
24
gegliedert wurden, um die Kernpunkte der Forschungsfrage in Erfahrung zu bringen. Zudem
wurde der Leitfaden so ausgerichtet, dass die Interviews jeweils eine Stunde in Anspruch
nahmen. In Folge der Erstellung des Leitfadens wurden die Gesprächspartner ausgewählt und
angeschrieben.
Als Experten werden Menschen, die über ein besonderes Wissen oder Verantwortung
über Sachverhalte, Prozesse und Problemlösungen verfügen, verstanden (GLÄSER & LAUDEL
2009). Das Experteninterview zielt auf den Wissensvorsprung und den privilegierten Zugang
zu Informationen des Experten ab (MEUSER & NAGEL 2005a). Hinsichtlich der Art des
Wissens unterscheiden MEUSER & NAGEL (2005a) zwischen „Betriebswissen" und
„Kontextwissen". Beim Betriebswissen steht der Experte im Mittelpunkt der Recherche und
ist Zielgruppe zugleich. Das Interview mit ihm zielt auf Informationen über dessen
Tätigkeitsbereich ab. Wird das Kontextwissen des Experten untersucht, werden die Interviews
mit dem Ziel „Informationen über die Kontextbedingungen des Handeln der Zielgruppe"
(MEUSER & NAGEL 2005a: 75) zu gewinnen, geführt. Dabei vertreten die Experten „eine zur
Zielgruppe komplementäre Handlungseinheit" (MEUSER & NAGEL 2005a: 75). Diese Arbeit
fragt in den Experteninterviews sowohl nach dem Betriebs- als auch nach dem Kontextwissen
der Experten. Dementsprechend wurden beispielsweise sowohl Fragen zur eigenen
Motivation und Verständnis von grenzüberschreitender Zusammenarbeit als auch in
Zusammenhang stehendes Wissen zu aktuellen Problemfeldern in der Zusammenarbeit mit
dem benachbarten Nationalpark oder zu politischen Rahmenbedingungen gestellt.
Die Auswahl der Experten richtet sich immer grundlegend nach dem speziellen
Forschungsinteresse (BOGNER & MENZ 2005). Sprich der Expertenstatus wird vom Forscher
je nach Forschungsfrage vergeben (MEUSER & NAGEL 2005a). Somit kommt der gezielten
Auswahl der Experten große Bedeutung zu. In der vorliegenden Arbeit wurden die
Interviewteilnehmer nach folgenden Kriterien ausgewählt:
 Zuständigkeit für grenzüberschreitende Zusammenarbeit
 Verfügen von präzisen, detaillierten Informationen
 Erreichbarkeit, Verfügbarkeit und Bereitschaft der Interviewpartner
 Vorhandene Kontakte
(nach GLÄSER & LAUDEL 2004)
25
Im Falle der Untersuchung sind dies Mitarbeiter der jeweiligen
Nationalparkverwaltungen, die für grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuständig sind. Da
die Aufgabenzuteilung in den einzelnen Nationalparken recht unterschiedlich ist, wurden
einerseits Nationalparkleiter oder - Direktoren und andererseits Abteilungsleiter und
Mitarbeiter interviewt. Dies bot auch den Vorteil, dass verschiedene Sichtweisen aus
unterschiedlichen Ebenen der Verwaltungen in der Arbeit zusammengeführt werden (MAYER
2013). Andererseits wurde berücksichtigt, dass bei verschiedener Position und
Erfahrungswissen das Problem der Vergleichbarkeit der Interviews bestehen kann (MEUSER &
NAGEL 2005b). Aufgrund der beschränkt zur Verfügung stehenden Zeitressourcen einer
Masterarbeit, liegt die Zahl der hier interviewten Experten bei sieben. Es wurden grundlegend
jeweils ein Experte der Nationalparkverwaltungen und einer von EUROPARC interviewt. Im
Falle des Interviews im Nationalpark Podyjí und im Nationalpark Bayerischer Wald waren
jeweils zwei Gesprächspartner beteiligt. Das Interview mit den Experten der Nationalparke
České Švýcarsko und Sächsische Schweiz wurde, auf deren Wunsch hin, gemeinsam
abgehalten (siehe Tab. 3).
Institution
Position des/ der
Experten/ -in
Interview-
Sprache
Interviewort
& -land
Interviewdatum
EUROPARC Projektleiter deutsch
Regensburg,
Deutschland
15.11.2013
NP Thayatal NP-Direktor deutsch
Hardegg,
Österreich
18.11.2013
NP Podyjí
Stellvertretender NP- Direktor/
Abteilungsleiter & Assistent des
NP-Direktors
deutsch -
tschechisch mit
Dolmetscher
Znojmo,
Tschechien
19.11.2013
NP České
Švýcarsko
Stellvertretender NP- Direktor/
Abteilungsleiter
deutsch
Děčín,
Tschechien
25.11.2013
NP Sächsische
Schweiz
Abteilungsleiter deutsch
Děčín,
Tschechien
25.11.2013
NP Bayerischer
Wald
NP-Direktor & Abteilungsleiter deutsch
Grafenau,
Deutschland
03.12.2013
NP Šumava Angestellter deutsch
Vimperk,
Tschechien
10.12.2013
Tab. 3: Übersicht über die durchgeführten Interviews
Nach der Auswahl der Experten wurden diese per E-Mail sowohl mit einem formellen
Anschreiben der Professur für Forst- und Umweltpolitik der Albert- Ludwigs- Universität
Freiburg als auch informell angeschrieben. Diese Schreiben enthielten bereits folgenden
Fahrplan für die Interviews, um die Gespräche zu strukturieren und den Experten die
Möglichkeit zur Vorbereitung zu geben.
26
 Definition von grenzüberschreitender Zusammenarbeit
 Vision & Zielsetzung
 Faktoren funktionierender grenzüberschreitender Zusammenarbeit
 Nutzen und Herausforderungen
 Problemfelder in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Kommunikation mit
dem benachbarten Nationalpark
 Ressourcen und Expertise für grenzüberschreitende Zusammenarbeit
 Politischer Einfluss der Ministerien auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der
Nationalparkverwaltungen
 Zukünftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Die Interviews wurden jeweils vor Ort durchgeführt, um sowohl persönlichen Bezug
aufzubauen, die Spontanität und Offenheit der Interviews zu sichern als auch neue Ansichten
und Aspekte unmittelbar zu gewinnen. Zudem bot sich durch die Reisen in die
Nationalparkregionen ein breiter Einblick in die lokalen Bedingungen und Problemfelder der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Zuerst wurde das Experteninterview bei
EUROPARC geführt, um neue Ansätze aufzunehmen und eine geringfüge Anpassung des
Leitfadens für die anschließenden Interviews bei den Nationalparkverwaltungen, vornehmen
zu können. Dieser Ablauf wird dem offenen, ideengenerierenden Prozess dieser Untersuchung
gerecht. Alle Interviews wurden, nur im Falle des Nationalpark Podyjí unter zu Hilfenahme
eines Dolmetschers, auf Deutsch durchgeführt. Aufgrund der sehr guten Deutsch- Kenntnisse
der Experten in den Nationalparken České Švýcarsko und Šumava, sind durch die Sprache
keine Informationsverluste aufgetreten. Die Aussagen des Dolmetschers im Interview mit
dem Nationalpark Podyjí wurden bei der Transkription nochmals genau überprüft und
gegebenenfalls berichtigt. Die Durchführung der Interviews orientierte sich überwiegend an
den Empfehlungen von GLÄSER & LAUDEL (2004). Die Fragen wurden offen, klar und
sorgfältig formuliert und der Leitfaden wurde nicht im Verständnis eines standardisierten
Ablaufschemas gehandhabt, sondern stets gesprächssituativ flexibel eingesetzt, um den
Erzählfluss des Befragten nicht zu sehr zu unterbrechen und die Offenheit des Interviews
beizubehalten (MEUSER & NAGEL 2005b). Alle Interviews wurden aufgezeichnet, um sie
folgend transkribieren und detailliert analysieren zu können. Aus der qualitativen
Inhaltsanalyse der Experteninterviews, nachstehend im Kap. 4.3.1 beschrieben, wurden die
bedeutendsten Faktoren und Faktorenbereiche grenzüberschreitender Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken herausgezogen. Diese fanden dann Eingang in den Fragebogen, der
folgend näher erklärt wird. Diese Vorgehensweise verdeutlicht die zyklische, heuristische
Vorgehensweise dieser Untersuchung, wie dies von LIEBOLD & TRINCZEK (2009) und
BENNETT & GEORGE (2005) angedacht wird.
27
4.2.2 Inhalte und Aufbau des Fragebogens
Die aus den Experteninterviews gewonnenen Erkenntnisse mündeten anschließend in
den eigens entworfenen Fragebogen (siehe Anhang III & IV). Der Fragebogen selbst hat das
Ziel die Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken von den
gleichen Experten, wie in den Interviews, quantitativ bewerten zu lassen. Dadurch konnte die
Bedeutung der einzelnen Faktoren bzw. Faktorenbereiche besser bestimmt werden, als nur
über die Häufigkeit der Faktoren- Nennungen in den Interviews. Hierbei ermöglicht die
quantitative Methodik eine gewisse Standardisierung, Objektivierung und Generalisierung des
vorliegenden Sachverhaltes und ergänzt passend das Forschungsdesign. Zur Erstellung des
Fragebogens wurden die erwähnten Faktoren analysiert, strukturiert und in übergeordnete
Gruppen zusammengefasst. Inhaltlich zusammengehörige Aspekte wurden in sechs
Faktorenbereiche eingeteilt. Dabei spiegeln drei Bereiche externe Faktoren und drei Bereiche
interne Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken wider. Als
Bewertungsschema wurde eine Likert-Skala von 0 bis 5 gewählt, wobei der Wert (5) für sehr
wichtig und der Wert (0) für unwichtig stand. Da diese Skala als ein Verfahren zur Messung
von persönlichen Meinungen verwendet wird, wurde sie für diese Untersuchung
herangezogen. Zudem ist sie für die Befragten leicht nachvollziehbar. Die Interviewten
konnten ihre Einstellung zu jeden einzelnen Faktor und Faktorenbereich in mehreren,
vorgegebenen Abstufungen äußern. Der per E-Mail zugeschickte Fragebogen wurde von allen
Experten zeitnah zurückgesendet.
4.3 Auswerteverfahren
Am Beginn der Auswertung stand die vollständige Transkription der
Experteninterviews. Die Alternative die Interviews nur abzuhören, teilweise zu transkribieren
oder daraus nur paraphrasiert die wichtigsten Aussagen zusammenfassen (LIEBOLD &
TRINCZEK 2009), wurde in dieser Arbeit nicht verfolgt. Dies wird damit begründet, dass dies
zu einer methodisch nicht nachvollziehbaren Reduktion von Informationen führt, die dann
„das Ergebnis eines subjektiven, nicht reproduzierbaren Interpretationsschrittes" (GLÄSER &
LAUDEL 2004: 188) ist. Nachstehend werden sowohl die qualitative Inhaltsanalyse der
Interviews als auch die Auswertung des Fragebogens vorgestellt.
28
4.3.1 Qualitative Inhaltsanalyse der Experteninterviews
Für die Analyse von Interviews und deren niedergeschriebener Form der Transkripte
gibt es eine Reihe von Auswerteverfahren. Für die Auswertung der in dieser Arbeit
durchgeführten Experteninterviews wurde eine induktive, qualitative Inhaltsanalyse
vorgenommen. Die qualitative Inhaltsanalyse nach MAYRING (2000) wurde zu einem
Standardverfahren in der Textanalyse und eignet sich für Untersuchungen, wie dieser, mit
einer geringen Stichprobenzahl. Zu berücksichtigen ist, dass die qualitative Inhaltsanalyse
nach MAYRING (2000) auf der zuerst entwickelten quantitativen Inhaltsanalyse basiert. In der
quantitativen Inhaltsanalyse werden zunächst Kategorien gebildet und diese dann in der
Kodierung des Textes angewendet. Als Ergebnisse konnten beispielsweise die Häufigkeit der
genannten Kategorien ausgegeben werden, woraus man dann die Bedeutung dieser Aspekte
ableitet (MAYRING 2000). Dieser Ansatz allein jedoch vernachlässigt durch grobe Zuordnung
zu Kategorien die variierende Bedeutung der Expertenaussagen (GLÄSER & LAUDEL 2009).
Die weiter entwickelte qualitative Inhaltsanalyse versucht, über eine fortlaufende Anpassung
der Kategorien an die Aussagen der Experten, diesen Aspekt auszumerzen. So werden zu
Beginn die Regeln der Analyse klar definiert und dann die Kategorien in einem induktiven,
sich wiederholenden Prozess aus den Interviews abgeleitet. Stets zu beachten ist, dass es sich
bei der qualitativen Inhaltsanalyse um einen subjektiven Interpretationsprozess handelt, der
bei jedem Forscher zu anderen Ergebnissen führen wird (MAYRING 2000).
In dieser Arbeit wurden die aus der Literaturrecherche vorher abgeleiteten Faktoren als
erster Anhaltspunkt zur Bildung von Kategorien verwendet. Danach wurden alle Interviews in
inhaltliche Abschnitte gegliedert. Um die anschließende Kodierung vorzunehmen, wurden die
Texte in die Software QCAmap eingespeist. Diese Software basiert direkt auf der qualitativen
Inhaltsanalyse von MAYRING (2000) und bietet über die Kodierung hinaus, eine
systematische, regelgeleitete Analyse und Möglichkeiten der statistischen Auswertung der
Texte an (MAYRING 2013). Für die Kodierung wurden die transkribierten Interviews nach
relevanten Informationen durchgesucht und die von den Experten genannten Aussagen
markiert und mit übergeordneten Begriffen (Codes) belegt. Diese Codes, vor allem die
angeführten Faktoren, wurden in der Auswertung fortlaufend ausdifferenziert und in einem
Kategoriensystem, die Faktorenbereiche, organisiert. Mit gleichzeitigen Einbezug des
aktuellen Stand des Wissens wurden die erwähnten, inhaltlich zusammengehörigen Faktoren
zu sechs übergeordnete Faktorenbereiche zusammengefasst. Davon sind drei Bereiche externe
Faktoren und drei Bereiche interne Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken. Aus den numerischen Angaben des Programms QCAmap wurde
29
ersichtlich wie häufig ein Faktor in den Interviews genannt wurde. Dies lässt bereits einen
ersten Schluss auf die Wichtigkeit der einzelnen Faktoren und Faktorenbereiche zu, aber um
das Konstrukt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Nationalparken zu
verstehen, werden die aussagekräftigsten Äußerungen der Experten in Zitaten thematisch
sortiert wiedergegeben.
4.3.2 Auswertung des Fragebogens
Der aus der qualitativen Inhaltsanalyse hervorgegangene Fragebogen wurde von den
gleichen Experten wie in den Interviews beantwortet. Nur im Nationalpark Thayatal wurde
aufgrund des Wechsels des Nationalparkdirektors der Fragebogen von einem anderen
Mitarbeiter bearbeitet. Bei der Bewertung der einzelnen Faktoren wurden vom Experten des
Nationalparks Sächsische Schweiz einige Faktoren nicht mit Werten versehen, die stattdessen
gemachten Anmerkungen finden aber gleichfalls Eingang in die Ergebnisdarstellung. Die aus
dem Fragebogen abgeleiteten Ergebnisse wurden in einfachen Tabellen bzw.
Netzdiagrammen visualisiert. Während die Bewertung der einzelnen Faktoren der
Übersichtlichkeit wegen in einer Tabelle belassen wurde, ermöglichen die Netzdiagramme
einen schnellen Überblick über die Wichtigkeit der Faktorenbereiche in den einzelnen
Schutzgebieten. Bevor aber die Ergebnisse vorgestellt werden, sollen die Nationalparke und
EUROPARC eingehender betrachtet werden.
30
Charakterisierung von EUROPARC 4.4 und der Nationalparke
Für die Analyse der Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken wurden als Untersuchungsgebiete sechs Nationalparke, wobei jeweils zwei
aneinandergrenzen, ausgewählt. Dies sind die Nationalparke Bayerischer Wald & Šumava,
Sächsische Schweiz & České Švýcarsko und Thayatal & Podyjí ausgewählt. Die Auswahl der
Untersuchungsgebiete richtete sich nach folgenden Aspekten:
 Unterschiedliches Niveau und Problematik der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
 Unterschiedliche naturräumliche Bedingungen
 Lange Tradition der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
 Verschiedene politische Rahmenbedingungen
 Entlang der deutsch- tschechischen Sprachgrenze
 Vorhandene Kontakte
 Bereitschaft der Schutzgebiete zur Mitwirkung in der Untersuchung
 Zeitlich und organisatorisch möglicher Aufwand im Rahmen einer Masterarbeit
Zudem wurde die EUROPARC-Federation als „Stimme der europäischen
Schutzgebiete" mit in diese Untersuchung eingebunden, um sowohl eine Einsicht in deren
„Transboundary Programm" als auch eine Außenansicht auf die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit der untersuchten Nationalparken zu bekommen. Im Folgenden werden
EUROPARC und die Nationalparke näher vorgestellt, wobei der Schwerpunkt der
Darstellung auf der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Naturschutzeinrichtungen
liegt. Dabei werden die benachbarten Nationalparke jeweils zusammen beschrieben.
Abb. 4: Die Bastei in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz auf der Reise zu den Nationalparken (Matt 2013-11-25)
31
4.4.1 Bei der Dachorganisation europäischer Schutzgebiete - EUROPARC
Die Dachorganisation der europäischen Schutzgebiete- die EUROPARC- Federationwurde
vor über 40 Jahren im Jahr 1973 ins Leben gerufen. EUROPARC vernetz die
Schutzgebiete, indem sie beteiligte Institutionen und Menschen zusammenbringt und für
Austausch untereinander sorgt. EUROPARC dient als Plattform für den Austausch von
Informationen und Erfahrungen unter den Mitarbeiter europäischer
Naturschutzorganisationen, um der gemeinsamen Vision für Naturschutz, Nachhaltigkeit,
Bildung, Erziehung und Erleben in den schönsten Natur- und Kulturlandschaften in Europa
entgegenzustreben (EUROPARC 2013). Heute gehören bereits über 400 Schutzgebiete in 36
Ländern, die in sieben Sektionen organisiert sind, der EUROPARC-Federation an
(EUROPARC 2014c).
Das Thema der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten kam
bei EUROPARC zum allersten Mal auf einer Konferenz mit dem Titel „Transfrontier Parks:
experience, problems, future prospects" im Jahr 1988 im breiteren Umfang zur Sprache.
Zunächst in Kooperation mit der IUCN wurde das gemeinsame Programm „ Parks for Life -
Action for Protected Area in Europe" ab 1994 betrieben. Im Jahr 2003 wurde am 5th World
Congress in Durban wurden die „Best Practice Guidelines" für die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten zusammen mit dem eigenen Programm
„Transboundary Parks - Following Nature's Design" von EUROPARC ins Leben gerufen
(EUROPARC 2014d). Dieses Programm zielt darauf ab vorbildliche grenzüberschreitende
Zusammenarbeit zwischen europäischen Schutzgebieten zu zertifizieren und zu unterstützen
(EUROPARC 2013). Effizienter Naturschutz über Grenzen hinweg mit einem gemeinsamen
Management für Arten, Habitate und Ökosysteme, steht im Mittelpunkt der Arbeit, dennoch
solle sich die Zusammenarbeit genauso auf weitere Bereiche, wie Tourismus, nachhaltige
Entwicklung oder Personalaustausch, ausdehnen. Die zertifizierten Schutzgebiete sind des
Weiteren über das „TransParcNet" zusammengeschlossen. Dieses Netzwerk dient dazu die
Kooperation zwischen EUROPARC und den Schutzgebieten zu fördern, den stetigen
Informations- und Erfahrungsaustausch unter den Schutzgebietsverwaltungen zu stärken und
gute Praxisbeispiele der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit möglichst weit zu verbreiten.
Des Weiteren sollen damit die Standrads von EUROPARC für die grenzüberschreitende
Kooperation als auch das Programm „Transboundary Parks - Following Nature's Design"
weiteren Schutzgebieten und einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden (ŠOLAR
2010). Den Schutzgebieten bietet dieses Programm somit nicht nur die Mitgliedschaft in dem
Netzwerk „TransParcNet", sondern zudem eine klare Identifizierung der Prioritäten und
32
zentralen Bausteine von grenzüberschreitender Zusammenarbeit nach anerkannten Standards.
Zum anderen wird durch den Prozess der Zertifizierung eine interne und externe Überprüfung
der Zusammenarbeit vor Ort vorgenommen. Mit dem Zertifikat können sich für die
Schutzgebiete neue Möglichkeiten beim Akquirieren von Geldern ergeben, als auch das
öffentliche Erscheinungsbild bei Besuchern oder bei lokalen und nationalen Medien sowie bei
politischen Einrichtungen gefördert werden (EUROPARC 2014c). Der Zertifizierungsprozess
von grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten durch EUROPARC
gliedert sich in fünf Schritte. Im ersten Schritt richten die Schutzgebiete ihre Registrierung
und Bewerbung, einschließlich der Bearbeitungsgebühr, an die EUROPARC-Federation.
Anschließend unternehmen unabhängige Mitglieder -Verifier- des „Steering and Evaluation
Committee of the Transboundary Programme" eine Überprüfung der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit in den Schutzgebieten vor Ort. Die Zertifizierung basiert auf neun
Qualitätskriterien und fünf Arbeitsfeldern, die zusammen als „Basic Standards" bezeichnet
werden. Zu den Kriterien wird unteranderem gezählt, ob die Schutzgebiete eine gemeinsame
Vision, Übereinkunft der Zusammenarbeit, Arbeitsplan und Kooperation zwischen den
Mitarbeitern haben. Des Weiteren wird betrachtet ob zwischen den Schutzgebieten
Informationen und Daten ausgetauscht werden, Bestrebungen vorhanden sind, die
Sprachbarriere zu überwinden und ein finanzielles Fundament für die Arbeit über Grenzen
hinweg gegeben ist. Neben der Zusammenarbeit im Bereich des Naturschutzes sollten die sich
bewerbenden Parke in der Umweltbildung, Forschung und Monitoring, Erholung und
Tourismus und in weiteren Aktivitäten, die zum besseren gegenseitigen Verständnis
beitragen, kooperieren. Von den insgesamt 14 Kriterien müssen nach einem bestimmten
Verteilungsschlüssel mindestens zehn von den Schutzgebieten erfüllt werden. (EUROPARC
2014e). Neben der Überprüfung der Kriterien werden ferner Empfehlungen an die
grenzüberschreitenden Parke gegeben. Über die Ergebnisse dieser Prüfung erstellen die
Verifier einen Bericht, der an EUROPARC, zusammen mit einer Empfehlung, ob die
Schutzgebiete zertifiziert werden sollen oder nicht, übergeben wird. Letzen Endes entscheidet
das EUROPARC-Council über die Vergabe des Zertifikates. Bei erfolgreichen Durchlaufen
des Prozesses wird das Zertifikat „Transboundary Parks - Following Nature's Design"
zusammen mit dem Report feierlich übergeben. Um diesen Titel für exzellente
grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter führen zu können, steht den Schutzgebieten
nach fünf Jahren eine Re-Evaluierung durch EUROPARC offen (EUROPARC 2014f).
Mittlerweile wurden in dreizehn europäischen Ländern zehn Schutzgebietskomplexe
bestehend aus 23 Schutzgebieten von EUROPARC zertifiziert (EUROPARC 2014b).
33
4.4.2 Im Böhmerwald - Nationalpark Bayerischer Wald & Nationalpark Šumava
Abb. 5: Übersichtskarte über die Schutzgebiete im Böhmerwald (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER
WALD 2014h)
Im Böhmerwald erstreckt sich das größte zusammenhängende Waldgebiet
Mitteleuropas. Dort kann eine zwischen Atlantik und Ural einmalige Waldentwicklung
großflächig beobachtet werden. Lange abseits der Geschichte gelegen, dennoch über die
Kultur verbunden, wurde der zusammengehörende Böhmerwald nach dem zweiten Weltkrieg
in eine bayerische und eine tschechische Seite getrennt. Unmittelbar entlang des Eisernen
Vorhangs blieb eine einzigartige Naturlandschaft erhalten. Im Jahr 1970 wurde der
Nationalpark Bayerischer Wald als erster Nationalpark Deutschlands auf einer Fläche von
über 13.000 ha zwischen den Bergen Lusen und Rachel gegründet (NATIONALPARKVERWALTUNG
BAYERISCHER WALD 2014a). Auf tschechischer Seite wurde nach dem Fall des
Eisernen Vorhangs im Jahr 1991 der Nationalpark Šumava auf 68.064 ha erklärt. Mit der
Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald zwischen Rachel und Falkenstein im Jahr
1997 auf insgesamt 24.250 ha, sind im Böhmerwald auf nahezu 100 km² eines der größten
und artenreichsten Gebiete Mitteleuropas unter Schutz gestellt (Abb. 5) (NATIONALPARKVERWALTUNG
BAYERISCHER WALD 2014a).
Im Böhmerwald werden vor allem submontane Hochlagenfichtenwälder geschützt,
aber auch abwechslungsreiche Bergmischwälder, kaltluft-geprägte Aufichtenwälder,
ausgedehnte Hochmoore und natürlich oder kulturell bedingte Offenlandflächen. Die Lage
zwischen atlantischen und kontinentalen Klima führt dazu, dass das Mittelgebirge
niederschlags- und schneereich ist (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD
2014b). Stellenweise konnten sich kleine Urwaldgebiete halten, die einen enormen
34
Artenreichtum an holzzersetzenden Pilzen, an Flechten und Moose und an seltenen Käfern
aufweisen. In den Hochmooren finden sich Sonnentau-Arten, Wollgräser und
Torfmoosgesellschaften. Auf den offenen Bergwiesen lassen sich der Pannonische und
Böhmische Enzian oder Arnika nachweisen. Auch hinsichtlich Fauna ist der Böhmerwald
reich an Arten. So ziehen beispielsweise Luchs, Wildkatze oder Elche durch die Wälder.
Viele Fledermaus-, Specht- und weitere Vogelarten können im Böhmerwald beobachtet
werden (SPRÁVA NP A CHKO ŠUMAVA 2014). Schwerpunkt des Naturschutzes liegt in den
beiden Nationalparken auf dem Prozessschutz. Natürlichen Abläufen, vor allem in der
Waldentwicklung nach Borkenkäfergradationen, wird Raum und Zeit gegeben. Durch
großflächiges Absterben der Fichtenwälder nach Windwurf und Borkenkäfermassenvermehrungen,
sind sowohl Totholz als auch natürliche Naturverjüngung im hohen Maße
vertreten (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD 2014b).
Bereits in den 1930er Jahren gab es Planungen, ein Großschutzgebiet im Böhmerwald
einzurichten. Die durchaus fortgeschrittenen Planungen für einen Nationalpark wurden im
zweiten Weltkrieg eingestellt. Nach der Vertreibung der Sudetendeutschen und der Errichtung
des Eisernen Vorhangs wurde für die bayerische Seite immer mehr der Begriff „Bayerischer
Wald" verwendet und der historisch lange kulturelle und wirtschaftliche Austausch zwischen
Bayern und Böhmen abrupt beendet. Im Jahr 1963 wurde bereits auf tschechischer Seite das
Landschaftsschutzgebiet Šumava auf einer Fläche von 167.688 ha ausgerufen. Nach der
Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald entstanden noch zu Zeiten des Eisernen
Vorhangs informale Beziehungen zwischen Naturschützern über die Grenze hinweg. Das
1999 geschlossene „Memorandum über die Zusammenarbeit der Nationalparkverwaltungen
Šumava und Bayerischer Wald" wurde festgehalten, dass die Zusammenarbeit eine
notwendige und nachhaltige Voraussetzung für die Verwirklichung der Nationalpark-
Zielsetzung ist. Sowohl die Bereiche der Kooperation als auch der Rahmen, in dem diese
stattfindet, wurden zudem darin geregelt (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD
2014d). Dieses Memorandum wurde 2005 um detaillierte Zielvorgaben ergänzt und das
gemeinsame Interesse betont die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen (NATIONALPARKVERWALTUNG
BAYERISCHER WALD 2014e). Nach dem Beitritt der Tschechischen Republik
zum Schengen-Abkommen entwickelte man zusammen das Projekt „Europas Wildes Herz",
um in den zentralen Teilen der Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava ein
vereinheitlichtes Management zu betreiben und ein in Europa einzigartiges Wildnisgebiet zu
schaffen (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD & SPRÁVA NP A CHKO
ŠUMAVA 2009). Zudem wurden in gemeinsamer Abstimmung die Öffnung weiterer
35
Grenzübergänge und die Harmonisierung diesbezüglicher Regelungen vorgenommen. Diese
Maßnahmen wurden zusammen in einem weiteren von den Umweltministern von Bayern und
Tschechien unterzeichneten Memorandum im Jahr 2009 niedergeschrieben
(NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD 2014f). Des Weiteren wurde eine
gemeinsame „Vision 2020" mit engen Zielvorgaben aufgestellt. Im selben Jahr wurde die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken Bayerischer Wald und
Šumava von EUROPARC zertifiziert (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD
2014C). Neben diesen hervorgehobenen Aspekten, fanden eine Reihe gemeinsamer
Forschungsprojekte, Veranstaltungen und gegenseitiger Austausch zwischen den beiden
Nationalparken statt. Aus den Folgen des Windwurfs Kyrills und der Borkenkäfermassenvermehrungen
wurde im Jahr 2010 ein Memorandum zum gemeinsamen Borkenkäfermanagement
an der Grenze mit einer Perspektive bis 2020 geschlossen, welches aber kaum
bis zur Umsetzung kam (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD 2014g).
Aufgrund häufiger politischer Wechsel und unterschiedlichen Zielvorstellungen, funktionierte
die Kooperation zwischen den beiden Nationalparken zum Stand dieser Arbeit (2013) sehr
eingeschränkt. Die ersten Anzeichen einer positiven Entwicklung der dortigen
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit tauchten Anfang 2014 auf und konnten so in dieser
Arbeit nicht mehr berücksichtigt werden (NATIONALPARKVERWALTUNG BAYERISCHER WALD
2014i).
Abb. 6: Grenzenlose Waldwildnis im Böhmerwald/ Šumava (Matt 2013-12-21)
36
4.4.3 An der Thaya - Nationalpark Thayatal & Nationalpark Podyjí
Abb. 7: Übersichtskarte über die Nationalparke an der Thaya (NATIONALPARK THAYATAL 2014d)
Die einmalige Flusslandschaft der Thaya (Dyje) zog vor der Errichtung des Eisernen
Vorhangs viele Urlauber aus Wien und Brünn für die Sommerfrische an, bevor sie dann durch
den Stacheldraht in eine tschechische und österreichische Seite getrennt und zu einem
Niemandsland für viele Jahrzehnte wurde. Im Schutze dieser Sperrzone blieb eine artenreiche
Natur entlang der Thaya erhalten. Zwar beeinträchtigt das Kraftwerk Vranov von 1934 bis
heute das Flussökosystem, dennoch konnten weitere Kraftwerkspläne durch die
Zusammenarbeit von Naturschutzverbänden beiderseits der Grenze in den 1980er Jahren
verhindert werden (NATIONALPARK THAYATAL 2014a). Der Nationalpark Podyjí wurde kurz
nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1991 auf einer Fläche von 63 km² errichtet. Er
ist der kleinste Nationalpark Tschechiens und schütz entlang von 40 Kilometern das
tiefeingeschnittene Tal der Thaya (SPRÁVA NÁRODNÍHO PARKU PODYJÍ 2014a). Dieser Schritt
förderte die bereits starken Naturschutzbemühungen auf der österreichischen Seite und so
wurde neun Jahre später im Jahr 2000 der Nationalpark Thayatal gegründet. Dieser ebenfalls
kleinster Nationalpark Österreichs umfasst 1.330 ha und erstreckt sich entlang der Thaya auf
25 Flusskilometern (Abb. 7) (NATIONALPARK THAYATAL 2014b).
Aufgrund der Lage an einer Klimagrenze zwischen dem feuchten Hochflächenklima
des atlantischen Übergangsklima und dem kontinental geprägten pannonischen Klima,
beherbergen die beiden Nationalparke eine enorm hohe Pflanzenartenvielfalt (NATIONALPARK
THAYATAL 2014a). Zum einen kommen Buchenwaldgesellschaften mit Buche, Bergahorn,
37
Eibe und Bergulme vor, zum anderen auch Eichen-Hainbuchenwälder. Über 70 besonders
geschützte Pflanzen, wie Schwarzer Germer, Wildes Alpenveilchen, Königskerze oder
Türkenbundlilie sind anzutreffen. Neben den Waldgesellschaften und Trockenrasen ist das
Flussökosystem mit hohem Artenreichtum gekennzeichnet. So finden sich dort auszugsweise
Schwarzstorch, Eisvogel, Äskulapnatter, Östliche Smaragdeidechse, Kammmolch oder der
Fischotter. Auch Elche und Wildkatzen werden wieder in den Nationalparken gesichtet
(NATIONALPARK THAYATAL 2014a), SPRÁVA NÁRODNÍHO PARKU PODYJÍ 2014b).
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hinsichtlich des Naturschutzes zwischen
der tschechischen und österreichischen Seite reicht an der Thaya bereits Jahrzehnte zurück.
Im Jahr 1979 führten die ersten Naturschutzbemühungen auf tschechischer Seite zur
Ausweisung eines 103 km² großen Naturschutzgebiet, dass jedoch für die Öffentlichkeit
aufgrund der Lage am Eisernen Vorhangs nicht zugänglich war. Vor allem durch
Bürgerinitiativen auf österreichischer Seite gegen die Errichtung von Wasserkraftwerken an
der Thaya, nahm die Naturschutzbewegung ab Mitte der 1980er Jahre an Fahrt auf und
erreichte, dass 1988 bzw. 1991 zwei Naturschutzgebiete in Österreich eingerichtet werden
(NATIONALPARK THAYATAL 2014a). Den nächstgrößeren Schritt wurde dann wiederum von
tschechischer Seite mit Ernennung der Nationalparks Podyjí 1991 vollzogen. Im gleichen Jahr
begann man mit einer Machbarkeitsstudie für einen Nationalpark Thayatal in Österreich.
Bereits während der Vorbereitungsphase des österreichischen Nationalparks wurde mit der
tschechischen Seite im Jahr 1999 eine Erklärung zur Zusammenarbeit zwischen den
Schutzgebieten geschlossen (NATIONALPARK THAYATAL 2014a). Mit der Gründung des
Nationalparks Thayatal im Jahr 2000 setzt die praktische grenzüberschreitende
Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationalparken ein, die im Jahr 2007 von EUROPARC
zertifiziert wurde. Viele Projekte, vor allem im Bereich der Forschung, fanden seit dem statt.
So wurden viele Informationen über Vogel-, Fledermaus- oder Schmetterlingsarten
zusammen gesammelt oder auch Neophyten erfolgreich gemeinsam bekämpft. Zudem ist man
bestrebt, die lokale Bevölkerung miteinzubeziehen, die Sprachbarriere zu überwinden und den
kulturellen Austausch zwischen beiden Seiten zu fördern. Im Wald-, Jagd- oder
Besuchermanagement herrscht enge Abstimmung und man stützt sich auf eine gemeinsame
Vision (NATIONALPARK THAYATAL 2014c, EUROPARC 2014h). Jedoch muss auch erwähnt
werden, dass aufgrund des bisher nicht in Übereinstimmung gebrachten Problems der
Fischerei, die Re-Evaluierung der Zusammenarbeit durch EUROPARC nicht beantragt wurde
und somit seit 2013 das Zertifikat nicht mehr geführt wird.
38
Abb. 8: Die Gemeinde Hardegg direkt am Grenzfluss der Thaya/ Dyje gelegen (Matt 2013-11-18)
4.4.4 In der Sächsich-Böhmischen Schweiz - Nationalpark Sächsische
Schweiz & Nationalpark České Švýcarsko
Abb. 9: Übersichtskarte über die Schutzgebiete in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz (NATIONALPARKFÜHRER
CHRISTIAN NEUMANN 2014)
Das Elbsandsteingebirge mit der Sächsisch-Böhmischen Schweiz formt das größte
Sandsteingebiet Europas. Diese einzigartige bizarre Fels-Naturlandschaft zog früher
Romantiker, Künstler, Photographen und heute Naturschützer, Kletterer und Tausende von
Touristen in ihren Bann. Die Natur wurde zunächst auf beiden Seiten der deutsch39
tschechischen Grenze mit Landschaftsschutzgebieten unter Schutz gestellt. Im Jahr 1990
wurde auf 9.350 ha der Nationalpark Sächsische Schweiz errichtet (NATIONALPARK
SÄCHSISCHE SCHWEIZ 2014a). Gleich daraufhin wurde gemeinsam angestrebt auf
tschechischer Seite gleichfalls einen Nationalpark ins Leben zu rufen. Im Jahr 2000 kam es
dann zur Gründung des Nationalparks České Švýcarsko mit einer Größe von 7.900 ha (Abb.
9) (SPRÁVA NÁRODNÍHO PARKU ČESKÉ ŠVÝCARSKO 2014a).
Das Elbsandsteingebirge bildet mit seinen steilen Felswänden, tiefen Klammen,
weiten Tafelbergen und basaltischen Vulkankegeln einen einzigartigen, zusammengehörigen
Naturraum auf beiden Seiten der Grenze. Der einende Landschaftscharakter wird durch den
Canyon der Elbe, der sich teilweise bis zu 300 Meter tief einschneidet, erweitert. Neben den
erosiven Gesteinsformationen sind strukturreiche Wälder, seltene Tier- und Pflanzenarten
schützenswert. Vor allem durch die klimatische Inversion in den schmalen Tälern und den
artenreichen Vulkanbergen ergibt sich eine abwechslungsreiche Abfolge von Wald- und
Pflanzengesellschaften (NATIONALPARK SÄCHSISCHE SCHWEIZ 2010). Zudem wird in der
Nationalparkregion die traditionelle Kultur, beispielsweise typische Umgebindehäuser aus
Holz oder Steinkreuze und -kapellen, gepflegt (SPRÁVA NÁRODNÍHO PARKU ČESKÉ
ŠVÝCARSKO 2014b). So geht es nicht nur darum, die Vorkommen von Luchs, Schwarzstorch,
Wanderfalke und vielen mehr zu schützen, sondern auch die umgebende Kulturlandschaft mit
ihren Schätzen zu erhalten (EUROPARC 2014g, NATIONALPARK SÄCHSISCHE SCHWEIZ
2014d). Die Sächsisch-Böhmische Schweiz bildet eine naturräumliche Einheit, in der, über
das Ziel eines grenzüberschreitenden Großschutzgebietes, sowohl die Natur als auch die
Menschen verbunden werden sollen (HÄRTEL 2012).
Sich für den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft gemeinsam einzusetzen, hat in der
Sächsisch-Böhmischen Schweiz ebenfalls eine lange Tradition. Bereits ab der Mitte des 19.
Jahrhunderts gab es Bemühungen den Sandsteinabbau entlang der Elbe einzuschränken. Die
ersten Naturschutzgebiete wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgewiesen. Nach
dem zweiten Weltkrieg fanden erste grenzüberschreitende Gespräche und Austausch statt. Die
Idee ein grenzübergreifendes Großschutzgebiet einzurichten, kam im Jahr 1954 auf. Das
Resultat daraus war zwar kein Nationalpark, aber nur zwei Jahre später wurde das
Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz auf 36.800 ha in die Wirklichkeit umgesetzt
(NATIONALPARK SÄCHSISCHE SCHWEIZ 2014b, NATIONALPARK SÄCHSISCHE SCHWEIZ 2014c).
Im Jahr 1972 folgte auf tschechischer Seite die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes
Labské pískovce (Elbsandsteingebirge) mit 32.400 ha auf einer ähnlich großen Fläche
40
(SPRÁVA NÁRODNÍHO PARKU ČESKÉ ŠVÝCARSKO 2014a). Während die Zusammenarbeit auf
ministerieller Ebene nicht immer kontinuierlich war, fußte die Kooperation auf gegenseitigen
engen Austausch, persönliche Kontakte und Engagement. Nach der politischen Wende wurde
im Jahr 1990 der Nationalpark Sächsische Schweiz gegründet und Vereinbarungen für die
Zusammenarbeit zwischen den Ministerien Sachsens und Tschechiens festgeschrieben
(SPRÁVA NÁRODNÍHO PARKU ČESKÉ ŠVÝCARSKO 2014a). Zehn Jahre später zog die
Tschechische Republik mit der Einrichtung des Nationalparks (Böhmische Schweiz) nach.
Dadurch und über die Tätigkeiten der vier Arbeitsgruppen: Naturschutz/ Monitoring/ Wald &
Jagd/ Öffentlichkeitsarbeit hat sich die Zusammenarbeit weiter intensiviert und auf weitere
Arbeitsfelder als das des Naturschutzes ausgedehnt. Seit 2004 verbindet die Schutzgebiete
zudem eine gemeinsame Strategie und seit 2012 eine gemeinsame Vision. So hat man
beispielsweise im Bereich des Naturschutzes die Förderung der Weißtanne, die
Wiedereinbürgerung des atlantischen Lachses oder die Bekämpfung der Weymouthskiefer als
gemeinsame Ziele. Vor allem kann sich die Kooperation auf sehr freundschaftliche
Beziehungen und hohes Engagement unter den Schutzgebietsmitarbeitern stützen. Seit dem
Jahr 2012 ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen dem Nationalpark
Sächsische Schweiz, dem Nationalpark České Švýcarsko und dem Landschaftsschutzgebiet
Labské pískovce von EUROPARC zertifiziert (EUROPARC 2014g, SPRÁVA NÁRODNÍHO
PARKU ČESKÉ ŠVÝCARSKO 2014a).
Abb. 10: Das Prebischtor/ Pravčická brána in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz (Matt 2013-04-14)
41
5 Ergebnisse
Faktoren der grenzüberschreitenden 5.1 Zusammenarbeit
Im diesem Abschnitt werden die Ergebnisse aus den Experteninterviews zunächst
tabellarisch dargestellt und anschließend, durch Zitate illustriert, ausführlich beschrieben. Aus
den sechs durchgeführten Interviews wurden die genannten Aspekte in insgesamt 32
verschiedene Faktoren zusammengefasst und in sechs Faktorenbereiche gruppiert. Die
Auswertung der Interviews über das Programm QCAmap ergab eine numerische Auflistung
der Faktoren- und Faktorenbereiche nach der Häufigkeit ihrer Nennung durch die
interviewten Experten und dient für einen ersten Überblick (siehe Tab. 4).
Faktor
Anzahl der
Nennungen
Anzahl der
Interviews in denen
der Faktor erscheint
Politische Rahmenbedingungen:
Politische Unterstützung für die Nationalparkverwaltung 24 5
Politische Stabilität auf ministerieller Ebene 10 5
Politische Memoranden, Verträge, Vision 16 5
Ähnlicher rechtlicher Rahmen 13 4
Gemeinsame Verwaltungsstruktur 11 3
Finanzielle Rahmenbedingungen:
Finanzierung aus dem Staatshaushalt 10 5
Finanzierung über EU- Projekte 11 6
Ökonomische Unterschiede zwischen den Regionen 2 1
Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren 4 1
Ideelle, immaterielle Rahmenbedingungen:
Gemeinsame Zielsetzungen und Nationalparkphilosophie 25 5
Kooperation der Verwaltungen mit Gemeinden & NGO's 4 2
Unterstützung und Akzeptanz durch lokale Bevölkerung 4 2
Zeit für Entstehung & Entwicklung von grenzüb. Zusammenarbeit 5 3
Gemeinsame Aktivitäten:
Vereinbarungen und Vision zwischen den Verwaltungen 11 3
Abgestimmte Managementpläne & deren Umsetzung 18 6
Projekte, Veranstaltungen, Exkursionen 20 6
Publikationen, Informations- und Datenaustausch 10 4
Öffentlicher Auftritt, Corporate Design, gemeinsame Homepage 10 4
Personeller Austausch zwischen den Verwaltungen 3 2
Kommunikationsebene:
Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und Arbeitsgruppen 14 5
Treffen der Nationalpark-Direktoren 7 5
Treffen auf ministerieller Ebene 8 5
Regelmäßigkeit der Treffen 4 4
Spontanität für Treffen 2 1
Ausbildung, Expertise, Interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter 3 3
Sprachkenntnisse in der jeweils anderen Landessprache 20 6
Informelle, persönlichen Ebene :
Persönliche Kontakte zwischen den Mitarbeitern 22 6
Ausflüge, Feiern 4 3
Offenheit, Wille, Bereitschaft bei den Mitarbeitern 10 5
Bewusstsein für einheitlichen Naturraum, Blick für das große Ganze 8 3
Vertrauen & Transparenz zwischen den Nationalparkverwaltungen 14 4
Toleranz & Akzeptanz für die Situation auf der anderen Seite 6 6
Tab. 4: Anzahl der Nennungen der Faktoren und Anzahl der Interviews in denen der Faktor erscheint
(Anzahl der Nennungen: n= 333; Anzahl der Interviews: n=6)
42
Der Faktor „Gemeinsame Zielsetzungen und Nationalparkphilosophie" mit 25
Nennungen am häufigsten genannt. Es folgen die Faktoren „Politische Unterstützung für die
Nationalparkverwaltung" mit 24, „Persönliche Kontakte zwischen den Mitarbeitern" mit 22
und die Faktoren „Projekte, Veranstaltungen, Exkursionen" und „Sprachkenntnisse in der
jeweils anderen Landessprache" mit jeweils 20 Nennungen. Die Faktoren „Ökonomische
Unterschiede zwischen den Regionen", „Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren" und
„Spontanität für Treffen" wurden mit zwei bzw. vier Nennungen selten und jeweils nur in
einem Interview angeführt.
Die Anzahl der Faktoren-Nennungen gegliedert nach den Faktorenbereichen zeigt
nachstehende Abb. 11.
Abb. 11: Anzahl der Faktoren-Nennungen nach Faktorenbereiche (Anzahl der Nennungen: n= 333)
Faktoren des Bereiches „Politische Rahmenbedingungen" wurden 74-mal und somit
dieser Faktorenbereich am häufigsten erwähnt. Nahezu gleich oft mit 72 Nennungen wurde
der Faktorenbereich „Gemeinsame Aktivitäten" angeführt. Die internen Faktorenbereiche mit
„Gemeinsame Aktivitäten", „Kommunikationsebene" und „Informelle, persönlichen Ebene"
wurden insgesamt in 194 Faktoren genannt, während die externen Faktorenbereiche
„Politische Rahmenbedingungen", „Finanzielle Rahmenbedingungen" und „Ideelle,
immaterielle Rahmenbedingungen" mit 139 Nennungen auf eine geringere Gesamtzahl
74
27
38
72
58
64
0
10
20
30
40
50
60
70
Anzahl der 80
Nennungen
43
kommen. Hierbei kamen die Faktoren des Bereichs „Finanzielle Rahmenbedingungen" mit 27
Nennungen am wenigsten häufig zur Sprache.
Wird die Häufigkeit der Faktoren-Nennungen gegliedert nach den Faktorenbereichen
und den Interviewpartnern betrachtet, ergibt sich ein heterogenes Bild (siehe Abb. 12)
Abb. 12: Anzahl der Faktoren-Nennungen nach Faktorenbereichen und Interviewpartner (n= 333)
Aus der Abb. 12 wird ersichtlich, dass in einigen Interviews deutlich mehr Faktoren
zur Sprache kamen als in anderen. So wurden im Experteninterview mit dem Nationalpark
Bayerischer Wald Faktoren aus den Bereichen „Politische Rahmenbedingungen", „Ideelle,
immaterielle Rahmenbedingungen" und „Gemeinsame Aktivitäten" häufiger erwähnt als in
den anderen Interviews. In den Interviews mit den Experten der Nationalparke Podyjí und
Šumava wurde eine merklich geringere Anzahl an Faktoren aufgezeichnet.
Vielmehr jedoch als diese numerische Auflistung geben die geäußerten Meinungen der
interviewten Experten Aufschluss über die Komplexität der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken. Sie ermöglichen, ein differenziertes Bild über die
einzelnen Faktoren der Zusammenarbeit abzugeben. Diese sind folgend, der Übersichtlichkeit
wegen, nach den übergeordneten Faktorenbereichen sortiert.
0
5
10
15
20
25
30
EUROPARC
NP Bayerischer Wald
NP Šumava
NP Podyjí
NP Thayatal
NP Sächsische Schweiz
& NP České Švýcarsko
Anzahl der Nennungen
Interviewpartner
44
5.1.1 Politische Rahmenbedingungen
Die politische Unterstützung wird als ein sehr bedeutender Faktor in den
Experteninterviews hervorgehoben. „Es ist der erste grundlegende Faktor, dass die Politik
dies [grenzüberschreitende Zusammenarbeit] unterstützt" (NP Podyjí). Wichtig sei, „dass
beide Regierungen an so etwas interessiert sind, wenn grundsätzlich die Ministerien zum
Beispiel das gut finden" und „ohne das [politische Unterstützung] geht es nicht"
(EUROPARC), sind Äußerungen die dies untermauern. Im NP Bayerischer Wald erklärt man
die politische Unterstützung als „eine sehr ideelle Unterstützung, dass man sagt, setzten wir
uns zusammen, führen wir gemeinsame Gespräche, suchen wir Gemeinsamkeiten heraus. Das
ist das Beste, was man tun kann oder das wichtigste" (NP Bayerischer Wald). Im NP Podyjí
fügt man hinzu, dass es „wichtig ist, dass der politische Wille auf beiden Seiten gegeben ist
und dies ist zum Glück der Fall" und „Wir können uns nicht beklagen. Die Unterstützung vom
Umweltministerium für unsere Tätigkeiten ist gegeben. Auch die Unterstützung für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist einwandfrei" (NP Podyjí). Ein ähnliches Statement
vom NP Sächsische Schweiz ist: „Politisch ist es [grenzüberschreitende Zusammenarbeit]
gewollt. Wenigstens bei uns und wird auch wertgeschätzt" (NP Sächsische Schweiz). Von
EUROPARC wird in diesem Zusammenhang ein interessanter Aspekt eingebracht: „Es mag
zwar sein, dass es von politischer Ebene schwierig ist, aber dann muss ich auf die
Persönliche bauen [...und mich] auf eine andere Ebene zurückziehen [...] wenn die
Zusammenarbeit vielleicht gerade von offizieller Seite nicht so gewünscht ist" (EUROPARC).
Die politische Stabilität auf ministerieller Ebene wurde vor allem in den Interviews
mit dem NP Bayerischer Wald und mit dem NP Šumava betont. Der NP Bayerischer Wald
sieht die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem NP Šumava als bedroht an, „weil ein
politischer und inhaltlicher Paradigmenwechsel da plötzlich auftaucht, jetzt auf tschechischer
Seite, der das Ganze [grenzüberschreitende Zusammenarbeit] konterkariert". „Wir warten
schlicht und einfach ab, was sich in Tschechien politisch tut, wie die politische Entwicklung
dort sein wird, wer der neue Umweltminister sein wird, welche Einstellungen dieser neue
Umweltminister hat zum NP Šumava und zur Zusammenarbeit mit uns. Wir sind in der
Warteposition kann man schlicht und einfach sagen" (NP Bayerischer Wald). Eine ähnliche
Sichtweise kann auf der anderen Seite der Grenze im NP Šumava angetroffen werden: „Ich
glaube es ist auch mit der politischen Instabilität an unserem Ministerium verbunden. Durch
die häufigen Wechsel können die Beziehungen nicht wirklich entstehen." „Auf der
tschechischen Seite ist es so, dass es schneller wechselt als auf der bayerischen Seite. Und
wenn die Leute im Vorstand wechseln, dann kann auf längerer Perspektive eine nachhaltige
45
Zusammenarbeit nicht garantiert werden" (NP Šumava). Auch zwischen den Nationalparken
Thayatal und Podyjí ergeben sich aus der Instabilität auf ministerieller Ebene Schwierigkeiten
für die gemeinsame Zusammenarbeit. „Die tschechischen Managementpläne sind auch auf
zehn Jahre ausgelegt, aber alle sieben, acht Jahre kommt das Ministerium und macht es
anders. Wenn es dann bei uns nicht passt, ist es blöd" (NP Thayatal). Einzig im
Untersuchungsgebiet NP Sächsische Schweiz und NP České Švýcarsko sieht man diesen
Faktor als nicht so bedeutend an, denn auch „wechselnden Großwetterlagen [hatten] [...]
keinen Einfluss auf unsere grenzüberschreitenden Beziehungen. Und wir wurden dann häufig
gebeten, ob wir wieder irgendwo Kontakte herstellen können, wenn auf ministerieller Ebene
irgendwo Sendepause war, kam man über uns wieder hinzu, so dass wir da auch eine gewisse
Vermittlerfunktion lange hatten" (NP Sächsische Schweiz).
Die Bedeutung von politischen Memoranden, Verträge und Vereinbarungen für die
grenzüberschreitende Kooperation wird aufgrund ihres verbindlichen Charakters festgemacht
und beispielsweise vom NP Bayerischer Wald eingefordert: „Die Gemeinsamkeiten wurden in
Memoranden festgehalten zwischen dem Freistaat Bayern und der Tschechischen Republik,
auf politischer Ebene unterzeichnet, für die Nationalparkverwaltung verbindlich". „Und ich
erwarte natürlich von einem Nationalparkleiter eines angrenzenden Nationalparks, der die
Memoranden hat wie wir, dass er sich an die akribisch hält, wie wir das auch tun" (NP
Bayerischer Wald). Aus dem NP Šumava war dazu nur folgendes zu vernehmen: „Ich stimme
100 Prozentig zu, dass wir diese Verträge und Memoranden wirklich brauchen" (NP
Šumava). Ebenfalls der NP Thayatal fordert die Einhaltung der Memoranden, da man bereits
schlechte Erfahrungen gemacht hat: „Und dann habe ich die Deklaration vorgelesen, die die
beiden Minister unterschrieben haben, dass wir uns gegenseitig informieren, und dann muss
ich zufällig am Rande einer Tagung vom Ministerium hören, da gibt es Kraftwerkspläne. Das
kann nicht funktionieren, wofür haben wir eine Vereinbarung" (NP Thayatal). Vom Experten
aus dem NP České Švýcarsko wird die Bedeutung der Memoranden und Vereinbarungen
gleichfalls artikuliert: „Es ist auch sehr wichtig, dass wir eine offizielle Umrahmung haben"
(NP České Švýcarsko).
Ein ähnlicher rechtlicher Rahmen als grundlegende Arbeitsbasis wurde in mehren
Gesprächen angedeutet, weil „wenn grundsätzlich die Ministerien [...] die entsprechenden
Richtlinien oder rechtlichen Grundlagen zulassen" (EUROPARC), erleichtere dies die
grenzüberschreitende Kooperation. Dennoch wird klar herausgestellt, dass die Nationalparke
in verschieden rechtlichen Rahmen arbeiten und „man [...] verschiedene rechtliche Vorgaben
46
berücksichtigen" (NP Sächsische Schweiz) muss. Vor allem in den Interviews im NP
Thayatal und im NP Podyjí kam die Bedeutung der rechtlichen Rahmenbedingungen aufgrund
des zentralen Problems zur Sprache: „Wo wir nicht zusammen kommen ist die Fischerei. Da
haben wir ein enormes Defizit und das hat auch legistische Gründe". „Die Fischereirechte
gehören dort zum Landwirtschaftsministerium, was absurd ist. Das Umweltministerium ist
zuständig, aber die Fischereirechte haben sie dem mährischen Fischereiministerium
gegeben" (NP Thayatal). Dem benachbarten NP Podyjí ist das Problem der aufgeteilten
rechtlichen Bestimmungen bewusst. Nichtsdestotrotz funktioniere die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit mit der österreichischen Seite gut, „auch wenn aktuell die rechtlichen
Bedingungen nicht dementsprechend sind" (NP Podyjí).
Als weitere politische Rahmenbedingung wurde der Aspekt einer gemeinsamen
Verwaltungsstruktur für beide Nationalparke in den Interviews aufgeworfen. Dieser Faktor
wird zu den politischen Rahmenbedingungen gezählt, da eine derartige Entscheidung auf
hoher politischer Ebene gefällt und die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen
werden müssten. Von EUROPARC wird ein dazu passendes Beispiel gegeben: „Interessant
ist eines unserer neueren Schutzgebiete, welches dazu gekommen ist zu Transboundary Park,
der „Hainaut Cross-border Nature Park" in Belgien und Frankreich. [...] Die arbeiten bis
2022 in einem INTERREG-Projekt daran, eine gemeinsame Verwaltungsstruktur aufzubauen
oder ob es letzendes klappen wird, kann jetzt noch keiner sagen". „Wenn es klappt, wenn man
eine gemeinsame Verwaltung einrichten kann, die funktioniert ist das natürlich
wünschenswert und erstrebenswert. Wenn man sich aber weiter überlegt, dass es so schwierig
ist, zu diesem Ziel zu erlangen, ist eine Kooperation, die gut funktioniert in Projekten, in
Austausch von Personal, denke ich, ist wertvoller, als auf dieses Ziel zu zustreben"
(EUROPARC). Im Thayatal wurde diese Option, für den NP Thayatal und den NP Podyjí
eine Verwaltung einzurichten, bereits einmal in Erwägung gezogen, worauf auch in den
Interviews hingewiesen wurde: „Das ist meine Vision. [...] Es sind 8.000 Hektar zusammen,
das ist zwar durchschnittlich ein Nationalpark oder ein kleiner Nationalpark in der
mitteleuropäischen Kulturlandschaft, aber es ist eigentlich absurd, zwei
Nationalparkverwaltungen zu haben" (NP Thayatal). Auf der tschechischen Seite äußerte man
sich folgendermaßen. „Selbstverständlich [haben wir] auch das oberste Ziel, dass es ein
Nationalpark mal sein wird, mit einem Pflegeplan von einer Verwaltung" (NP Podyjí).
Begründet wird diese Aspekt damit, dass sich sowohl Vorteile für die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit als auch Einsparungsmöglichkeiten in der potenziellen Einrichtung einer
Verwaltungsstruktur ergeben könnten (NP Thayatal).
47
5.1.2 Finanzielle Rahmenbedingungen
Ausreichende und gesicherte Finanzierung wird als notwenige Voraussetzung für
grenzüberschreitende Zusammenarbeit angesehen (EUROPARC). Die Zusammenarbeit wird
in allen untersuchten Nationalparken sowohl aus eignen Mitteln des Staatshaushaltes, als auch
über verschiedene EU-Projekte finanziert. „Immer ein Teil der Finanzierung müssen wir bei
den Projekten selber finanzieren. Da zahlt die EU bis zu 70 Prozent, aber 30 Prozent bleiben
immer noch als Haushaltsbelastung übrig. Und die stecken wir dann in [...]
Gemeinsamkeiten hinein" (NP Bayerischer Wald). In der Regel werden aus dem Budget,
welches die Nationalparke aus dem Staatshaushalt für ihre kompletten Tätigkeiten
bekommen, verschiedene Aktivitäten mit grenzüberschreitendem Charakter mitfinanziert.
„Also wir haben ein Budget für unser Verwaltungstätigkeiten, dass die informelle und
offizielle Zusammenarbeit funktioniert" und „den Rest machen wir über Projekte" (NP
Thayatal). Im benachbarten NP Podyjí wurde „bisher nicht berechnet, wie viel Geld wir für
grenzüberschreitende Zusammenarbeit benötigen. Wir gehen davon aus, dass dies unsere
Pflicht ist und dass das Umweltministerium für diese wichtige Sache Geld bereitstellt" (NP
Podyjí). Ähnlich sieht die Situation zwischen dem NP Sächsische Schweiz und NP České
Švýcarsko aus, denn „bei uns haben wir kein separates Geld für grenzüberschreitende
Zusammenarbeit. Das betrifft alle Felder [Arbeitsbereiche des Nationalparks]" (NP České
Švýcarsko). Ganz gleich ist es im NP Sächsische Schweiz: „Wir kriegen das Geld vom
Freistaat bzw. über das Budget des Staatsbetriebs Sachsenforst und dann müssen wir sehen
wie wir das [grenzüberschreitende Zusammenarbeit] darüber finanzieren" (NP Sächsische
Schweiz).
Die Möglichkeit über den überstaatlichen Charakter grenzüberschreitender
Kooperation an internationale Gelder zu kommen, wird von allen Interviewpartnern
dargestellt: „So haben viele Parks uns rückgemeldet, dass es für sie ein Bonus ist, wenn es
darum geht, internationale Gelder für grenzüberschreitende Projekte zu bekommen"
(EUROPARC). Im NP Podyjí erkennt man, dass mit „INTERREG-Projekte an Gelder der
EU" (NP Podyjí) heranzukommen ist. Wie auch im NP Thayatal, wo beispielsweise „das
Nationalparkhaus [...] auch durch INTERREG ko-finanziert mit der Unterstützung von
Tschechien [ist]" (NP Thayatal). Ebenfalls im Böhmerwald werden „die meisten Projekte
[...] über INTERREG-IIIa und INTERREG-IV finanziert" (NP Šumava). Aber es wird dem
hinzugefügt, dass „auch wenn wir die EU-Gelder nicht hätten, dann hätten die beiden
Verwaltungen genügend Geld für gemeinsame Projekte. Das Geld ist nicht das Problem" (NP
Šumava). Hingegen wird im NP Bayerischer Wald unterstrichen, „dass wir in den guten zehn
48
Jahren, ich glaube, 26 gemeinsame INTERREG-Projekte gemacht haben, wo wir, die Zahl auf
der tschechischen Seite weiß ich nicht, zusätzlich acht Millionen Euro für den Haushalt
generieren konnten. Und das war auch wirtschaftlich ein wichtiger Aspekt" (NP Bayerischer
Wald). Gleichzeitig wird die Bedeutung der finanziellen Mittel in zwei Gesprächen relativiert:
„Vor allem wenn es [grenzüberschreitende Zusammenarbeit] schwierig ist, glaube ich, gibt es
Mittel und Wege das trotzdem weiter zu betreiben und auch wenn viele sagen, sie haben keine
Gelder für die Zusammenarbeit, ja brauchst es das wirklich?" (EUROPARC). Und: „Ich
würde auch sagen, dass dies [grenzüberschreitende Zusammenarbeit] nicht viel kostet. Es
kostet vielleicht viel Zeit, aber nicht Geld" (NP České Švýcarsko).
Dass sich wirtschaftliche Unterschiede der Nationalparkregionen auf die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit auswirken können, wurde in einem Interview
angeführt. „Auch wenn in der Wirtschaftskraft im Umfeld der Schutzgebiete es größere
Unterschiede gibt, kann dies zu einem Gefühl der Ungleichheit oder Ungleichberechtigung
bei den Beteiligten führen" (EUROPARC).
Ebenfalls der Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren auf die grenzüberschreitende
Arbeit vor Ort wird in nur einem Interview erwähnt: „Momentan haben wir [NP Thayatal und
NP Podyjí] einen gemeinsamen Feind: die Windkraft". „Bei der Windkraft [...] ist der
Betreiber die österreichischen Bundesforsten [...] und die Raiffeisenbank, und da habe ich
Gegner, da stehe ich auf verlorenen Posten, würde ich mal sagen". „Ja, die großen Lobbys,
Staatsforsten und die Raiffeisenbank, sind die großen Player, die ihre politischen
Einflussmöglichkeiten nutzen" (NP Thayatal). Ebenfalls beeinflusst das Kraftwerk Vranov,
welches große Auswirkungen auf die Flussökologie der Thaya hat, die Zusammenarbeit
zwischen dem NP Thayatal und NP Podyjí enorm, denn „dort bei dem Kraftwerksbetreiber
Maßnahmen entsprechend anzustoßen, [...] ist nicht ganz einfach, weil die schauen natürlich
auf den Cash" (NP Thayatal).
5.1.3 Ideelle und immaterielle Rahmenbedingungen
Der Faktor Gemeinsame Zielsetzungen und Nationalparkphilosophie wurde am
häufigsten und in allen Gesprächen mit den Experten aus den Nationalparkverwaltungen
herausgestellt. „Wir haben gemeinsame Ziele, das ist wichtig". „In den strategischen Zielen
sind keine Unterschiede. Das ist vor allem die IUCN-Kategorie II, die Sächsische Schweiz ist
schon etwas weiter oder näher an diesem Ziel, aber das Ziel gilt für beide Nationalparke"
(NP České Švýcarsko). Der NP Sächsische Schweiz bestätigt dies und ergänzt, „dass es ein
paar Unterschiede in der natürlichen Ausstattung, in der Naturnähe gibt, teilweise auch in
49
den rechtlichen Vorgaben, so dass man das gleiche Ziel hat, der Weg dorthin und die Dauer
kann aber abweichen" (NP Sächsische Schweiz). In den beiden anderen Nationalparkpaaren
ist man sich der Bedeutung von gemeinsamen Zielen und einer abgestimmten
Nationalparkphilosophie bewusst, aber aufgrund verschiedener Probleme aktuell davon
entfernt. Zwischen dem NP Thayatal und dem NP Podyjí wurden „einmal unsere
gemeinsamen Ziele formuliert, da gibt es ein Dokument darüber. In der Umsetzung gibt es
jedoch Unterschiede. Zum Beispiel hat Tschechien weniger Interesse am Tourismus, das
hängt auch damit zusammen, dass der Nationalpark ein Naherholungsgebiet für die Znajmer
ist und dadurch der Druck größer ist, während es bei uns ein Ausflugsgebiet ist, wo wir noch
mehr vertragen" (NP Thayatal). Dazu wird von tschechischer Seite erwidert. „Unterschiede
gibt es ganz sicher, ohne Zweifel. Unsere Tätigkeiten sind breiter. Neben der Waldpflege und
Waldgrundstücke kümmern wir uns auch um die Gestalt der Landschaft und auch um die
Gestalt der Siedlungen und der Schutz des landschaftlichen Charakters. [...] Der
Nationalpark auf der österreichischen Seite hat es einfacher, da sie Aktionen machen, die für
die Öffentlichkeit populär sind und die Leute gewinnen, während es bei uns strenger ist und
die Leute beklagen sich, sie dürfen nicht Himbeeren oder Pilze suchen" (NP Podyjí). Vor
allem im Bereich der Fischerei gibt es zwischen diesen beiden Nationalparken divergierende
Zielsetzungen. „Wir haben uns damals auf eine gemeinsame Fischereiordnung geeinigt und
die hat Tschechien nicht umgesetzt, nur für die gemeinsame Grenzstrecke, aber nicht für den
ganzen Nationalpark [Podyjí]" (NP Thayatal). „Das wir [NP Thayatal und NP Podyjí]
unterschiedliche Ideen und Vorstellungen vom Nationalpark haben, das ist ein anderes
Kapitel" (NP Thayatal) bekräftigt das Vorhandensein von unterschiedlichen Zielen. Dies sieht
man jedoch im NP Podyjí lockerer: „Wir haben nicht das gleiche oder ähnliche Ziel in der
Fischerei", aber „ein richtiges Problem ist das nicht" (NP Podyjí). Zwischen dem NP
Bayerischer Wald und NP Šumava triften die Ziele auseinander, da der NP Bayerischer Wald
bis 2027 75 Prozent Naturzone erreichen will, „aber die tschechische Seite hat sich hier
verabschiedet. Strebt im Nationalparkplan den Paradigmenwechsel an, weg von der
Kategorie II Nationalpark hin zu Kategorie IV zu Arten- Biotopschutzgebiet mit dauerhaft 65
Prozent der Fläche unter forstlicher Nutzung und von der Jagd wollen wir mal gar nicht
reden" (NP Bayerischer Wald). Vom NP Šumava wird eingewendet, dass „der Nationalparkbeirat
hat abgelehnt, und so hat der Direktor entschieden, dass wir nicht diesen Weg gehen.
Und dass der Nationalpark nur als IUCN IV dargestellt wird" (NP Šumava). „Wenn eine
Nationalparkverwaltung von sich aus sagt, ich will die richtige Anerkennung nicht haben,
sondern Schnickschnack macht, dann hat er sich eigentlich inhaltlich von der Nationalpark50
philosophie verabschiedet" (NP Bayerischer Wald). Vom Experten des NP Šumava hingegen
wurde angeführt, dass „wenn die Ziele nicht realistisch sind, sollte man diese überarbeiten",
weil „ein Jahr danach war es schon klar, dass man diese Ziele nicht erfüllen kann. Es ist jetzt
offen und wir warten jetzt eigentlich auf die bayerische Seite" (NP Šumava).
Inwieweit Kooperationen der Nationalparkverwaltungen mit den umliegenden
Gemeinden oder mit NGO's auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Schutzgebiete
einwirken können, wurde nur in den Gesprächen im NP Bayerischer Wald und im NP
Thayatal angesprochen: „Ein Austausch zwischen den Gemeinden oder zwischen Nicht-
Regierungsorganisationen, welches eigentlich auch sein sollte, funktioniert hier nicht" (NP
Thayatal). Vom NP Bayerischer Wald wird hinzugefügt, dass „es [...] ja eine Empfehlung des
Transboundary-Prozesses [war], dass wir auch ein Memorandum auf kommunaler Ebene
anstreben sollten, [...] aber angesichts der Situation, wo wir [NP Bayerischer Wald und NP
Šumava] schon nicht miteinander können, ist das irgendwie illusorisch, weil die Initiative
eigentlich nur von uns ausgehen kann". „Ich habe den Eindruck und das haben auch manche
Gemeindevorsteher gesagt, dass sie den Eindruck haben, dass die engen Beziehungen zu den
tschechischen Gemeinden lockerer werden" (NP Bayerischer Wald).
Aus den Interviews konnten nur indirekte Aussagen gefunden werden, ob durch
Unterstützung und Akzeptanz in der lokale Bevölkerung der Nationalparkregionen die
Zusammenarbeit der Nationalparkverwaltungen befördert werden könnte: „Jetzt sprechen Sie
einen roten Punkt an. Ein roter Punkt auf beiden Seiten" Teilweise sieht man im NP Thayatal
gewisse Akzeptanz des Nationalparks in der Bevölkerung, „aber durchaus auch totale
Ablehnung. Aber das ist in Tschechien nicht anders" (NP Thayatal). Ähnliche Erfahrungen
wurden im Böhmerwald gemacht, dass „es nicht so wie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs
[ist], dass man da gemeinsame Feste gemacht hat oder Gemeinsamkeiten entwickelt hat,
sondern es ist eine gewisse Grundreserviertheit da, seitens der tschechischen Leuten
gegenüber den unseren Leuten, habe ich den Eindruck. Und das spürt man. Man merkt schon,
dass man viele, viele Jahrzehnte nebeneinander daher gelebt hat und nicht miteinander gelebt
hat in der Mitte Europas" (NP Bayerischer Wald).
Zeit als Faktor, damit grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
entstehen und sich entwickeln kann, wurde von den Experten in den Interviews zur Sprache
gebracht. „Es braucht bestimmt immer Zeit, dass die Beziehungen entstehen können" (NP
Šumava). EUROPARC ist der Ansicht, dass „es [grenzüberschreitende Zusammenarbeit]
wahrscheinlich sehr zeitintensiv, wenn man es gut machen will" (EUROPARC).
51
5.1.4 Gemeinsame Aktivitäten
Die Bedeutung von Memoranden oder Vereinbarungen zwischen den
Nationalparkverwaltungen sind für die Arbeit vor Ort von entscheidender Wichtigkeit. So ist
es „die Grundvoraussetzung [...], dass man ein gemeinsames Agreement, Vision oder wie
man es auch immer bezeichnen will, hat" (NP Bayerischer Wald). Wenn eine Vision von
einer Seite nicht verfolgt wird, erschwert dies die gemeinsame Kooperation merklich
(EUROPARC). Dies zeigt sich beispielsweise in der Zusammenarbeit zwischen den
Nationalparken im Böhmerwald, denn dort „hat man zur Zeit nicht mehr die 100 prozentig
abgestimmte gemeinsame Vision und auch die Umsetzung der Vision, sondern wir haben den
Eindruck, dass der NP Šumava jetzt andere Wege geht" (NP Bayerischer Wald). Eine
langfristige Vision wird hingegen zwischen dem NP České Švýcarsko und dem NP
Sächsische Schweiz als Arbeitsgrundlage verwendet, weil „darin ganz klar die Ziele für beide
Seiten definiert [sind]" (NP České Švýcarsko).
Die Wichtigkeit von abgestimmten Managementplänen und deren Umsetzung wurde
in allen Experteninterviews hervorgehoben. So sei eine gemeinsame Vision zwischen den
Nationalparken die Voraussetzung, „die man braucht [um] zu einem Joint Management"
(EUROPARC) zu kommen. „Unser Ziel ist es die Managementpläne abzustimmen und
kompatibel zu machen". „Es geht heute aus rechtlichen Gründen und anderen Gründen nicht
ohne ein Managementplan für zwei Schutzgebiete zu haben". „Wir haben zum Beispiel eine
gemeinsame Managementkarte, aber das ist keine offizielle Karte. Es war unser Versuch die
beiden Managementkarten [...] zusammenzustellen und auf einen gemeinsamen Nenner zu
führen" (NP České Švýcarsko). Der Experte aus dem NP Sächsische Schweiz fügt dem hinzu:
„Das Problem ist, dass wir auch unterschiedliche Begrifflichkeiten haben. Und da war das
Bemühen als wir die Karte aufgestellt haben, diese Begrifflichkeiten und was dahinter steckt
auf einen gemeinsamen Nenner zu kriegen" (NP Sächsische Schweiz). Auch wenn hier die
Erstellung eines Managementplans nicht möglich ist, wird versucht die Umsetzung in
gemeinsamer Abstimmung durchzuführen. Vom NP Thayatal werden ebenfalls „völlig
aufeinander abgestimmte Managementpläne und Entwicklungskonzept" (NP Thayatal)
eingefordert: „Vorletztes Jahr haben sie [NP Podyjí] einen neuen Managementplan gemacht
und da waren wir NP Thayatal] auch mit dabei. In Gesprächen haben wir unsere Vorstellung
mit eingebracht. Auch das Gewässermanagement betreffend und das hat funktioniert. Weil
das ist ein Dokument nach dem sie [NP Podyjí] arbeiten müssen, das ist ein verbindliches
Dokument. Und daher ist so was wichtig" (NP Thayatal). Diesbezüglich ist nur teilweise
Übereinstimmung von der tschechischen Seite zu vernehmen, wo man der Ansicht ist, dass
52
„das Hauptaugenmerk [...]auf der Pflege des Gebietes liegen [sollte], dass diese auf beiden
Seiten des Flusses gleich aussieht." „Natürlich wäre es gut einen gemeinsamen Pflegeplan zu
haben, aber in unserem Fall ist dies nicht gegeben und wird so schnell auch nicht sein".
„Wichtig ist, dass die Prinzipien gleich sind. Es müssen nicht alle 9 bzw. 10 Prinzipien gleich
sein, aber die Richtung sollte übereinstimmen, es muss nicht alles einzeln in einem Dokument
festgeschrieben sein." (NP Podyjí). Zwischen dem NP Šumava und dem NP Bayerischer
Wald liegt zwar ein gemeinsamer Natura 2000 Managementplan, der auch als sehr wichtig
angesehen wird, aber kein abgestimmtes Management zwischen den beiden Verwaltungen,
vor (NP Bayerischer Wald). Zwar gibt es „eine Übereinkunft zum gemeinsamen
Borkenkäfermanagement an der gemeinsamen Grenze. Ich weiß aber nicht, ob Tschechien
daran noch Interesse hat, das kann ich jetzt nicht beurteilen. Aber das war 2010 die letzte
gemeinsame Vereinbarung, die man da beschlossen hat, dass gerade das Waldmanagement
an der Grenze ein Gemeinsames ist" (NP Bayerischer Wald). Vom NP Šumava werden
gemeinsame Managementpläne gleichfalls als wichtig angesehen, wenngleich „diese
realistisch sein [...] und beidseitig regelmäßig besprochen werden [sollten]" (NP Šumava).
Des Weiteren kam in allen sechs Interviews die Bedeutung von gemeinsamen
Projekte, Veranstaltungen oder Exkursionen zur Geltung. „Natürlich geht es vorrangig um
Nature Conservation" (EUROPARC), aber grenzüberschreitende Zusammenarbeit beinhaltet
auch viele weitere Arbeitsfelder (EUROPARC). Dies umfasst vorrangig gemeinsame
Naturschutzprojekte mit denen in beiden Nationalparken „man Prozessschutz entsprechend
hoch ansetzt, durchsetzt und umsetzt. Und [...] man eine gemeinsame, safte touristische
Entwicklung mit auf den Weg bringt [...], die naturverträglich sein muss und nicht jeder seine
eigene touristische Erschließung selber macht und gegebenenfalls auch noch
naturunverträglich ohne auf die Schutzgüter des anderen Parks Rücksicht zu nehmen". „Und
dazu gehört auch, dass man ein gemeinsames Wegegebot hat, das man Wegeführungen
gemeinsam macht, das man gemeinsame Jagdruhezonen hat und auch zum Beispiel
gemeinsame Ruhezonen für das Auerhuhn hat, weil das im Prinzip ein Potenzial ist, was sich
halt beide Parks teilen" (NP Bayerischer Wald). Gemeinsame Projekte finden auch am Fluss
der Thaya statt, denn beispielsweise bei der Bekämpfung von invasiven Pflanzen „haben die
Tschechen gesagt, sie bekämpfen Neobiota". „Da haben wir Geld investiert und haben auch
den Tschechen etwas dafür bezahlt für die Arbeit, die sie bei uns gemacht haben" (NP
Thayatal). Dies ist ein Beispiel für ein gemeinsames Naturschutzprojekt zwischen
Nationalparken. Daneben werden Projekte im touristischen Bereich, wie die Projekte
„Nationalparkpartner" oder „Tierisch- Wild" im Böhmerwald, oder in der Umweltbildung
53
gemeinsam durchgeführt (NP Bayerischer Wald, NP Thayatal). Aber auch gemeinsame
Projekte im Bereich Forschung und Monitoring, wie das Luchsprojekt im Böhmerwald,
werden durchgeführt. „Es war immer so, dass die Anwendung von den Ergebnissen der
Forschung [in Projekten] immer das wertvollste war. Zum Beispiel das Auerhuhn-Projekt
war sehr wichtig. Man hat damals ziemlich viel zusammen gemacht. Beim Luchsprojekt will
man weiterarbeiten" (NP Šumava). Jedoch muss hier hinzugefügt werden, dass gemeinsame
Projekte „jetzt gar nicht" (NP Šumava) funktionieren. Im Rückblick wird die „Zahl der
Projekte [als] umfangreich und sinnvoll" (NP Bayerischer Wald) angesehen. Zudem wurde in
den Interviews herausgestellt, dass gemeinsame Veranstaltungen für die Öffentlichkeit (NP
Podyjí, NP Thayatal) oder gemeinsame, auch mehrtägige, Exkursionen (NP České Švýcarsko,
NP Sächsische Schweiz) für die grenzüberschreitende Arbeit zwischen benachbarten
Nationalparken von hoher Bedeutung sind.
Zentraler Punkt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist zudem der Bereich der
Publikationen und des Informations- und Datenaustausches. Das Bemühen eine stete
Informationsvermittlung zu betreiben, wird hier genannt (EUROPARC, NP Šumava, NP
České Švýcarsko). In der Regel wird in den Memoranden festgehalten, dass man sich
„informiert, was in den einzelnen Parks läuft" (NP Bayerischer Wald). Aber das dies nicht
immer so läuft wie gewünscht, zeigen Erfahrungen aus dem NP Thayatal: „Dann muss ich
zufällig am Rande einer Tagung vom Ministerium [Tschechische Umweltministerium] hören,
da gibt es Kraftwerkspläne" (NP Thayatal). Auch im NP Bayerischer Wald lief es ähnlich,
dass bei der „Stellungnahme zum Nationalparkplan [es] selbstverständlich [ist], dass die
Tschechen in allen Phasen dazu Stellung nehmen konnten und das ist auch tatsächlich
passiert. Wir mussten es quasi erzwingen, um überhaupt Einblick zu bekommen" (NP
Bayerischer Wald). Gleichfalls wird in den Vereinbarungen der Datenaustausch zwischen den
Nationalparkverwaltungen darin festgehalten (NP Bayerischer Wald, NP Podyjí), so dass z. B.
„der Datenaustausch [...] zeitweise zwischen den beiden Parkverwaltungen unkomplizierter
[war] als zwischen zwei bayerischen Behörden. Ein bisschen übertrieben, aber so war es"
(NP Bayerischer Wald). Hinsichtlich gemeinsamer Publikationen ist man in der
Zusammenarbeit zwischen NP Sächsische Schweiz und NP České Švýcarsko bemüht, „mehr
Veröffentlichungen aus den Daten der Forschung herauszubringen" (NP České Švýcarsko).
54
Ein gemeinsamer öffentlicher Auftritt, sei es mit einem einheitlichen Corporate
Design oder einer gemeinsamen Homepage, ist laut den Aussagen der
Nationalparkmitarbeiter für eine stimmige grenzüberschreitende Kooperation wichtig (NP
Podyjí). Zunächst sollten die Vorteile von grenzüberschreitender Zusammenarbeit klar in der
Öffentlichkeit kommuniziert werden (EUROPARC), damit es nicht dazu kommt, dass „die
Öffentlichkeit [...] wenig über den Nationalpark [weis]" (NP Šumava). Dass die
Öffentlichkeitsarbeit zwischen dem NP Bayerischer Wald und dem NP Šumava nicht in
Abstimmung stattfindet, zeigt folgende Aussage: „Unsere Öffentlichkeitsarbeit zielt darauf ab
die ökologische Rolle des Borkenkäfers in den Vordergrund zu stellen und auch den
Besuchern zu vermitteln" (NP Bayerischer Wald), während dies auf der benachbarten
tschechischen Seite konträr gehandhabt wird. „Das ist auch eine sehr üble Art, sage ich
einmal, in der Öffentlichkeitsarbeit die Rolle dieses Tieres zu diskreditieren" (NP Bayerischer
Wald). Ebenfalls in den Nationalparken an der Thaya werden divergierende Meinungen in der
Öffentlichkeit verbreitet. „In der Öffentlichkeitsarbeit gehen wir etwas in eine andere
Richtung. Das macht aber nix, diese Zielsetzung kann ja unterschiedlich sein" (NP Thayatal).
Darüber hinaus ist man sich dort bewusst, dass man generell Defizite in der
Öffentlichkeitsarbeit und in der Abstimmung der Angebote hat (NP Thayatal, NP Podyjí).
„Warum soll ich zwei Websites haben? Das ist doch absurd" (NP Thayatal). Eine
gemeinsame Homepage wurde in keinem der untersuchten Nationalparkpaare verwirklicht.
Zwei- oder mehrsprachige Versionen der Internetseiten werden aber von allen
Nationalparkverwaltungen in unterschiedlichen Umfang angeboten. Ein gemeinsames
Corporate Design wurde bisher nur in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz umgesetzt.
Der Aspekt personellen Austausch zwischen den Nationalparkverwaltungen zu
ermöglichen und zu realisieren, wurde in zwei Interviews angesprochen. So kann es sein, dass
„zum Beispiel die Ranger den Austausch wollen oder suchen, aber es nicht dazu kommt, weil
es offiziell nicht erlaubt wird" (EUROPARC). Jedoch könnte „personeller Austausch eine
sehr große Motivation sein. Im Bereich der Forschung klappt es schon, dass Forscher über
die Grenze gehen" (NP Sächsische Schweiz).
55
5.1.5 Kommunikationsebene
Die Ebene der Kommunikation unter den Mitarbeitern und in den Arbeitsgruppen wird
in den Interviews für die grenzüberschreitende Arbeit als bedeutend beschrieben. In der
Zusammenarbeit an der Thaya „gibt es Arbeitsgruppen zwischen den Mitarbeitern und
Referenten, die spezielle Probleme unter sich regeln, die zwischen zehn und zwölfmal pro
Jahr sein können, was vermutlich am wichtigsten ist" (NP Podyjí). Dies wird von der
österreichischen Seite unterstrichen und ergänzt: „Da muss ich sagen, dass es eh funktioniert,
dass sich die Mitarbeiter sehr oft treffen, wenn Handlungsbedarf besteht". „Es gibt auch
Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppen sind Fall-zu-Fall-Gruppen. Nur bei der Fischerei gibt es
eine permanente Arbeitsgruppe, wo wir wirklich ein Problem haben. Wir richten uns da nach
Bedarf. [...] aber sie [Mitarbeiter] können sich jederzeit anrufen und das wird auch gemacht"
(NP Thayatal). Auch zwischen dem NP Bayerischer Wald und NP Šumava richtet sich die
Kommunikation nach Bedarf, „aber wie gesagt, dieses Jahr 2013 ist es eher still geworden.
Leider". „Ich glaube, es ist nicht direkt die Sache von den einzelnen Leuten auf den beiden
Seiten, die sind immer noch in Kontakt und wollen zusammenarbeiten" (NP Šumava). Die
praktische Arbeit der Zusammenarbeit erfolgt in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz in vier
Arbeitsgruppen, die am Ende des Jahres ihren Arbeitsbericht den beiden Nationalparkdirektoren
vorlegen (NP České Švýcarsko, NP Sächsische Schweiz). Hervorgehoben wird
zudem auch, dass viel von der personellen Fluktuation in den Verwaltungen abhängt, weil
„wenn es Änderungen [im Personal] gibt, ist es nicht immer ganz einfach das
[Kommunikation & Kontakte] wieder neu aufzubauen" (NP Sächsische Schweiz). „Eine
gewisse Kommunikation gibt es hier, aber für die nachhaltige, dauerhafte Zusammenarbeit,
braucht es [...] eine gewisse Stabilität und die ist auf unterer Ebene größer". „Es sollte [...]
sich [grenzüberschreitende Zusammenarbeit] mehr auf die Fachleute konzentrieren, die dann
vom Vorstand unterstützt werden sollten, aber die sollten fachlich ihre Richtung gehen, ihre
Arbeit machen und nicht alles über eine Person [ablaufen]" (NP Šumava).
Dass die Treffen der Nationalparkdirektoren stattfinden, ist in der Regel in den
Memoranden der Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken festgehalten. Wie häufig es
dann dazu kommt, richtet sich in der Regel nach dem Bedarf. Auf diese Weise läuft es aktuell
in den Nationalparken Podyjí - Thayatal und České Švýcarsko - Sächsische Schweiz. In den
Gesprächen im Böhmerwald kam zum Ausdruck, dass die Kommunikation auf Ebene der
Direktoren des NP Šumava und des NP Bayerischer Wald zurzeit nicht funktioniere. „Auf
Sachgebietsleiterebene haben wir natürlich noch Kontakte und es gibt bestimmt auch
Kontakte was die Leitung anbelangt, allerdings das letzte Treffen haben wir gestaltet und
56
dazu eingeladen, das war im März dieses Jahres [2013]. Ob Šumava uns noch mal einlädt
weiß ich nicht" (NP Bayerischer Wald). Im NP Šumava selbst wird dies so gesehen, dass
wenn das Verhältnis zwischen den Direktoren schwierig ist, dies die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit deutlich erschwert (NP Šumava). Viel in der grenzüberschreitenden
Kooperation zwischen Schutzgebieten hänge „sehr vom Engagement und der Person, die
dafür zuständig ist, ab" (EUROPARC).
Die Treffen auf ministerieller Ebene seinen wichtig, da sie „der Zusammenarbeit eine
gewisse Form geben" (NP Thayatal). So kommt zwischen Österreich und Tschechien
bezüglich der Nationalparke Thayatal und Podyjí eine Kommission, denen Minister und die
Nationalparkleiter angehören, mindestens einmal jährlich zusammen (NP Thayatal, NP
Podyjí). In der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen dem NP Sächsische
Schweiz und dem NP České Švýcarsko existiert eine sogenannte „Koordinierungsgruppe
zwischen Sachsen und Tschechien für Naturschutz seit 1991" (NP České Švýcarsko). Diese
Kommission erarbeitet Vorschläge für weitere Aufgaben der Zusammenarbeit in Naturschutzangelegenheiten.
Aufgrund der momentanen angespannten Beziehungen im Böhmerwald
waren dort diesbezüglich folgende Aussagen zu vernehmen, dass „unser Umweltminister
[Bayern] [...] den tschechischen Umweltminister schriftlich gewarnt und um Kontaktaufnahme
gebeten [hat]. Das wurde nicht weiter von tschechischer Seite verfolgt und
letztmals im März 2013 hat die Naturschutzabteilung vom Umweltministerium eine Einladung
nach Tschechien ausgesprochen, die auch verpufft ist, also die wurde nicht angenommen.
Also man hat mehrfach Bemühungen auf den Weg gebracht, gute nachbarschaftliche
Beziehungen zu pflegen, die Resonanz in Tschechien, war höflich formuliert, verhalten
gewesen bisher" (NP Bayerischer Wald). So fanden zwar Treffen statt in denen „die
Einhaltung der Memoranden und die Zusammenarbeit als ganz wichtig betont worden [sind],
aber es ist dann einseitig irgendwie nicht zum Tragen gekommen" (NP Bayerischer Wald). Im
NP Šumava streicht man die Bedeutung ministerieller Treffen so hervor, „dass auf der
höchsten Ebene die Ministerien zusammen mit den Nationalparkdirektoren an einem Tisch
sitzen sollten und die Beziehungen neu definieren sollten. Das sollte jeder neue Direktor und
jeder neuer Minister machen" (NP Šumava).
Des Weiteren wurde in den Experteninterviews sowohl die Regelmäßigkeit der
gegenseitigen Treffen angeführt. Es sei notwendig, „dass sich die Mitarbeiter sehr oft treffen,
wenn Handlungsbedarf besteht" (NP Thayatal). Die Regelmäßigkeit des Austausches wird
vom NP Podyjí bestätigt: „Das ist laufend und funktioniert". Zwischen dem NP Bayerischer
57
Wald und dem NP Šumava sind zwar regelmäßige Treffen in den Memoranden festgehalten,
aber man ist sich gleichzeitig auch bewusst, dass dies aktuell nicht eingehalten wird. In der
Zusammenarbeit in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz finden die Treffen, laut Aussagen der
interviewten Experten, in regelmäßigen Turnus mehrmals pro Jahr statt (NP České Švýcarsko,
NP Sächsische Schweiz).
Der Experte des NP Sächsische Schweiz hob in seinen Aussagen auch die Spontanität
für Treffen zusammenzukommen, als eigenständigen Aspekt hervor. „Es kann auch eine
gewisse Spontanität sein, wie dieses [gemeinsame] Gespräch hier. Ich kenne es aus anderen
Schutzgebieten, da wird Anfang des Jahre festgelegt, wann sieht man sich. Das ist bei uns
eigentlich weniger der Fall. Also da reicht meist ein kurzer Telefonanruf, man stimmt sich ab
und trifft sich dann" (NP Sächsische Schweiz). Die Zusammenarbeit sollte spontan möglich
sein, nicht „dass man wegen Bürokratieaufwand vier Wochen zuvor einen Ausreiseantrag
stellen muss [...]" (NP Sächsische Schweiz). Von den weiteren interviewten Experten wurde
dieser Aspekt nicht genannt.
Hinsichtlich gemeinsamer Fortbildungen oder Trainings um Expertise und
interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter zu fördern, wird in den untersuchten Nationalparks
wenig unternommen. Zum einen wird angeführt: „Für diese Tätigkeit [der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit] haben wir kein spezielles Training" (NP Podyjí) oder zum
andern: „Am besten lernen durch die Praxis" (NP České Švýcarsko). Der NP Bayerischer
Wald gewährleistet durch die Anstellung zweier tschechischer Mitarbeiter in der
Nationalparkverwaltung ein hohes Niveau an Expertise, um mit der tschechischen Seite
Austausch betreiben zu können, wenngleich „es [aktuell] nicht der Fall [ist], dass etwas
gemeinsam organisiert wird" (NP Šumava).
Der Aspekt der Sprachkenntnisse wird in allen sechs durchgeführten Gesprächen
eingebracht. Dass verschiedene Sprachkenntnisse natürlich hilfreich sind, steht außer Frage
(EUROPARC). Es herrscht Einigkeit, dass die Sprachbarriere heutzutage keine bedeutende
Rolle mehr spielt. So ist die Sprachbarriere heute „durch Dolmetscher oder mit
mehrsprachige Mitarbeiter in den Verwaltungen" (NP Bayerischer Wald) kein Thema mehr.
Man ist der Meinung, sich mit der Sprache helfen zu können (NP Thayatal) und so sind
„Deutsch- oder Tschechisch- Kenntnisse nicht das größte Problem" (NP Šumava). „Aber
wenn es um Sachen geht, die wir wirklich genau, exakt zu vereinbaren benötigen, dann
nehmen wir einen Dolmetscher oder Dolmetscherin. Aber im normalen Tun machen wir das
ohne Dolmetscher in Deutsch oder neutral auf Englisch" (NP Podyjí). Und „bei offiziellen
58
Anlässen braucht man dann mal einen Dolmetscher, aber das macht ja auch nix. Ich denke,
wenn es Englisch ist, dann ist es für beide eine Krücke. Ein Dolmetscher kostet auch nicht die
Welt. Aber wir kommen schon zusammen" (NP Thayatal). In der Böhmisch-Sächsischen
Schweiz schränkt man ein, dass bei einigen Leuten die Sprachgrenze sicher noch ein Problem
darstellt, aber man hat zugleich das „Ideal [...] ohne Dolmetscher zu sprechen, egal ob in
Deutsch oder Englisch, aber einfach ohne Dolmetscher" (NP České Švýcarsko). Daher hat
man sich dazu entschieden, „jetzt bei Stellenbesetzung auf Sprachkenntnisse Wert zu legen ist,
also mindestens Englisch" (NP Sächsische Schweiz), weil man der Ansicht ist, dass „in der
Zukunft [es] [...] eine der wichtigsten Sachen sein [wird] für eine effektive grenzüberschreitende
Zusammenarbeit, dass sich diese Situation [Sprachkenntnisse] verbessert" (NP
České Švýcarsko). Zudem ist man sich bewusst, dass man gemeinsame Sprachkurse
durchführen könnte (EUROPARC). Diese Möglichkeit wird beispielsweise den Mitarbeitern
der Nationalparkverwaltung Šumava auch bereitgestellt, aber hat man auch die Erfahrung
gemacht, dass initiierte Sprachkurse „immer mit geringen Erfolg [beschienen waren], weil sie
zeitlich meistens nicht in der Kontinuität erfolgen konnten" (NP Sächsische Schweiz).
5.1.6 Informelle und persönliche Ebene
Die persönliche Ebene und die Kontakte über die Grenzen hinweg, werden in den
Experteninterviews als einer der wichtigsten Faktoren von grenzüberschreitender
Zusammenarbeit angesehen. Dies drückt sich in folgenden Zitaten eindrucksvoll aus. „Ich
habe so den Eindruck, dass sehr viel an den einzelnen Personen hängt. Es ist oft auf einer
freundschaftlicheren Ebene, wo es entsteht oder anfängt" (EUROPARC). „An erster Stelle
sind persönliche Beziehungen" (NP Šumava). „Aber das Wichtigste ist, meiner Meinung nach,
die personelle Ebene" (NP České Švýcarsko). „Ich muss auch sagen, was mir auch sehr
wichtig ist, ist der persönliche Kontakt [...] [und] dass sich dann sehr freundschaftliche
Beziehungen entwickelt haben" (NP Sächsische Schweiz). Zwar ist klar, dass der
„grundlegende Faktor [...] die Menschen [sind], alles hängt an den Leuten" (NP Podyjí),
dennoch „dürfe nicht alles allein von persönlichen Beziehungen abhängen" (NP Bayerischer
Wald). Als Fazit wird die Metapher aufgegriffen, dass „die Chemie [...] stimmen [muss].
Egal ob man persönlich ein total herzliches Verhältnis hat oder nicht, ist sekundär. Ich
glaube, es muss korrekt sein". „Wenn man nicht zusammen kann, dann braucht man gar nicht
anfangen" (NP Thayatal). So sei es die Grundvoraussetzung, „dass die Chemie stimmt. [...]
Je besser das ist, desto erfolgreicher kann die Zusammenarbeit funktionieren" (NP
Bayerischer Wald).
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Informelle Ausflüge oder Feiern werden außerdem als nicht-unwichtiger Bestandteil
grenzüberschreitender Kooperation angedeutet (EUROPARC). Um persönliche Kontakte
aufzubauen, veranstalten die Nationalparkverwaltungen der Sächsischen und Böhmischen
Schweiz mehrere Feiern im Laufe eines Jahres und sind bemüht „die Mitarbeiter in den
Verwaltungen [zu] motivieren, daran teilzunehmen" (NP Sächsische Schweiz). Gemeinsame
Aktionen, wie Weihnachtsfeiern oder Fotoworkshops können dafür sehr nützlich (NP České
Švýcarsko, NP Sächsische Schweiz). In den anderen Untersuchungsgebieten finden derartige
informelle Veranstaltungen so gut wie nicht statt. „Es gibt immer jedes Jahr den
Neujahrsempfang auf der bayerischen Seite, wo immer der Direktor und andere [der
Nationalparkverwaltung Šumava] eingeladen sind. Auf der tschechischen Seite gibt es in
dieser Form nichts Vergleichbares" (NP Šumava).
Darüber hinaus werden Offenheit, Wille und Bereitschaft bei den Mitarbeitern als
wichtige Voraussetzungen für funktionierende, lebendige Zusammenarbeit genannt. „Aber
ganz wichtig ist diese Willingness" (EUROPARC), „es gehört erst einmal dazu, dass ich das
[grenzüberschreitende Zusammenarbeit] will" (NP Thayatal) und, dass „man auf beiden
Seiten viele engagierte, motivierte Leute [...] auf der unteren Ebene [hat]" (NP Šumava). Aus
dem NP Podyjí wird dem hinzugefügt: „Wichtig ist, dass auf der anderen Seite der Wille zur
Zusammenarbeit vorhanden ist. Eine so schöne Beschäftigung wie den Naturschutz zu haben,
ist das wie eine Mission, dann ist das [Wille] natürlich selbstverständlich" (NP Podyjí).
Deutlicher hat dies noch der Experte aus dem NP Sächsische Schweiz formuliert:
„Grenzüberschreitende Zusammenarbeit kann nicht verordnet werden, denn sie hängt von
dem Willen der Mitarbeiter ab" (NP Sächsische Schweiz).
Dem schließt sich an, dass für grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken ein Bewusstsein für den einheitlichen Naturraum und ein Blick für das große
Ganze gegeben sein sollten. Ist es ja die grundlegende Voraussetzung, dass nahe der Grenze
„eine Gemeinschaft und eine gemeinsame kulturhistorische Entwicklung [vorhanden ist] und
dort die Natur keine politische Grenzen kennt. Und wir auch keine natürliche Grenze haben,
ist es zwangsläufig dass man zusammenarbeitet um eigentlich diese Landschaft schützen zu
können. Gemeinsam grenzüberschreitend!" (NP Sächsische Schweiz). Aus dieser notwendige
Bedingung heraus, effektiven Naturschutz nur zusammen beiderseits der Grenze betreiben zu
können, wurde ebenfalls in den Gesprächen mit dem NP Podyjí, NP Thayatal und dem NP
Bayerischer Wald geäußert: „Wir haben eine gemeinsame Natur und diese Natur kennt keine
Grenzen, das ist der Bayerisch-Böhmische Wald, ganz schlicht und einfach und von daher
sind hier Anknüpfungspunkte Gemeinsamkeiten zu entwickeln, auch aus fachlicher Sicht
60
zwingend geboten" (NP Bayerischer Wald). „Der Nationalpark Thayatal, wenn man ihn
insgesamt sieht, ist ein gänzlich kleines Gebiet und ist sowohl auf der einen als auch auf der
anderen Seite der Thaya gleich. Der Schutz auf einer Seite macht keinen Sinn, da müssen sie
beide Seiten schützen. Da ist die Motivation eigentlich eine Notwendigkeit" (NP Podyjí).
Darüber hinaus sollte der „Wunsch und die Hoffnung [vorliegen], dass man gemeinsam etwas
Größeres schafft [und] das Große und Ganze sieht" (EUROPARC). Die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit solle auf „diesem Bewusstsein heraus, es ist eine einheitliche Landschaft"
(NP Sächsische Schweiz) basieren. So solle der „Blick für das große Ganze, wenn man
zusammenarbeitet schafft man mehr" (NP Sächsische Schweiz) bei allen Mitarbeitern
vertreten sein. Gegenteilige Erfahrungen hingegen gibt es diesbezüglich aber auch:
„Sarkastisch formuliert: Die [NP Podyjí] wollen lieber, dass der Nationalpark ihre
Spielwiese ist, aber das stimmt wahrscheinlich in einem gewissen Umfang auch" (NP
Thayatal). So gelte es in der Arbeit zwischen benachbarten Schutzgebieten vielmehr, „neue
Wege zu gehen, ausgetretene Pfade zu verlassen, nicht in nationalen Kategorien zu denken,
[sondern] eher europäisch zu denken" (EUROPARC). „Den Blick [nicht] an der Grenze zu
beenden, sondern rüber zu blicken" (NP Sächsische Schweiz) sei gerade das Spannende an
der Zusammenarbeit.
Des Weiteren wird der Aspekt des Vertrauens und der Transparenz zwischen den
Nationalparkverwaltungen in den Interviews betont. Die zentrale Bedeutung von Vertrauen
wird vor allem in den Gesprächen mit den Experten des NP Šumava und NP Bayerischer
Wald herausgestellt. „Wenn man zusammenarbeiten möchte, braucht man ein Vertrauen" (NP
Bayerischer Wald). So ist es häufig „eine Frage des Vertrauens" (NP Bayerischer Wald), ob
grenzüberschreitende Aktivitäten zu Stande kommen oder nicht. Es stimmen beide
Nationalparke im Böhmerwald überein, dass man auf beiden Seiten Personal braucht, welches
irgendwo eine Vertrauensbasis hat (NP Bayerischer Wald, NP Šumava). Dafür ist es
außerordentlich wichtig, dass die Zusammenarbeit auf transparentem Wege stattfindet. Dies
wird darin ausgedrückt, dass „dann [...] so viel Transparenz wie möglich zu geben [ist] -Was
haben wir vor- um in diesem ganzen Planungsgeschehen zu vermeiden, dass es einen Bruch
gibt" (NP Sächsische Schweiz). Im gegenteiligen Fall kann die Meinung aufkommen, dass
„wir [NP Bayerischer Wald] noch nicht erkennen, dass mit uns mit offenen Karten gespielt
wird" (NP Bayerischer Wald). Zusätzlich kann es bei mangelnder Transparenz sowohl zu dem
Gefühl „es wird eh nicht ernst genommen, was die andere Seite sagt" (NP Thayatal) oder
auch zur Aussagen kommen: „Ich unterstelle hier gar nicht Bosheit, es ist einfach manchmal
Gedankenlosigkeit", was beides der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit abträglich ist.
61
Außerdem wird der Aspekt der Toleranz und Akzeptanz für die Situation auf der
anderen Seite von den interviewten Experten in den Faktorenkomplex grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken eingebracht. Häufig ist das Problem in der eigenen
Sichtweise verankert. „Das Problem der Fischerei ist vielmehr ein Problem zu akzeptieren,
dass das Problem unterschiedlich gesehen wird. Die österreichische Seite kommt immer mit
diesem Problem. Aber es ist nicht wahr, dass die tschechische Seite mit dem [Problem der
Fischereirechte] nichts gemacht hat" (NP Podyjí). So kann es schon mal verständlich sein,
„dass an einem bestimmten Punkt auch Resignation und Frust so hoch sind, dass man sagt,
jetzt geht erst mal gar nichts mehr" (EUROPARC). „Feine Unterschiede im Zugang" (NP
Thayatal) erfordern „manchmal auch eine gewisse Toleranz. Man hat in manchen Punkten
einfach eine unterschiedliche Auffassung" (NP Sächsische Schweiz). So ist es für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit sehr wichtig, dass „man Vertrauen und Akzeptanz für
die Situation auf beiden Seiten [hat]. Von unserer Seite [NP Šumava] spüre ich auch, dass
sehr viele Leute sagen, dass auf der bayerischen Seite keine wirkliche Akzeptanz für die
Realität auf der tschechischen Seite da ist. Zu mindestens nicht so hoch, wie es einige meiner
Mitarbeiter erwarten würden" (NP Šumava).
Bewertung der Faktoren 5.2 und Faktorenbereiche
Nachdem die zentrale Forschungsfrage aus den Ergebnissen der Experteninterviews in
einem ersten Schritt beantwortet werden konnte, werden nachfolgend die Ergebnisse des
Fragebogens, gegliedert nach den Untersuchungsgebieten und EUROPARC, näher betrachtet.
5.2.1 Bewertung der Faktorenbereiche
Die Bedeutung der Faktorenbereiche wurde aus der Auswertung der Fragebögen
abgeleitet. Dabei wurden die Angaben aus dem zweiten Teil des Fragebogens herangezogen
(siehe Anhang III & IV). Diese Ergebnisse sind jeweils, nach den Nationalparkpaaren
gegliedert, in Netzdiagrammen (siehe Abb. 13) dargestellt. Diese Gegenüberstellung der
Untersuchungsgebiete und EUROPARC erlaubt eine überblicksmäßige Beurteilung der
Bedeutung der verschiedenen Faktorenbereiche für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken. Die gestrichelte rote Hilfslinie erleichtert den Blick, ob die
externen Faktorenbereiche „Ideelle, immaterielle Rahmenbedingungen", „Politische
Rahmenbedingungen" und „Finanzielle Rahmenbedingungen" oder die internen
Faktorenbereiche „Gemeinsame Aktivitäten", „Kommunikationsebene" und „Informelle,
persönlichen Ebene" als bedeutender bewertet wurden.
62
Von EUROPARC werden die
internen Faktorenbereiche für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken wichtiger
angesehen als die externen Bereiche,
wobei die „Finanziellen Rahmenbedingungen"
mit der geringsten
Wichtigkeit bewertet werden. In den
Nationalparken Bayerischer Wald und
Šumava werden alle Faktorenbereiche
mit hoher Bedeutung versehen und bis
auf zwei Bereiche fast in Übereinstimmung
bewertet. Hervorzuheben
ist, dass von beiden Nationalparken
dem Bereich der „Politischen Rahmenbedingungen"
mit (5) der höchste Wert
im Vergleich zu den anderen
Nationalparken zuerkannt wird. In den
beiden Nationalparken an der Thaya ist
zu erkennen, dass die internen
Faktorenbereiche ebenfalls wichtiger als
die Externen beurteilt werden. Zudem
ist interessant, dass der tschechische NP
Podyjí bis auf den Bereich der
„Kommunikation" alle Bereiche mit
geringerer Wertigkeit als der österreichische
NP Thayatal versieht. Dies trifft in
ähnlicher Weise auch für den NP České
Švýcarsko im Vergleich mit dem NP
Sächsische Schweiz zu. Die Bereiche
„Ideelle, immaterielle Rahmenbedingungen"
und „Informelle,
persönlichen Ebene" von beiden
Nationalparken gemeinsam betont.
Abb. 13: Bedeutung der Faktorenbereiche für grenzüberschreitende
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
(n = 7, Daten aus Fragebogen, siehe Anhang III & IV)
63
5.2.2 Bewertung der einzelnen Faktoren
Richtet man von den übergeordneten Faktorenbereichen den Blick auf die einzelnen
Faktoren und deren Bedeutung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken ergibt sich ein deutlich detaillierteres und heterogeneres Bild (siehe Tab. 5).
Faktoren
EUROPARC
NP
BW
NP
ŠU
NP
TY
NP
PY
NP
SS
NP
ČŠ
Politische Rahmenbedingungen:
Politische Unterstützung für die Nationalparkverwaltung 3 5 4 4 3 4 5
Politische Stabilität auf ministerieller Ebene 3 5 5 4 3
4
Politische Memoranden, Verträge, Vision 2 5 1 4 1 4 3
Ähnlicher rechtlicher Rahmen 2 5 3 3 3
4
Gemeinsame Verwaltungsstruktur 2 1 4 1 0 0
Finanzielle Rahmenbedingungen:
Finanzierung aus dem Staatshaushalt 4 5 1 3 4 5 5
Finanzierung über EU- Projekte 3 5 5 4 1
3
Ökonomische Unterschiede zwischen den Regionen 2 4 2 1 1
0
Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren 2 0 4 1 2 0
Ideelle, immaterielle Rahmenbedingungen:
Gemeinsame Zielsetzungen und Nationalparkphilosophie 4 5 4 4 5 5 5
Kooperation der Verwaltungen mit Gemeinden & NGO's 3 5 2 4 3 3 3
Unterstützung und Akzeptanz durch lokale Bevölkerung 3 4 1 4 3 3 5
Zeit für Entstehung & Entwicklung grenzüb. Zusammenarbeit 4 4 5 3 1 3 2
Gemeinsame Aktivitäten:
Vereinbarungen und Vision zwischen den Verwaltungen 5 5 4 5 4 4 3
Abgestimmte Managementpläne & deren Umsetzung 4 5 5 5 3 3 4
Projekte, Veranstaltungen, Exkursionen 3 5 5 5 3 4 3
Publikationen, Informations- und Datenaustausch 4 4 4 5 4 5/3 4
Öffentlicher Auftritt, Corporate Design, gemeinsame Homepage 3 4 3 3 0 5/3 3
Personeller Austausch zwischen den Verwaltungen 4 4 5 2 1 2
Kommunikationsebene:
Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und Arbeitsgruppen 5 5 4 5 5 5 4
Treffen der Nationalpark-Direktoren 4 5 5 5 4 5 5
Treffen auf ministerieller Ebene 1 5 2 4 1
4
Regelmäßigkeit der Treffen 3 4 3 4 2 4 2
Spontanität für Treffen 2 4 5 4 5 4 2
Ausbildung, Expertise, Interkulturelle Kompetenz d. Mitarbeiter 4 4 3 3 4
2
Sprachkenntnisse in der jeweils anderen Landessprache 5 4 5 5 4 4 3
Informelle, persönlichen Ebene :
Persönliche Kontakte zwischen den Mitarbeitern 5 4 5 5 4 5 5
Ausflüge, Feiern 3 3 4 3 1 3 3
Offenheit, Wille, Bereitschaft bei den Mitarbeitern 5 5 4 5 4 5 4
Bewusstsein für einheitlichen Naturraum, Blick für große Ganze 4 5 2 5 5 4 3
Vertrauen & Transparenz zwischen den NP-verwaltungen 5 5 5 4 5 4 4
Toleranz & Akzeptanz für die Situation auf der anderen Seite 4 5 5 4 5 4 4
Tab. 5: Bewertung der einzelnen Faktoren durch die Experten (Bewertung von 0 = unwichtig bis 5 sehr wichtig),
(n = 7, Daten aus Fragebogen, siehe Anhang III & IV); (NP BW= NP Bayerischer Wald, NP ŠU= NP Šumava,
NP TY= NP Thayatal, NP PY= NP Podyjí, NP SS= NP Sächsische Schweiz, NP ČŠ= České Švýcarsko)
64
Von EUROPARC werden vor allem Faktoren der internen Faktorenbereiche mit hoher
Werten, sprich 4 oder 5, versehen. Persönliche Kontakte, Wille und Vertrauen werden neben
der Kommunikation unter den Mitarbeitern als wichtigste Faktoren für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten angesehen. Daneben wird
bei EUROPARC die Ansicht vertreten, dass sowohl Vereinbarungen zwischen den
Nationalparkverwaltungen als auch die Sprachkenntnisse bei den Mitarbeitern von sehr
großer Bedeutung sind. Hingegen wird der Einfluss auf die Kooperation von Seiten
politischer Vereinbarungen, rechtlicher Vorgaben oder wirtschaftlichen Bedingungen als
weniger bedeutend bewertet. Zudem ist zu erwähnen, dass den Treffen auf ministerieller
Ebene die geringste Bedeutung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zugemessen
wird.
Die Bewertung der Faktoren durch die Experten der Nationalparke Bayerischer Wald
und Šumava, gibt es teilweise Übereinstimmung, teilweise weichen die Werte deutlich
voneinander ab. Dies liegt auch daran, dass die Werte von der Nationalparkverwaltung
Bayerischen Wald relativ undifferenziert vergeben wurden und nahezu alle Faktoren mit
hoher oder sehr hoher Wichtigkeit versehen wurden. Generell ist anzumerken, dass nahezu
allen Faktoren der internen Faktorenbereiche hohe Bedeutung zuerkannt wird. Sowohl
gemeinsames Management oder Projekte als auch die Treffen auf Direktorenebene der
Nationalparke, Vertrauen und Akzeptanz werden von beiden Seiten gleichermaßen als sehr
wichtig betrachtet. Zudem ist man sich der Wichtigkeit internationaler Gelder und der
politischen Stabilität auf ministerieller Ebene für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
ebenso bewusst. Auf der bayerischen Seite sieht man keinen Einfluss von wirtschaftlichen
Akteuren auf die Zusammenarbeit und auch eine potenzielle gemeinsame Verwaltung wird als
nicht so bedeutend für eine funktionierende Kooperation über Grenzen hinweg angesehen.
Auf der tschechischen Seite des Böhmerwaldes misst die Nationalparkverwaltung Šumava
aus den eigen gemachten Erfahrung heraus, den Faktoren der politischen Verträge, der
Finanzierung aus dem Staatshaushalt und der Unterstützung durch die lokale Bevölkerung
wenig Bedeutung zu.
Zu den Ergebnissen aus den Nationalparken an der Thaya ist zunächst anzumerken,
dass ähnlich bei der Bewertung der Faktorenbereiche, der tschechische NP Podyjí nahezu alle
Faktoren weniger wichtig als der österreichische NP Thayatal bewertet hat. Auch in dieser
Gegenüberstellung beider Nationalparke wird ersichtlich, dass den internen Faktoren
insgesamt größere Bedeutung zu gemessen als externen Faktoren. Gemeinsame Aktivitäten
65
wie Management, Projekte und Publikationen oder Informations- Datenaustausch und auch
die Treffen auf Ebene der Mitarbeiter und Direktoren, werden als sehr wichtige Faktoren
grenzüberschreitender Zusammenarbeit beurteilt. Gleiches ist für die Faktoren, wie
persönliche Kontakte, Offenheit, Vertrauen und Akzeptanz zutreffend. Aufgrund der kleinen
Größe beider Nationalparke, wird das Bewusstsein für einen einheitlichen Naturraum
gemeinsam Sorge zu tragen, von beiden Seiten besonders hervorgehoben. Gemeinsame
Zielsetzungen, enge Kommunikation unter den Mitarbeitern als auch die dafür notwendigen
Sprachkenntnisse werden in den Fragebögen der beiden Nationalparke zudem bekräftigt.
Hingegen wird von den beiden Nationalparkverwaltungen deutlich gemacht, dass die
Faktoren der finanziellen Rahmenbedingungen für ihre Zusammenarbeit vor Ort wenig
Bedeutung besitzen. Eine ähnlich geringe Bedeutung wird den politischen Faktoren für die
Kooperation an der Thaya zu teil. Eine potenzielle gemeinsame Verwaltungsstruktur wird von
beiden Nationalparken genauso wie ein gemeinsamer öffentlicher Auftritt oder ein personeller
Austausch als wenig hilfreich für die Zusammenarbeit beurteilt. Auch der Einfluss einer
verschiedenen Wirtschaftskraft der Regionen oder von wirtschaftlichen Akteuren auf die
grenzüberschreitende Kooperation als beschränkt angesehen. Die tschechische Seite mit dem
NP Podyjí betrachtet die Faktoren, wie politische Verträge, Finanzierung durch EU-Projekte,
Treffen auf ministerieller Ebene, informelle Ausflüge als auch die Zeit für die Entstehung und
Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit als nicht so wichtig an.
Die Ergebnisse aus den Nationalparken der Sächsisch-Böhmischen Schweiz werden
wiederum gesondert betrachtet, da vom Experten aus dem NP Sächsische Schweiz einige
Faktoren nicht mit Werten, sondern mit Anmerkungen versehen wurden. Dies wurde damit
begründet, dass er keine fiktive Bewertung von Faktoren, wie beispielsweise eine
gemeinsame Verwaltung, vorgenehmen wollte. Über verschiedene Faktorenbereiche verteilt
werden vom NP Sächsische Schweiz und NP České Švýcarsko vier Faktoren gleichermaßen
als sehr bedeutend bewertet. Dies sind die Faktoren Finanzierung aus dem Staatshaushalt,
gemeinsame Zielsetzungen, Treffen der Nationalparkdirektoren und die persönlichen
Kontakte. Etwas geringer von der Bedeutung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
werden die Kommunikation und die Offenheit & Wille unter den Mitarbeitern angesehen. Der
Experte vom NP České Švýcarsko beobachtet vor Ort keinen Einfluss der Faktoren, wie
unterschiedliche Wirtschaftskraft der Nationalparkumgebung als auch von wirtschaftlichen
Akteuren auf die grenzüberschreitende Kooperation. Auch eine potenzielle gemeinsame
Verwaltung scheint für eine funktionierende grenzübergreifende Zusammenarbeit nicht von
Bedeutung zu sein. Von sächsischer Seite wurde dieser Faktor nicht bewertet, da „weder das
66
politische Interesse noch die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Zusammenführung der
Verwaltungen" (NP Sächsische Schweiz) gesehen werden. Auch ökonomische Unterschiede
zwischen den Regionen wirken „sich nur mittelbar auf die Zusammenarbeit aus" (NP
Sächsische Schweiz). Vielmehr werde „die grenzübergreifende Zusammenarbeit [...] durch
die finanzielle und personelle Ausstattung der Schutzgebietsverwaltungen und der
Förderpraxis beeinflusst" (NP Sächsische Schweiz). Gleichfalls wird die Bedeutung von
wirtschaftlichen Akteuren abgetan, wenn „durch Abstimmung von gegenseitigen
Unterstützungsmöglichkeiten" (NP Sächsische Schweiz) deren Einfluss ausgeschlossen
werden kann. Die Finanzierung findet aktuell auf sächsischer Seite ausschließlich aus dem
Staatshaushalt satt, insofern der Aspekt der internationalen Gelder nicht mit einem Wert
belegt wurde. Dies trifft auch bei dem Faktor des personellen Austausches vor, da dieser zwar
„wünschenswert, leider bislang in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz nicht praktiziert wird"
(NP Sächsische Schweiz). Hinsichtlich der politischen Stabilität auf ministerieller Ebene wird
„die unmittelbare Einflussnahme eines Umweltministers oder Staatssekretärs auf die
Zusammenarbeit" als begrenzt beschrieben, da „die grenzübergreifende Zusammenarbeit
rechtlich verankert ist" (NP Sächsische Schweiz) ist. Bei den Faktoren Publikationen und
öffentlicher Auftritt wurden zwei Werte eingetragen, da die Ansicht vertreten wurde, dass
„mehrere Aktivitäten zusammengefasst werden, deren Wichtigkeit zu differenzieren ist" (NP
Sächsische Schweiz). Eine Zuordnung konnte hier auch auf Nachfrage hin nicht in Erfahrung
gebracht werden. Der Faktor der Ausbildung, Expertise und interkulturellen Kompetenz wird
als „Anliegen jeder Verwaltung" als selbstverständlich und gegenüber den Sprachkenntnissen
nachrangig angesehen (NP Sächsische Schweiz).
Zusammenführung der Erfahrungen 5.3 bezüglich der Annahmen
In den vorangegangenen Abschnitten wurden die Ergebnisse zur Beantwortung der
zentralen Forschungsfrage vorgestellt. Im Folgenden werden die bei EUROPARC und in den
untersuchten sechs Nationalparken gesammelten Erfahrungen hinsichtlich der Annahmen
dieser Untersuchung zusammengeführt.
5.3.1 Unterschiedliche Zielsetzungen erschweren die Zusammenarbeit
1) „Unterschiedliche Zielsetzungen zwischen den benachbarten Nationalparken
erschweren die grenzüberschreitende Zusammenarbeit".
67
Diesbezügliche Erfahrungen konnten aus der Zusammenarbeit zwischen den
Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava im Rahmen dieser Untersuchung gewonnen
werden, denn dort geht aktuell „die Entwicklung zwischen Nationalpark Bayerischer Wald
und Šumava absolut verschiedene Wege" (NP Bayerischer Wald). Der NP Bayerischer Wald
hat zum Ziel 75 Prozent Naturzone, Fläche ohne Eingriffe des Menschen, bis zum Jahr 2027
zu erreichen. Hingegen im NP Šumava geht man weg von der IUCN-Kategorie II hin zur
Kategorie IV, wo dann dauerhaft 65 Prozent der Fläche unter forstlicher und jagdlicher
Nutzung stehen würden (NP Bayerischer Wald, NP Šumava). Seit diesem Kurswechsel und
der Nicht-Einhaltung der gemeinsam abgeschlossenen Memoranden, kam die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit nahezu zum Erliegen (NP Bayerischer Wald, NP
Šumava). Gegenseitiges Abwarten, mangelndes Vertrauen und Transparenz spielen zudem
hier mitherein. Hauptsächlich jedoch schränken die grundlegenden Unterschiede in den
Zielsetzungen und die Abweichung von der Nationalparkphilosophie von einer Seite, dass
trotz langjähriger enger Kooperation in vielen Projekten und der in mehreren Memoranden
vertraglich zugesicherten Kooperation, die grenzübergreifende Zusammenarbeit dieser beiden
Nationalparke bedeutend ein.
An der Thaya kommen sich beide Nationalparke bis auf die Fischerei „nicht in die
Quere" (NP Thayatal). Auf der einen Seite bringt der NP Podyjí es zustande „mit der
österreichischen Seite im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Waldpflege, Pflege außerhalb des
Waldes, Jagdmanagement, Bekämpfung invasiver Arten zusammen zu arbeiten, nur im
nebensächlichen Bereich der Fischerei schaffen wir es nicht" (NP Podyjí). Auf der anderen
Seite wird gerade alles, was das Flussökosystem betrifft, von österreichischer Seite als das
zentrale Arbeitsfeld herausgestellt (NP Thayatal). Zwar haben sich die beiden Nationalparke
auf eine gemeinsame Fischereiordnung geeinigt, welche jedoch von tschechischer Seite nur
für die gemeinsame Grenzstrecke, aber nicht für den gesamten NP Podyjí umgesetzt wurde.
Dafür verantwortlich werden verschiedene rechtliche Grundlagen gemacht, da die
Fischereirechte in Tschechien „dem mährischen Fischereiministerium gegeben" (NP
Thayatal) wurden und somit die Zuständigkeit nicht bei der Nationalparkverwaltung Podyjí
liegen. Auf österreichischer Seite ist „die [Fischerei-] Strecke jetzt von zehn auf fünf
Kilometern geschrumpft, während es in Tschechien nur kleine Veränderungen gab" (NP
Thayatal). So wird das Flussökosystem der Thaya auch immer noch in den Kernzonen durch
die Fischerei beeinflusst. Für den benachbarten NP Podyjí „ist es natürlich, dass es
Unterschiede [in den Zielsetzungen] gibt, die sich aus den rechtlichen Grundlagen ergeben,
so dass wir nicht ganz denselben Weg gehen können" (NP Podyjí). Dennoch kam man auf
68
österreichischer Seite aber zu dem Schluss, dass „es [...] nicht sein [kann], dass wir uns
rühmen, wie super wir zusammenarbeiten und in Wirklichkeit funktioniert es nicht in ein, zwei
Punkten" (NP Thayatal). Und folgend zog der NP Thayatal die Konsequenz und hat keine
Bestrebungen unternommen, in die Re-Evaluierung des EUROPARC-Zertifikates
„Transboundary Parks - Following Nature's Design" zu gehen. Der Verlust dieses
Zertifikates zeigt, dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken durch
divergierende Zielsetzungen folgenschwer eingeschränkt werden kann.
Eine Situation ohne Problembereiche in der Zusammenarbeit konnte in der
vorliegenden Untersuchung in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz gefunden werden. So
liegen zwischen den Nationalparken Sächsische Schweiz und České Švýcarsko „in den
strategischen Zielen [...] keine Unterschiede" (NP České Švýcarsko) vor. Aufgrund der zehn
Jahre früheren Gründung des NP Sächsische Schweiz wird dieser die IUCN-Kriterien für
einen Nationalpark früher erreichen als der NP České Švýcarsko. Die Zielsetzungen wurden
in Abstimmung sowohl im gemeinsamen Leitbild als auch in der Vision festgehalten. Darin
finden sich die Zielvorgaben für die Umsetzung der Maßnahmen, die in die
Landesentwicklungspläne, Nationalparkverordnungen bzw. Pflegeplänen beider
Nationalparke Eingang gefunden haben (NP Sächsische Schweiz). Hilfreich war es in diesem
Zusammenhang auch, dass eine gemeinsame Managementkarte erstellt worden ist, um nicht
nur ähnliche Ziele festzuhalten, sondern auch die unterschiedlichen Begrifflichkeiten
zusammenzuführen (NP České Švýcarsko). Dieser Rahmen an abgestimmten Zielsetzungen
ermöglicht für die beiden benachbarten Nationalparke der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
eine enge grenzübergreifende Zusammenarbeit auf allen Ebenen.
5.3.2 Zielsetzungen können durch erhöhte Kommunikationsbereitschaft
beschränkt angeglichen werden
2) „Divergierende Definitionen und Zielsetzungen der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit können durch erhöhte Kommunikationsbereitschaft nur im
begrenzten Maße angeglichen werden".
Um Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Nationalparken, sei es durch
unterschiedliche Zielvorstellungen ausgelöst, wird erhöhte Kommunikationsbereitschaft von
EUROPARC als möglicher Lösungsweg angesehen. So war von EUROPARC zu vernehmen,
dass wenn gemeinsame Ziele aus dem Blick gerückt sind oder die politische Unterstützung
nicht so gegeben ist, die Zusammenarbeit auf der unteren Ebene der Mitarbeiter dennoch
weiter geführt werden sollte (EUROPARC). Für komplizierte Probleme, wie teilweise in den
69
Nationalparken zu sehen war, war der „Vorschlag von EUROPARC [...], vielleicht müssen da
Externe rein als Mediatoren, wenn die Situation total verfahren ist" (EUROPARC). Dies ist
angedacht, um divergierende Zielsetzungen zwischen den Transboundary Parks abzustimmen
bzw. anzugleichen, wurde jedoch bisher noch nicht praktiziert (EUROPARC).
Die Einhaltung der Memoranden und Vereinbarungen wird von den Experten der
Nationalparkverwaltungen im Böhmerwald als Notwendigkeit für funktionierende
Zusammenarbeit angesehen (NP Bayerischer Wald). Das Auseinanderdriften der
Zielsetzungen zwischen dem NP Bayerischer Wald und dem NP Šumava, wurde versucht mit
Treffen auf ministerieller Ebene und auf Ebene der Nationalparkdirektoren aufzuhalten. Da
jedoch Antworten immer noch ausstehen, befindet sich die dortige Zusammenarbeit Ende
2013/ Anfang 2014 in einem gegenseitigen Abwarten (NP Bayerischer Wald, NP Šumava).
Die für Kommunikation notwenige gegenseitige Vertrauensbasis, Transparenz und Akzeptanz
ist dort zurzeit nicht gegeben, um auseinandergehende Zielvorstellungen gemeinsam
angleichen zu können. Vor allem wenn Verträge nicht zum Tragen kommen, scheint es
schwerlich möglich zu sein, über vermehrte Kommunikation zu gemeinsam abgestimmten
Zielen zu gelangen.
Ebenfalls in der Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken Thayatal und Podyjí
hebt man die Wichtigkeit der abgeschlossenen Memoranden und deren Einhaltung hervor,
dennoch bleibt das Problem der Fischerei zwischen den beiden Nationalparkverwaltungen
weiterhin bestehen. Selbstverständlich wurden hier auch Anstrengungen unternommen im
gegenseitigen Austausch, bei den regelmäßigen Treffen und in den Arbeitsgruppen, auf einen
gemeinsamen Nenner zu kommen (NP Thayatal). Dabei wird Toleranz angemahnt, auch wenn
„nicht unbedingt derselbe Status [IUCN-Kategorie] [gegeben ist], ist es auch ok" (NP
Thayatal). Aber andererseits liegt das Problem vor allem darin, das es unterschiedlich
betrachtet wird (NP Podyjí). „Die österreichische Seite kann in dieses Problem hineinreden
und mitreden" (NP Podyjí), dennoch ist im NP Thayatal Enttäuschung und gewissen
Resignation diesbezüglich zu spüren. Zu erwähnen ist jedoch, dass beim aktuellen
„gemeinsamen Feind: der Windkraft" (NP Thayatal) der Kommunikationsaustausch eng
stattfindet und gegenseitige Unterstützung angeboten wird. Im Ganzen aber erscheint es im
Thayatal, dass die Kommunikation zwischen den Verwaltungen nicht ausreichend ist, um zu
einer gemeinsamen Abstimmung in Fragen der Fischerei zu kommen und die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit nach dem Auslaufen des EUROPARC-Zertifikates
wieder auf ein höheres Niveau zu heben.
70
Dass enge Absprachen und intensive Kommunikation von sehr hoher Bedeutung für
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken sind, konnte in der
Sächsisch-Böhmischen Schweiz beobachtet werden. Hier wird der regelmäßige und auch
zuweilen spontane Austausch zwischen den Nationalparkverwaltungen als Basis genommen,
um alle wichtigen Zielsetzungen zusammen abzustimmen und mit teils gemeinsamen
Maßnahmen umzusetzen. Zur guten Verständigung kann die persönliche Ebene mit engen
freundschaftlichen Kontakten, Transparenz und Bereitschaft unter den Mitarbeitern einen
wichtigen Beitrag leisten (NP České Švýcarsko, NP Sächsische Schweiz). Zudem finden die
engen Absprachen in den vier Arbeitsgruppen statt (NP České Švýcarsko). Diese Faktoren
können letztendlich mehr Einfluss auf den Erfolg gemeinsamer Abstimmungen haben, als
durch strikte Regelmäßigkeit der Treffen oder über „verordnete Kommunikation" (NP Sächsische
Schweiz) erreicht werden kann. Dabei müssen jedoch weitere Rahmenbedingungen, wie
die politische Unterstützung oder ähnliche rechtliche Vorrausetzungen, in denen sich die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit bewegt, gegeben sein (NP Sächsische Schweiz).
5.3.3 Nationalparkverwaltungen bestimmen die Zusammenarbeit stärker als
die Umweltministerien
3) „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird von den Nationalparkverwaltungen
selbst stärker bestimmt als von den hinter den Nationalparken stehenden Ministerien".
Bei EUROPARC hat man keinen direkten Einblick in den Einflussbereich der
Ministerien auf die Schutzgebiete, da man sich als unpolitische Einrichtung in diesen Bereich
nicht einmischen will. Von den Schutzgebieten werden diesbezüglich wenige Informationen
an EUROPARC herangetragen. Jedoch hat man bei EUROPARC die Ansicht, dass „das
[Einfluss der Ministerien auf den Handlungsspielraum der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit] [...] ein totaler Hinderungsfaktor sein [kann], aber ich würde das trotzdem
nicht als das Topkriterium betrachten. Im Gegenteil, also ein günstiges politisches Klima
fördert das stark und genauso ist ein ungünstiges politisches Klima ein Hemmnis, aber nicht
ausschließlich, weil ich der Meinung bin, dass es andere Möglichkeiten gibt sich auf anderen
Ebenen zurückzuziehen" (EUROPARC). Dies zeigt, dass zum einen ein gewisser Einfluss der
Ministerien auf die Schutzgebiete wahrgenommen wird, zum anderen wird gleichzeitig
empfohlen die Zusammenarbeit nicht zu stark von der Politik abhängig zu machen.
Über den Einfluss des Umweltministeriums auf die Nationalparkverwaltung Šumava
war von der bayerischen Seite zu vernehmen, dass „das [Entwicklung im NP Šumava] etwas
[ist] was sich gegenseitig ergänzt und stützt. Da kann man nicht sagen A ist die treibende
71
Kraft oder B, sondern es sind im Moment Konstellationen [Nationalparkverwaltung Šumava
und Umweltministerium Tschechiens], die den gleichen Weg gehen" (NP Bayerischer Wald).
In der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald selbst fühlt man sich hinsichtlich
grenzüberschreitender Zusammenarbeit vom Ministerium in München unterstützt, aber nicht
eingeschränkt. Vielmehr hatten die häufigen sowohl personellen als auch inhaltlichen
Wechsel im Umweltministerium in Prag einschränkende Wirkung auf die Zusammenarbeit
der Nationalparke (NP Bayerischer Wald, NP Šumava). Aus dieser Erfahrung heraus, ist man
sich in den beiden Nationalparken bewusst, dass es Kontinuität beim Personal auf
ministerieller Ebene und Zeit zur Entwicklung einer nachhaltigen Zusammenarbeit bedarf
(NP Šumava).
Im NP Podyjí konnte lediglich festgestellt werden, dass die Unterstützung des
Umweltministeriums gegeben ist, aber nicht wie diese Unterstützung oder auch der Einfluss
konkret aussieht. Auf der österreichischen Seite des Thayatal war zu vernehmen, dass der
Naturschutz in jeweils beiden Ländern, aufgrund geringer politischer Berücksichtigung, ein
schwieriges Standbein habe. Der Einfluss des Umweltministeriums in Wien auf den NP
Thayatal kann als beschränkt beschrieben werden, da der Nationalpark zwar finanziell von der
Niederösterreichischen Landesregierung als auch vom Bundesetat abhängig ist, aber als
Privatunternehmen auf größtenteils Privatgrundstücken organisiert ist (NP Thayatal).
Hingegen ist anzunehmen, dass in Tschechien der Handlungsspielraum der Nationalparke
durch das Umweltministerium in Prag Einschränkungen erfährt, da "die Nationalparke in der
Tschechischen Republik [...] Schaufenster für das Umweltministerium [sind]. Das heißt, dass
sie [Umweltministerium] gerne die Tätigkeiten der Nationalparke fördern" (NP Podyjí).
In der Sächsisch-Böhmischen Schweiz konnte bezüglich dieser Annahme in Erfahrung
gebracht werden, dass durch die Politik und deren Unterstützung der Rahmen für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit gesteckt wird, den dann die Mitarbeiter mit Leben
ausfüllen (NP Sächsische Schweiz). Das Statement: „Ich würde sagen, dass wir [NP České
Švýcarsko] generell eine Unterstützung haben. Wir sind für das Ministerium
[Umweltministerium Tschechiens] ein gutes Beispiel der guten Zusammenarbeit. Aber die
meisten Arbeiten, die damit verbunden sind, sind von uns abhängig" (NP České Švýcarsko)
zeigt eindeutig, dass bei Unterstützung durch die Politik eine enge grenzüberschreitender
Zusammenarbeit von den Nationalparkverwaltungen vor Ort gestaltet werden kann.
72
5.3.4 Persönliche Ebene ist wichtiger als Ressourcen und Expertise
4) „Die persönliche Ebene zwischen den Nationalparkmitarbeitern ist wichtiger für eine
funktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit als vorhandene Ressourcen
und Expertise".
Im Böhmerwald wird von beiden Nationalparken erkannt, dass Vertrauen,
Transparenz und persönliche Beziehungen von großer Bedeutung sind (NP Bayerischer Wald,
NP Šumava). Wenn zwischen den Mitarbeitern die Vertrauensbasis nicht gegeben ist oder
nicht mit „offenen Karten gespielt wird" (NP Bayerischer Wald), kann die Zusammenarbeit
über die Grenze hinweg nicht funktionieren. Einerseits „darf [es] nicht allein von
persönlichen Beziehungen abhängen" (NP Bayerischer Wald), andererseits braucht es
„motivierte Leute [...], die einen Motor bilden und andere inspirieren auch etwas zu machen"
(NP Šumava). Vor allem die gegenseige Akzeptanz wird in beiden Nationalparken angemahnt
(NP Bayerischer Wald, NP Šumava). In beiden Nationalparken ist man sich einig, dass die
Sprachbarriere heute kein Thema mehr ist (NP Bayerischer Wald) und leicht zu überwinden
sei (NP Šumava). Weder die Sprache noch das Geld seien das Problem (NP Šumava).
Einerseits ist man sich bewusst, dass über INTERREG-Projekte viele Gelder generiert werden
konnten (NP Bayerischer Wald), andererseits wird betont, dass „auch wenn wir die EUGelder
nicht hätten, dann hätten die beiden Verwaltungen genügend Geld für gemeinsame
Projekte" (NP Šumava). Folglich wird von beiden Nationalparken bemerkt, dass die
Zusammenarbeit nicht von den Geldern, der Ausbildung oder Sprachkenntnissen abhängt,
sondern vielmehr von den Faktoren Vertrauen, Transparenz, Akzeptanz und persönliche
Kontakte.
Sowohl auf tschechischer als auch auf österreichischer Seite der Thaya ist man sich im
Klaren, dass Wille und Bereitschaft sich für die Zusammenarbeit einzusetzen, vorhanden sein
müssen. Die Motivation ergebe sich schlichtweg daraus, dass „der Schutz auf einer Seite [...]
keinen Sinn [macht], da müssen sie beide Seiten schützen. Da ist die Motivation eigentlich
eine Notwendigkeit" (NP Podyjí). Hinsichtlich der Finanzierung erkennt man, dass mit
„INTERREG-Projekte an Gelder der EU" (NP Podyjí) heranzukommen ist. Aber einen
genauen Überblick über die Finanzmittel und die Arbeitszeit, die konkret für
grenzüberschreitende Tätigkeiten aufwendet, hat man auf beiden Seiten nicht (NP Thayatal,
NP Podyjí). Hinsichtlich der Arbeitszeit sind „ungefähr zehn Leute von unserer Verwaltung
[NP Podyjí] mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Kontakt. Diese Leute wenden
vielleicht fünf Prozent ihrer Arbeitszeit dafür auf. Aber das ist wirklich grob geschätzt" (NP
73
Podyjí). Im NP Thayatal läuft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gleichfalls zu den
normalen Tätigkeiten einher. In beiden Nationalparken setzt man auf Toleranz vor der
Situation auf der andern Seite und auf gute persönliche Beziehungen und wendet weniger für
Sprachkurse oder spezielle interkulturelle Fortbildungen auf (NP Thayatal, NP Podyjí).
In den Nationalparken der Sächsisch-Böhmischen Schweiz arbeitet man „aus diesem
Bewusstsein heraus, es ist eine einheitliche Landschaft" (NP Sächsische Schweiz) eng
zusammen. Die Kooperation wird zudem damit begründet, dass „beide Nationalparke haben
zusammen mehr Wert, als nur die beiden Nationalparke separat" (NP České Švýcarsko). Die
finanzielle Ausstattung betreffend, sieht die Situation in den Nationalparken Sächsische
Schweiz und České Švýcarsko ähnlich wie im Thayatal aus. „Also bei uns haben wir kein
separates Geld für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Das betrifft alle Felder
[Arbeitsbereiche des Nationalparks]" (NP České Švýcarsko). Ebenfalls aus sächsischer Seite
werden Gelder für die grenzübergreifende Arbeit aus den Haushaltsmitteln genommen, die
der Freistaat Sachsen zur Verfügung stellt (NP Sächsische Schweiz). Darüber hinaus ist man
generell der Ansicht, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht viel kostet (NP
České Švýcarsko). Beide Nationalparke stimmen überein, dass die Zusammenarbeit
vordergründig vom Willen, vom Bewusstsein für einheitlichen Naturraum, von der
Transparenz und vor allem von den persönlichen bzw. freundschaftlichen Beziehungen der
Mitarbeiter beeinflusst wird (NP České Švýcarsko, NP Sächsische Schweiz).
Abb. 14: Heutzutage leicht zu überwindende Grenze am Bach der Kirnitsch/Křinice in der
Sächsisch-Böhmischen Schweiz (Matt 2013-04-17)
74
6 Diskussion
6.1 Methodenkritik
Das bewusst offen gestaltete Forschungsdesign ermöglichte im Verlauf der
Masterarbeit den Fragebogen auf die Experteninterviews abzustimmen und die
Datenaufnahme und -auswertung flexibel zu handhaben. Zwar wurde in dieser Untersuchung
kein Pretest für die Experteninterviews oder Fragebögen durchgeführt, dennoch konnte durch
das erste Interview bei EUROPARC der Leitfaden für die weiteren Gespräche in den
Nationalparkverwaltungen angepasst werden. So wurde aus zeitlichen Gründen und da bereits
in der Literatur ausführlich beschrieben der Aspekt der Vorteile und Herausforderungen
grenzüberschreitender Zusammenarbeit in den Interviews nicht gefragt. Durch den flexiblen
Einsatz des Leitfadens, um den Gesprächsfluss des Interviews nicht zu stark zu unterbrechen,
konnte nicht in allen Gesprächen auf alle Aspekte grenzüberschreitender Zusammenarbeit
eingegangen werden. Die Auswahl der Experten richtete sich nach den, in Kap. 4.2.1
beschrieben, Kriterien. Dies hatte einerseits zur Folge, dass die Experten, welche zugesagt
haben, hohe Bereitschaft und Interesse am Forschungsvorhaben zeigten, und andererseits
Experten auf unterschiedlichen Positionsebenen befragt wurden. Verschiedene Perspektiven
auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erhalten kann als sehr positiv gesehen
werden, dennoch musste das unterschiedliche Erfahrungswissen bei der Vergleichbarkeit der
Interviews zu berücksichtigt werden (MAYER 2013, MEUSER & NAGEL 2005b). Alle
Interviews wurden, nur im Falle des NP Podyjí unter zu Hilfenahme eines Dolmetschers, auf
Deutsch durchgeführt. Aufgrund der sehr guten Deutsch- Kenntnisse der Experten in den
Nationalparken České Švýcarsko und Šumava, traten durch die Sprache keine
Informationsverluste auf. Die Aussagen des Dolmetschers im Interview mit dem NP Podyjí,
wurden bei der Transkription nochmals überprüft und gegebenenfalls berichtigt. Um keinen
Informationsverlust bei dem Fragebogen aufgrund der Sprache zu haben, wurde dieser sowohl
in Deutsch als auch in Tschechisch erstellt. Aufgrund der zur Verfügung stehenden
finanziellen und zeitlichen Ressourcen der vorliegenden Masterarbeit, beschränkt sich die
Zahl der interviewten Experten auf sieben und somit die generelle Aussagekraft der
Untersuchung. Es wurde versucht die wichtigsten Akteure der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit in den Untersuchungsgebieten für die Arbeit zu gewinnen. Die darüber
hinaus angedachte Versendung des Fragebogens an weitere Akteure, wie Naturschutz-,
Tourismusverbände und lokale Verwaltungseinheiten, wurde aufgrund begrenzter
Zeitreserven nicht durchgeführt. Es wurde keine Einteilung der Zusammenarbeit in Levels,
wie nach LANGE (2009) oder ZBICZ (1999), vorgenommen, da das Niveau, wie auch in der
75
Arbeit gesehen, häufig und sehr rasch wechseln kann. Aufgrund der kleinen Stichprobe wurde
auf eine statistische Datenauswertung verzichtet und die Auswertung des Fragebogens
begrenzte sich auf vergleichende Analysen der Untersuchungsgebiete. Bei der qualitativen
Inhaltsanalyse ist der Aspekt der eingeschränkten Objektivität bei einem Interpretationsprozesses
zu beachten. Die sechsstufige Skala des Fragebogens hätte auch anders gewählt
werden können. Aber so konnte eine ausreichende Differenzierung erreicht werden und blieb
gleichzeitig für die Experten leicht nachvollziehbar. Da die Bedeutung der verschiedenen
Faktoren von grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der Literatur nahezu nicht behandelt
wurde, war im Diskussionsteil der Bezug zur Literatur nicht möglich. Daher wurden die
gewonnen Ergebnissen für sich hinterfragt. Daraus folgend konnten generelle Aussagen nur
eingeschränkt getroffen werden. Dank der gewählten qualitativen Methodik kann die
vorliegende Arbeit jedoch insgesamt einen interessanten Einblick in das System der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit aus Sicht von EUROPARC und den untersuchten
Nationalparken bieten.
6.2 Ergebnisdiskussion
Eine übersichtliche Gliederung der Faktoren von grenzüberschreitender Zusammenarbeit
wurde in der Literatur bisher kaum vorgenommen. In der vorliegenden Untersuchung
zeigte sich, dass der gewonnene Überblick und eine klare Trennung zwischen den Arbeitsfeldern,
den Vorteilen und Herausforderungen und den eigentlichen Faktoren sehr hilfreich
zum ganzseitigen Verständnis von grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken sind. Aus der Analyse der Interviews und des Fragebogens wurden zwei
Schaubilder entwickelt, welche zur Beschreibung des Systems „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zwischen Nationalparken" und als Grundlage der folgenden Diskussion dienen
sollen. Die quantitative Auswertung der Experteninterviews mit den Häufigkeits-Nennungen
der Faktoren und Faktorenbereiche (Abb. 11 & 12, Tab. 4) werden am Rande mitdiskutiert, da
diese Ergebnisse stets einmalig sind und zudem von Gesprächszeit und Interviewverlauf
abhängig sind. Aus dem Resultaten des Fragebogens (Abb. 13, Tab.5) konnten Trends
abgeleitet werden. Eine detaillierte Diskussion der Bewertung jedes einzelnen Faktors wird zu
Gunsten der aussagekräftigeren Zitaten und Aussagen der Experten eingeschränkt.
Nichtsdestotrotz fließen diese Ergebnisse mit in die nachstehende Diskussion über die
Komplexität der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Nationalparken mit ein,
die sich an der dazugehörigen Literatur, den von den interviewten Experten geäußerten
Meinungen und den eigens erstellten Schaubildern aufhängt.
76
6.2.1 Diskussion der Faktorenbereiche
In dieser Arbeit zeigte sich schnell, dass wie von VASILIJEVIĆ & PEZOLD (2011)
beschrieben, grenzüberschreitende Kooperation zwischen Schutzgebieten aus einer Vielzahl
an politischen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und rechtlichen Faktoren besteht. Die
durchgeführte Gruppierung der in den Experteninterviews geäußerten Faktoren orientierte
sich zum Teil an die Faktorenbereiche „Institutioneller Kontext/ Struktureller & situativer
Kontext" nach LEIBENATH et al. (2011) und „Idee/ Kommunikation/ persönliche Kontakte"
nach ZBICZ (2001) herangezogen. Vor allem die Gegenüberstellung der Faktoren nach LANGE
(2009), abgeleitet aus den Richtlinien von EUROPARC (2003), SANDWITH et al. (2001) und
UNESCO (2000), wurde als Basis der Gruppierung verwendet. Diese Aufstellung kommt zu
den Faktorenbereichen: „Gemeinsame Abkommen, Vereinbarungen, Planung/ Ähnliche
Verwaltungsstrukturen/ Interne Kommunikation (Mitarbeiter)/ Externe Kommunikation
(Öffentlichkeitsarbeit)/ Gemeinsame Aktivitäten/ Gesicherte Finanzierung". Für diese Arbeit
wurden teilweise breiter gefasste Oberbegriffe angewendet und stellenweise eine anderweitige
Zuordnung vorgenommen. Beispielsweise der Faktorenbereich „Externe Kommunikation
(Öffentlichkeitsarbeit)" wurde als Arbeitsfeld angesehen und nicht als eigenständiger
Faktorenbereich aufgefasst. So wurden in dieser Arbeit sowohl aus der Betrachtung der
Literatur als auch aus den von den Mitarbeitern der Nationalparke genannten Faktoren
folgende drei interne Faktorenbereiche: Politische Rahmenbedingungen/ Finanzielle
Rahmenbedingungen/ Ideelle, immaterielle Rahmenbedingungen und folgende drei externe
Faktorenbereiche: Gemeinsame Aktivitäten/ Kommunikationsebene/ Informelle, persönlichen
Ebene entwickelt. Die Aufteilung in externe und in interne Faktorenbereiche erscheint
sinnvoll, um auf einen Blick zu erkennen welche Faktoren eher von außen kommen und nicht
im direkten Einflussbereich der Schutzgebietsverwaltungen stehen und welche Bereiche
hingegen von den Mitarbeitern der Nationalparkverwaltungen selbst bestimmt werden
können. Die erfolgte Zuordnung der Faktoren zu den Faktorenbereichen bleibt stets zu
diskutieren, da die Faktoren den Bereichen subjektiv immer anders zugeordnet werden
können. Für diese Arbeit war diese Gliederung aber die übersichtlichste und zielführendste.
Neben dieser Gliederung wurde selbst eine Bewertung der Bedeutung der
Faktorenbereiche in der Literatur bisher so nicht durchgeführt, was folglich die Einordnung
der Ergebnisse dieser Arbeit etwas erschwert. Zu der Bewertung ist zu erwähnen, dass die
jeweilige Bedeutungszuweisung von der aktuellen Situation der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit, von politischen Umständen vom befragten Personal und weiteren
lokalspezifischen Aspekten abhängig ist.
77
In den Interviews wurden die beiden Faktorenbereiche „Politischen Rahmenbedingungen"
und „Informelle, persönliche Ebene" am häufigsten erwähnt und letzterer von
allen Experten bis auf den NP Podyjí im Fragebogen mit höchster Wichtigkeit betrachtet.
Dieser Trend stellt klar heraus, dass es für die Nationalparkverwaltungen vor Ort, aufgrund
gemachter Erfahrungen, es ohne diese beiden Bereiche nicht geht. Dies kann damit belegt
werden, dass sowohl die von den Nationalparken eingeforderte politische Unterstützung als
auch persönliche Kontakte als Grundlage der Zusammenarbeit vordergründig zu
berücksichtigen sind. Gleichfalls sind die gemeinsamen Zielsetzungen und somit der Bereich
der „ideellen und immateriellen Rahmenbedingungen" als ausschlaggebende Arbeitsgrundlage
anzusehen. Hingegen wird vornehmlich der Bereich „Finanzielle Rahmenbedingungen"
sowohl in den Interviews am wenigsten erwähnt als auch im Fragebogen
geringere Bedeutung zugeschrieben. Dies kann damit erklärt werden, dass die Nationalparkverwaltungen
einerseits finanziell gut aufgestellt sind oder andererseits generell keine großen
Gelder für Aktivitäten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erforderlich sind.
Das Schaubild in Abb. 15 gibt einen Überblick über die aus dieser Arbeit abgeleiteten
Faktorenbereiche grenzübergreifender Kooperation in den untersuchten Nationalparken.
Abb. 15: Die Faktorenbereiche grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
Das „Gebäude der grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken"
basiert auf den drei externen Faktorenbereichen, die nicht direkt von den
Nationalparkverwaltungen vor Ort bestimmt werden. Diese stellen das Fundament und den
78
Rahmen der Kooperation dar. Auf diesem Fundament stehen die drei Säulen der internen
Faktorenbereiche. Diese werden von den Nationalparkverwaltungen vor Ort ausgefüllt. Ohne
das Vorhandensein einer der Faktorenbereiche würde das „Gebäude" in sich zusammenfallen,
sprich die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen den benachbarten Nationalparken
nicht funktionieren. Trotz der unterschiedlichen Bewertungen durch die Nationalparke, ist
eine ausgewogene Berücksichtigung aller Bereiche der Zusammenarbeit gefragt.
6.2.2 Diskussion der einzelnen Faktoren
Im Folgenden werden die einzelnen Faktoren als Ergebnisse dieser Arbeit verknüpft
mit dem aktuellen Stand des Wissens und nachstehendem entworfenem Schaubild diskutiert.
Darin sind die Faktorenbereiche in schwarzer und die einzelnen Faktoren in weißer Schrift
dargestellt. Die einzelnen Faktoren werden getrennt voneinander vorgestellt, aber für eine
bessere Übersichtlichkeit nach der Gliederung der Faktorenbereiche präsentiert. Es wird kein
Anspruch darauf erhoben, dass in dieser Arbeit sämtliche Faktoren grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken vollständig erfasst zu haben. Die Faktoren stellen
sich je nach Situation, historischer Entwicklung, politischen Hintergrund unterschiedlich dar.
Abb. 16: Überblick über die Faktoren und Faktorenbereiche grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
79
Politische Rahmenbedingungen
Wie von POOL (2006) angeführt, kommt der politischen Unterstützung eine
entscheidende Bedeutung zu. In den Interwies und dem Fragebogen wird dieser Faktor als
einer der Zentralsten herausgestellt. Auch wenn es teils eine sehr ideelle Unterstützung ist,
scheint die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken ohne politische
Unterstützung nicht zu funktionieren. Die von EUROPARC vorgeschlagene Alternative, sich
bei mangelnder Unterstützung auf eine andere Ebene zurückzuziehen, kann von den
Schutzgebietsverwaltungen nur eingeschränkt verfolgt werden. Dazu ist der politische
Einfluss auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, wie beispielsweise der Einfluss des
tschechischen Umweltministeriums zu beurteilen ist, zu groß (siehe Kap. 5.3.3).
Sowohl von VASILIJEVIĆ (2011b) und KŘENOVÁ & KIENER (2011) als auch von den
untersuchten Nationalparkverwaltungen wird die politische Stabilität auf ministerieller Ebene
betont. Es wird die Kenntnis geteilt, dass eine hohe personelle Fluktuation aus Ministeriumsoder
Nationalparkdirektorenebene der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit abträglich ist.
Der häufige Wechsel der Nationalparkdirektoren oder Umweltminister auf tschechischer Seite
wirkte sich nachteilig vor allem auf die Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken
Bayerischer Wald und Šumava aus. In der gut funktionierenden Zusammenarbeit zwischen
den Nationalparken Sächsische Schweiz und České Švýcarsko zeigt sich, dass die von
KNIPPSCHILD (2008) angemahnte rechtzeitige und regelmäßige Einbindung aller politischen
Akteure und die politischen Ausschüsse oder Kommissionen wichtig sind. Aufgrund ihrer
grundlegenden Bedeutung finden sich die hier beiden erst genannten Faktoren in Abb. 16 als
Basis im Bereich der politischen Rahmenbedingungen und sollten stets von politischer Seite
gewährleitstet werden.
Die von VASILIJEVIĆ (2011b) und HAMILTON (2001) bekräftigte Bedeutung von
formalen, schriftlichen Vereinbarungen zwischen den Schutzgebieten und auch zwischen den
zuständigen Ministerien wird von den interviewten Experten in gleicher Weise
hervorgehoben. Vor allem wird von den Mitarbeitern der Nationalparkverwaltungen
Bayerischer Wald, Šumava, Thayatal und Podyjí, die Einhaltung der politischen Memoranden
und Vereinbarungen eingefordert. Dies erklärt sich damit, dass in diesen Nationalparken
aktuell Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit vorliegen und verbindliche Zusagen, Verträge
oder Agreements die Grundlage und Umrahmung der grenzüberschreitenden Kooperation
darstellen, wie dies gleichfalls von EUROPARC (2010), BRUNNER (2003) und UNESCO
(2003) angeführt wird. Hingegen wird diesem Faktor von den Nationalparken Podyjí und
80
Šumava im Fragebogen eine nicht so wichtige Bedeutung zuerkannt, da generell die aktuellen
Schwierigkeiten als nicht so gravierend angesehen werden. Nichtsdestotrotz kann die
Einschätzung von NIEWIADOMSKI (2011), dass eine Zusammenarbeit, nur auf politische
Vereinbarungen basierend, wenig Erfolg hat, mit den in der Untersuchung gewonnenen
Erfahrungen bestätigt werden. Es zeigte sich vor allem wenn Memoranden nicht zum Tragen
kommen, dass neben den Verträgen eine Vielzahl von weiteren Faktoren, vor allem die der
persönlichen Ebene, Einfluss auf eine Kooperation zwischen Schutzgebieten haben.
Ein ähnlicher rechtlicher Rahmen wird von VASILIJEVIĆ (2012), TAMBURELLI &
GUILLET (2003) und UNESCO (2003) vorgeschlagen und gleichfalls von den Experten der
Nationalparkverwaltungen als weitere Grundlage der Zusammenarbeit betrachtet. Zu
berücksichtigen ist, dass es immer bei verschiedenen Gesetzgebungen in zwei Ländern
bleiben wird. In der Arbeit zeigte sich anhand des Beispiels der Fischerei im Thayatal, dass
fehlende oder unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit behindern können. Diese Erkenntnis bestätigt die diesbezüglichen von
KNIPPSCHILD (2008) und SLOCOMBE & DANBY (2006) gemachten Äußerungen. Daher wird
eine Harmonisierung der gesetzlichen Vorgaben, wie z. B. von BRUNNER (2011) und
KŘENOVÁ & KIENER (2011) empfohlen, in den hier betrachteten Nationalparken angestrebt.
Die Notwendigkeit eines gemeinsamen rechtlichen Rahmens nach (TAMBURELLI & GUILLET
2003), um eine Kooperation zwischen Schutzgebieten zu konsolidieren oder bei
Schwierigkeiten Problemlösungen zu finden, kann aus den Ergebnissen der vorliegenden
Arbeit nicht abgeleitet werden. Denn auch bei unterschiedlichen rechtlichen
Rahmenbedingungen scheint der Großteil der Arbeitsfelder in der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken zu funktionieren. Zusammen mit dem Faktor
politische Memoranden, Verträge komplettieren die rechtlichen Bestimmungen die
politischen Rahmenbedingungen im Schaubild (Abb.16).
In den Experteninterviews wurde hinsichtlich institutioneller Rahmenbedingungen
vorrangig der Faktor einer gemeinsamen Verwaltungsstruktur angeführt, wenngleich deren
Bedeutung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vom Großteil der Nationalparke als
nicht wichtig bewertet wird. Eine gemeinsame Verwaltung für beide Schutzgebiete könnte
nach Einschätzung des Experten aus dem Thayatal deutliche Einsparmöglichkeiten mit sich
bringen und wie nach FALL (2009) die Transaktionskosten der Zusammenarbeit senken. Das
Gespräch mit EUROPARC brachte aber auch die Frage auf, inwieweit der Aufwand
gerechtfertigt ist eine gemeinsame Verwaltung einzurichten. Wie erfolgreich und welchen
81
Mehrwert eine gemeinsame Verwaltung zweier Schutzgebiete ist und hat, kann erst nach
einen vorhanden Exempel beurteilt werden. Daher wurde dieser Faktor in der Abb. 16 ganz an
den Rand gestellt, da die rechtlichen und politischen Bedingungen noch nicht geschaffen sind
und es bisher zur keiner Umsetzung in den betrachteten Nationalparken kam. In der Literatur
wird der institutionelle Kontext breiter aufgefasst. Dass sozialen Normen oder die
Akteurskonstellation (LEIBENATH et al. 2011) für die Zusammenarbeit zwischen den
Nationalparken von Bedeutung ist, konnte nicht bestätigt werden, da in den Kooperationen in
der Regel nur zwei Verwaltungen beteiligt und geringe soziale Unterschiede vorhanden sind.
Hingegen konnte der Aspekt einer gemeinsamen, dauerhaften Verwaltungseinheit nach
PETRIKOVA (2011) als visionäre Vorstellungen im Thayatal und in der Sächsisch-Böhmischen
Schweiz verzeichnet werden. Dass eine Person, die allein als Koordinator für
grenzüberschreitende Aktivitäten zuständig ist, wie von FALL (2009) vorgeschlagen, wird
bisher von den Nationalparken noch nicht als bedeutender Faktor gesehen.
Finanzielle Rahmenbedingungen
In der Literatur wird eine nachhaltige, ausreichende Finanzierung der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit als bedeutender Faktor hervorgehoben (VASILIJEVIĆ 2012,
NIEWIADOMSKI 2011, STRAUSS & DIEHL 2011). Von den Nationalparkverwaltungen war zu
erfahren, dass je nach Bedarf Gelder aus dem vom Staat zur Verfügung gestellten Finanzhaushalt
für grenzüberschreitende Aktivitäten genommen werden oder über EU-Projekte
finanziert werden. Beide sind die Basis der finanziellen Rahmenbedingungen (Abb. 16). Dass
dem Faktor der ausreichenden Finanzierung eine nicht so hohe Bedeutung zugemessen wird,
zeigt sich in den Bewertungen im Fragebogen und, dass die Nationalparkverwaltungen sich
über die Höhe der Finanzmittel, die speziell für grenzüberschreitende Aktivitäten
aufgewendet werden, nicht im Detail im Klaren sind. Zudem wird angeführt, dass für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit generell wenig Geld von Nöten ist. So lange die
finanziellen Rahmenbedingungen als gegeben vorausgesetzt werden, wird dieser Faktor als
nicht so wichtig angesehen, dennoch sollte eine ausreichende Finanzierung immer sicher
gestellt sein. Den von EUROPARC (2010) und VASILIJEVIĆ (2012) angeführten Vorteil über
gemeinsame Projektanträge an internationale Gelder zu kommen, wird von allen untersuchten
Nationalparkverwaltungen erkannt und ausgenutzt.
Dass Unterschiede in den Finanzkapazitäten der Verwaltungen als auch
unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung der Schutzgebietsregionen der Zusammenarbeit
abträglich sein können wird von VASILIJEVIĆ (2012), BRUNNER (2006), UNESCO (2003) und
82
im Expertengespräch mit EUROPARC angeführt. Dies wird von den untersuchten
Nationalparkverwaltungen in den Interviews selbst nicht genannt und dieser Faktor im
Fragebogen überwiegend mit geringer Wichtigkeit bewertet. Nur der NP Bayerischer Wald
misst diesem Faktor aufgrund des doch merkliches wirtschaftlichen Unterschieds zur
tschechischen Seite höhere Wertigkeit zu. In den Nationalparkregionen sollten weiterhin
Förderprogramme im Rahmen von INTERREG oder EUREGIO unterstützend eingesetzt
werden. Da dieser Faktor sowohl von den politischen als auch von den immateriellen
Rahmenbedingungen beeinflusst wird findet dieser im Schaubild (Abb. 16) dazwischen Platz.
Der Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren auf die grenzüberschreitende Arbeit wird
in der analysierten Literatur nicht erwähnt, jedoch im Interview mit dem Experten des NP
Thayatal mit in die Diskussion eingebracht. Der Faktor, dass wirtschaftliche Interessen von
Unternehmen in die Nationalparke oder in die Nationalparkregionen getragen werden und so
die Zusammenarbeit zwischen Nationalparken auseinanderdividiert werden kann, erscheint
als wichtiger Faktor, der nicht außer Acht gelassen werden sollte. Dies gilt auch, wenn er von
den anderen betrachteten Nationalparken als nicht so wichtig eingeschätzt wird. Allein der NP
Šumava misst diesem Bereich größere Bedeutung zu, da man sich vor Ort dem Einfluss von
Holzindustrie und Tourismus auf den Nationalpark bewusst ist. Generell sollten sämtliche
negativen Einflüsse durch Wirtschaftsinteressen von den Nationalparken abgewendet werden.
Weil der Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren auch stark von den politischen Rahmenbedingungen
abhängig ist, erstreckt sich dieser Faktor in Abb.16 über beide Faktorenbereiche.
Ideelle und immaterielle Rahemenbedingungen
Der Faktor Gemeinsame Zielsetzungen und Nationalparkphilosophie wurde zum
Faktorenbereich „Ideelle und immaterielle Rahmenbedingungen" zugeordnet, da er nicht
allein von den Nationalparkverwaltungen, sondern auch von politischer Seite oder von
internationalen Richtlinien, wie den IUCN-Kriterien, mitbestimmt wird. Die Bedeutung
dieses Faktors, wie auch von VASILIJEVIĆ (2012) und UNESCO (2003) unterstrichen, zeigt
sich darin, dass er in den Interviews am häufigsten Erwähnung und auch im Fragebogen hohe
Bedeutung fand. In diesem Punkt werden die wichtigsten Absprachen zwischen den
Nationalparken festgehalten und es zeigt sich ob eine gemeinsame Zusammenarbeit auf
gleichen Vorstellungen basiert. In der Analyse der Kooperationen in den Nationalparken kam
zum Ausdruck, dass bei unterschiedlicher Zielsetzungen die Zusammenarbeit erschwert ist
(siehe Kap. 5.3.1). Nicht nur aufgrund der zentralen Bedeutung, sondern auch weil dieser
Faktor von der Kommunikations- und von der persönlichen Ebene beeinflusst wird, rückte er
83
in die Mitte des Schaubildes (Abb. 16). Es ist leicht verständlich, dass eine gemeinsame
Nationalparkphilosophie und abgestimmte Zielsetzungen als Vorrausetzung für eine
Zusammenarbeit gegeben sein müssen. Bei Auseinandergehen der Zielsetzungen, zeigt sich,
wie zwischen den Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava und in abgeschwächter
Form zwischen den Nationalparken Thayatal und Podyjí, dass die Zusammenarbeit eingeschränkt
wird. Dabei dürfen in den Memoranden keine übersteigerten Ziele, wie gleichfalls
von KNIPPSCHILD (2008) angemahnt, festgeschrieben werden. Zusätzlich erscheint es wichtig,
auftauchende Probleme aktiv anzugehen und nicht im gegenseitigen Abwarten zu verharren.
Dass nationale politische Einrichtungen und internationale Organisationen ihre
Unterstützung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Nationalparke bieten, wird
von VASILIJEVIĆ (2012) vorgeschlagen. Nach UNESCO (2003) und HAMILTON (2001) sollten
in die Zusammenarbeit möglichst alle regionalen Akteure eingebunden werden und in
Kooperation die Gemeinden, NGO's und die Schutzgebietsverwaltungen zusammengebracht
werden. Dies wird auch den Nationalparkverwaltungen von EUROPARC im Zertifizierungsprozess
vorgeschlagen, aber trotz der Zuweisung mittlerer Wertigkeit im Fragebogen, von
diesen kaum in Wirklichkeit umgesetzt. Aufgrund der schwierigen Situation der Zusammenarbeit
zwischen den Nationalparken im Böhmerwald und an der Thaya scheint dort eine
breiter angelegte Kooperation mit Gemeinden oder NGO'S erst recht aussichtslos und
illusorisch. Es kann nur angeraten werden dies auch bei vorliegenden Schwierigkeiten zu
versuchen. Denn dass dieser anerkannt wichtige Faktor kaum zu tragen kommt, ist umso mehr
bedenklich, wenn bedacht wird, dass sich nach KNIPPSCHILD (2008) eine spätere Integration
von weiteren Akteuren in Kooperationsprozesse häufig schwierig gestaltet. Da dieser Faktor
viel mit Kommunikation zu tun hat und von den politischen und finanziellen Rahmenbedingungen
abhängig ist, spielt er in all diese Bereiche, wie in Abb. 16 zu sehen, mit herein.
Die hohe Bedeutung der Unterstützung der lokalen Bevölkerung und deren Einbezug
in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird von mehreren Autoren, wie VASILIJEVIĆ
(2012), DIEHL & LANG (2011) oder BRUNNER (2003) angeführt. Durch Akzeptanz der
Schutzgebiete und noch besser durch aktive Bürgerbeteiligung, könne der Prozess der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Nationalparke gefördert werden. In den
untersuchten Nationalparken ist man sich, bis auf den NP Šumava, der Wichtigkeit dieses
Faktors bewusst. Einerseits werden diesbezügliche begünstigende Aktivitäten durchgeführt,
andererseits jedoch sieht man geringe positive Wirkungen dieser Maßnahmen. Beispielsweise
vernimmt man im Böhmerwald eine gewisse gegenseitige Grundreserviertheit und eine
Abnahme von gemeinsamen Festen und Aktionen. So wird auf der einen Seite eine Stärkung
84
des Faktors Unterstützung und Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung gewünscht, auf der
anderen Seite aber aufgrund mangelnden Erfolgs ihm verminderte Bedeutung für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuerkannt. Nichtdestotrotz könnte eine aktive
Bürgerbeteiligung wie im NP Schwarzwald als Beispiel dienen. Aufgrund seiner weiten
Spanne reicht dieser Faktor im Schaubild (Abb. 16) von den politischen über die finanziellen
Rahmenbedingungen bis hin zu dem Faktorenbereich der gemeinsamen Aktivitäten.
Die Meinung von VASILIJEVIĆ (2012) und PETRIKOVA (2011), dass Zeit ein wichtiger
Faktor für das Funktionieren der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist, wird auch in den
Gesprächen mit den Experten erwähnt und im Fragebogen bis auf dem NP Podyjí so
eingeschätzt. Kooperationen über Grenzen hinweg sind sowohl zeitintensiv als auch deren
generelle Entstehung und Weiterentwicklung eine Frage der Zeit. Dies leuchtet ebenso ein
wie die Ansicht von ZBICZ (2001), dass eine Kooperation zwischen Schutzgebieten nicht
erzwungen werden kann, welche ebenfalls vom Experten des NP Sächsische Schweiz auf
gleicher Weise formuliert wird.
Weitere Faktoren und Rahmenbedingungen, die in der Literatur aufgeführt werden,
wie die Zugänglichkeit zu den Schutzgebieten, die Verkehrsanschließung, Vorhandensein von
Grenzkontrollen und die Entfernung zwischen den Verwaltungen werden zwar einerseits von
UNESCO (2003) hervorgehoben. Andererseits deren Bedeutung für die grenzüberschreitende
Kooperation zwischen Schutzgebieten von ZBICZ (2001) als beschränkt angesehen. In den
Experteninterviews dieser Arbeit kamen diese Faktoren nicht zu Gespräch, sodass sie auch
nicht Eingang in den Fragebogen fanden und somit deren Bedeutung nicht beurteilt werden
kann. Zudem können diese Faktoren nach Ansicht von LEIBENATH et al. (2011) und
KNIPPSCHILD (2008) sowohl von den lokalen Akteuren so gut wie gar nicht beeinflusst
werden können. Auch sind heutzutage die Grenzkontrollen, die Entfernungen zwischen den
Verwaltungen oder die Verkehrsanschließung aufgrund des motorisierten Individualverkehrs
und wegfallender Grenzkontrollen nicht mehr oder von vernachlässigbarer Bedeutung. Allein
der Aspekt, dass nach FALL (2009) und KNIPPSCHILD (2008) sehr unterschiedliche
Personalausstattung der zuständigen Schutzgebietsverwaltungen eine Asymmetrie oder
Unübersichtlichkeit hervorrufen können, kann nachvollzogen, aber nicht in dieser
Untersuchung bestätigt werden. Inwieweit der Bedarf zur grenzübergreifenden
Zusammenarbeit bei den Schutzgebieten gegeben ist (LANGE 2009, KNIPPSCHILD 2008),
wurde in der Untersuchung von den Nationalparken mit dem Argument der Notwendigkeit für
einen zusammengehörenden, einheitlichen Naturraum nur gemeinsam effektiven Schutz
sorgen zu können, begründet.
85
Gemeinsame Aktivitäten
Die Abstimmung von gemeinsamen Aktivitäten soll nach VASILIJEVIĆ (2012) und
UNESCO (2003) in einer schriftlich verfassten Vereinbarung oder Vision zwischen den
Schutzgebieten erfolgen. Wenn die darin gemeinsam formulierten Zielsetzungen und
Maßnahmen nicht umgesetzt werden, so zeigt sich in der Zusammenarbeit zwischen dem NP
Bayerischer Wald und dem NP Šumava, fehlt eine entscheidende Grundvoraussetzung für
eine gelingende Kooperation. Die von BRUNNER (2011) und EUROPARC (2010) herausgestellte
Bedeutung, dass sich alle Schutzgebietsmitarbeiter und beteiligten Akteure an einer
gemeinsamen Vision orientieren können, spiegelt sich in der Bedeutungszuweisung dieses
Faktors durch die interviewten Experten wider. Eine Vision sollte stets implementiert werden.
Zudem wird die gemeinsame Bestimmung der Prioritäten und Arbeitsfelder der Zusammenarbeit,
wie von VASILIJEVIĆ (2012), NIEWIADOMSKI (2011) und UNESCO (2003) beschrieben,
von den Nationalparkverwaltungen ebenfalls als wichtige Arbeitsgrundlage angesehen.
Die Bedeutung von abgestimmten Managementplänen und deren Umsetzung wurde in
allen Experteninterviews hervorgehoben. Sehr detaillierte Managementpläne werden in
gleicher Weise auch von VASILIJEVIĆ (2011b), BRUNNER (2011) und KŘENOVÁ & KIENER
(2011) betont. So werden von den untersuchten Nationalparken völlig aufeinander
abgestimmte Managementpläne eingefordert und als wichtiger Faktor in der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit angesehen, wohlwissend, dass es aufgrund der
rechtlichen Vorgaben es nicht zu einem gemeinsamen Managementplan kommen kann. Diese
Erfahrungen decken sich mit denen aus der Zusammenarbeit zwischen dem tschechischen NP
Krkonoše und dem polnischen NP Karkonosze im Riesengebirge, wo die gescheiterte
Erstellung eines gemeinsamen Managementplans sich nicht auf die Fortführung oder Qualität
von gemeinsamen Projekten oder Maßnahmen auswirkte (PETRIKOVA 2011). Wenn die
Empfehlung von KNIPPSCHILD (2008), nämlich sich für das Festlegen der Ziele ausreichend
Zeit zu nehmen, nicht berücksichtigt wird, kann es zu einem Bruch in der Zusammenarbeit
kommen. Die überschnell und unrealistisch formulierten Ziele der „Vision 2020" zwischen
den Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava können hier als passendes Beispiel
herangezogen werden.
Als sehr zentraler Faktor wird, sowohl in der Literatur als auch von den interviewten
Experten im Gespräch und Fragebogen, der Bereich der gemeinsamen Projekte,
Veranstaltungen und Exkursionen hervorgebracht. Dieser Faktor umfasst alle Arbeitsbereiche
der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Diese werden von VASILIJEVIĆ (2012),
86
EUROPARC (2010), SLOCOMBE & DANBY (2006) und HAMILTON (2001) aufgezählt und
konnten auch in der praktischen Arbeit der Nationalparkverwaltungen vor Ort beobachtet
werden. Schwerpunktmäßig werden grenzüberschreitender Aktivitäten im Bereich
Naturschutz und Tourismus durchgeführt, aber auch gemeinsame Forschungsprojekte oder
Aktionen der Umweltbildung werden gemacht. Inwieweit durch öffentliche Veranstaltungen
eine gemeinsame regionale Identität gestärkt werden kann (VASILIJEVIĆ 2012, UNESCO
2003) oder kulturelle Unterschiede zunehmend als Bereicherung statt ein Hindernis angesehen
werden (KNIPPSCHILD 2008), konnte mit dieser Masterarbeit nicht überprüft werden. Jedoch
der Bedeutung von Veranstaltungen für die Öffentlichkeit, die von VASILIJEVIĆ (2012),
UNESCO (2003) und ZBICZ (2001) betont wird, wird von allen untersuchten Nationalparkverwaltungen
in zahlreichen Aktionen Rechnung getragen. Gemeinsame Exkursionen für die
Mitarbeiter zu organisieren, welche für persönlichen Austausch sehr wichtig sein können,
kommen hingegen nur die Nationalparke der Sächsisch-Böhmischen Schweiz nach.
Der Bereich des gegenseitigen Daten- und Informationsaustausches und der
gemeinsamen Publikationen wird als weiterer Faktor grenzüberschreitender Zusammenarbeit
gewertet (VASILIJEVIĆ 2012, EUROPARC 2010, UNESCO 2003). Von den betrachteten
Nationalparkverwaltungen wird vor allem der Informationsaustausch hervorgehoben, da
teilweise aufgrund mangelnden Austausches negative Erfahrungen gemacht wurden. Der
Datenaustausch zwischen benachbarten Verwaltungen läuft in der Regel bereits seit längeren
Zeiten und bezüglich gemeinsamer Publikationen werden stets Bemühungen unternommen.
Dieser Faktor sollte in Zukunft weiterhin in gleicher Weise intensiv fortgeführt werden.
Ein gemeinsamer öffentlicher Auftritt mit einem einheitlichen Corporate Design oder
einer gemeinsamen Homepage wird von EUROPARC im Rahmen der Zertifizierung zum
Transboundary-Park empfohlen. Dazu gehöre es nach VASILIJEVIĆ (2012) und UNESCO
(2003), die Vorteile grenzüberschreitender Zusammenarbeit der Öffentlichkeit publik zu
machen, wie dies auch in den Gesprächen mit EUROPARC und den Nationalparken
angeführt wurde. Von den Nationalparkverwaltungen wird unterschiedlich beurteilt, wie
wichtig es sei, dass die Öffentlichkeitsarbeit in Abstimmung stattfindet. Beispielsweise ist es
für den NP Bayerischer Wald besonders wichtig, dass hinsichtlich der Thematik des
Borkenkäfers und der natürlichen Waldentwicklung eine wissenschaftlich fundierte
Öffentlichkeitsarbeit auf beiden Seiten der Grenze stattfindet. Bis auf den NP Podyjí erkennt
man überwiegend diesem Faktor mittlere bis große Bedeutung zu. Dass eine gemeinsame
Homepage in keiner Zusammenarbeit und ein gemeinsames Corporate Design nur in der
Sächsisch-Böhmischen Schweiz bisher umgesetzt wurde, zeigt, dass dieser Faktor zwar von
87
den Nationalparkverwaltungen wichtig bewertet wird, aber kaum in vollen Umfang zur
Umsetzung kommt. Zukünftig sollten in diesem Bereich eine gemeinsame Homepage und die
neuen sozialen Medien Berücksichtigung erlangen.
Der Faktor des personellen Austausches zwischen Schutzgebietsverwaltungen wird
von VASILIJEVIĆ (2012), EUROPARC (2010) und BRUNNER (2003) als wichtig erörtert.
Dieser Faktor wird von den befragten Experten unterschiedlich bedeutend angesehen. Auf der
einen Seite wird dieser Punkt im Fragebogen von den Nationalparken an der Thaya und in der
Sächsisch-Böhmischen Schweiz mit geringer Bedeutung bedacht, während auf der anderen
Seite bei EUROPARC und in den Nationalparken im Böhmerwald die potenziellen Nutzen
eines personellen Austausches gesehen werden. Es zeigte sich, dass es erste Ansätze in der
Zusammenarbeit in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz gibt, aber genauso noch großes
Potenzial vorhanden ist den personellen Austausch für die Mitarbeiter unter den
Nationalparken zu fördern und zu ermöglichen.
Kommunikationsebene
Wie von EUROPARC (2010) hervorgehoben, wurde von den Experten der
Nationalparkverwaltungen die Wichtigkeit, dass in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
die Kommunikation auf mehreren Ebenen stattfinden sollte, deutlich (siehe Kap. 5.3.2).
So nehmen in der Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken die Kommunikation unter
den Mitarbeitern und der Austausch über Arbeitsgruppen die von POOL (2006) beschriebene
herausragende Position ein. Vor allem bei Schwierigkeiten, Herausforderungen oder je nach
Bedarf wird von Seiten der Nationalparkverwaltungen versucht die Kommunikation auf
Ebene der Mitarbeiter und Arbeitsgruppen zu intensivieren. Dies gilt es zukünftig fortzuführen.
Das Einsetzen von Koordinierungsstellen oder von externer Moderation, welches
von KNIPPSCHILD (2008) aufgeworfen wird, wird gleichfalls im Gespräch mit EUROPARC
vorgeschlagen. So könnten Mediatoren hilfreiche Problemlösungen für die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit von außen einbringen. Der Aspekt der personellen Fluktuation
als Hinderungsfaktor der Kooperation wird zwar von den Experten der Nationalparke
miteingebracht, aber Lösungswege dafür nicht entworfen oder vorbereitet. Dem könnte durch
eine Koordinierungsstelle, wie von PETRIKOVA (2011) und FALL (2009) angedacht, die mit
einer klaren Zuständigkeit für grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgestattet ist,
begegnet werden. Diese sollte permanent von Mitarbeitern beider benachbarter Nationalparke,
die bereits mit grenzüberschreitender Kooperation zu tun haben, besetzt sein, um einem
Abbruch der Zusammenarbeit durch Veränderungen im Personal zu vermeiden.
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Dem Faktor der Kommunikation auf Ebene der Mitarbeiter wird von den Experten,
laut Fragebogen, die gleiche Bedeutung zugesprochen, wie den Treffen zwischen den
Nationalparkdirektoren. Dabei kam in den durchgeführten Interviews mit den Nationalparken
Bayerischer Wald und Šumava auch zum Ausdruck, dass sich das Verhältnis der Direktoren
untereinander sich auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit merklich auswirken kann.
Zugleich wird dort gesehen, dass sich dann die Kooperation nicht ausschließlich auf
bestimmte Personen konzentrieren sollte. Jedoch wird die Wichtigkeit von Flexibilität,
Risikobereitschaft und Kreativität bei zentralen Schlüsselakteuren, wie von LEIBENATH et al.
(2011) und KNIPPSCHILD (2008) beschrieben, auch von den interviewten Experten gesehen.
Den Treffen auf ministerieller Ebene kommt für die Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken besondere Bedeutung zu, die so in der Literatur über grenzüberschreitende
Kooperation zwischen Schutzgebieten nicht behandelt wird. Jedoch wurde diesem Faktor von
den Experten eine geringere Bedeutung als den Treffen zwischen den Nationalparkdirektoren
und dem Austausch auf Mitarbeiterebene zugesprochen. Aus den Erfahrungen der
untersuchten Nationalparken kann abgeleitet werden, dass Treffen zwischen den
Umweltministern und in der Regel der Nationalparkdirektoren die grobe Richtung der
Zusammenarbeit sei es formal in Memoranden oder informelle Absprachen vorgegeben. Für
eine ähnliche Ausrichtung der Zielsetzungen oder der Nationalparkphilosophie erscheinen die
Treffen auf ministerielle Ebene von großer Bedeutung und Wirksamkeit. Vor allem in den
Nationalparken im Böhmerwald wurde betont, dass die Ergebnisse dieser Treffen dann auch
zum Tragen kommen müssen, sonst deren Wirkungen schnell verpuffen.
Wird die Regelmäßigkeit der gegenseitigen Treffen noch von VASILIJEVIĆ (2012) und
UNESCO (2003) in der Literatur und auch in den Experteninterviews angeführt, so kommt
der Faktor „Spontanität für Treffen" in dieser Arbeit als neuer Aspekt zum Vorschein. Die
Regelmäßigkeit der Treffen wird üblicherwise in den Vereinbarungen zwischen den
Nationalparkverwaltungen festgehalten. Hingegen kann gesagt werden, dass sich lebendige,
funktionierende Zusammenarbeit auch mit einem gewissen Maß an Spontanität auszeichnet.
Dadurch könnte zudem vermieden werden, dass Frust auftritt, wenn die regelmäßigen Treffen
nicht eingehalten werden. Die von ZBICZ (2001) angeführte Bedeutung der Art der
Kommunikationstechniken für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, konnte in dieser
Arbeit anhand der untersuchten Nationalparke für die heutige Zeit nicht nachgewiesen
werden. Für die Nationalparkverwaltungen bedeutet dies, sowohl die Regelmäßigkeit der
Treffen als auch Spontanität der Zusammenarbeit zu gewährleisten.
89
Der Faktor der Ausbildung, Expertise und interkulturellen Kompetenz der Mitarbeiter
wird zwar in der Literatur von VASILIJEVIĆ (2012), EUROPARC (2010) und UNESCO (2003)
im gewissen Umfang angeführt, kommt aber in der Zusammenarbeit der Nationalparke vor
Ort kaum zum Tragen. So existieren für diesen Bereich keine speziellen Programme, um
beispielsweise gemeinsame Trainings oder Fortbildungen für die Schutzgebietsmitarbeiter
durchzuführen. Jedoch wird versucht bei der Besetzung von Stellen, die mit grenzüberschreitenden
Aktivitäten zu tun haben, die Expertise und die interkulturelle Kompetenz der
Bewerber zu berücksichtigen. In diesem Bereich findet aktuell noch wenig statt und somit
bietet sich hier viel Potenzial an, worin die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zukünftig
intensiviert werden könnte. So kann der Empfehlung von UNESCO (2003), Fortbildungen in
interkultureller Kompetenz für Mitarbeiter unter professioneller Anleitung anzubieten, von
Seiten der Ergebnisse gleichfalls entsprochen werden.
Dem Faktor der Sprachkenntnisse wird in vielen Veröffentlichungen zu
grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Schutzgebieten wie von VASILIJEVIĆ
(2012), EUROPARC (2010), LANGE (2009) und BRUNNER (2003) Rechnung getragen. Auch
in den durchgeführten Interviews kann dieser Faktor häufig zum Ausdruck. Zudem erhielt er
hohe Bedeutungszuweisung in den Fragebögen. Die viel besagte Sprachbarriere wird jedoch
von den Experten als heutzutage nicht mehr so relevant eingestuft. Bei Schwierigkeiten wird
auf Englisch ausgewichen und auf die Hilfe eines Dolmetschers zurückgegriffen. Die
gesammelten Erfahrungen decken sich mit der Einschätzung von KNIPPSCHILD (2008), der
den Einfluss unterschiedlicher Sprache mit fortschreitender Kooperationserfahrung als
weniger störend als vielmehr bereichernd beschreibt. Die Nationalparkverwaltungen sind
teilweise bemüht Sprachkurse anzubieten. Jedoch wurde vor Ort des Öfteren, vor allem mit
Sprachkursen für Tschechisch, die Erfahrung gemacht, dass diese geringe Resonanz und
Erfolg nach sich ziehen. Hierbei heißt es, die potenzielle Bereicherung und den Mehrwert für
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erkennen, allen Mitarbeitern den Zugang zu
Sprachkursen für die jeweils andere Landessprache zu ermöglichen und mit einem langen
Atem hartnäckig an einer Verbesserung zu arbeiten.
Informelle und persönliche Ebene
Als einer der zentralsten Faktoren grenzüberschreitender Zusammenarbeit wird die
persönliche Ebene von VASILIJEVIĆ (2011b), UNESCO (2003) und ZBICZ (2001)
herausgestellt. Die enorme Bedeutung dieses Faktors konnte in den Experteninterviews und
Fragebogen gleichfalls nachgewiesen werden (siehe Kap. 5.3.4). So werden von allen
90
interviewten Nationalparkmitarbeitern die persönlichen Kontakte an erster Stelle gestellt. Nur
im NP Bayerischer Wald schwächt man diesen Punkt etwas ab, da man der Ansicht ist, dass
nicht alles alleine an persönlichen Beziehungen hängen darf. Dies untermauert das von FALL
(2009) und UNESCO (2003) genannte Risiko, dass bei starker Konzentration der
Zusammenarbeit auf die persönliche Ebene die Kooperation zwischen Schutzgebieten bei
persönlichen Differenzen langfristig nicht auf stabilen Beinen stehe. So gilt es die persönliche
Ebene als Schlüsselfaktor anzusehen und an guten gegenseitigen Beziehungen zu arbeiten.
Von VASILIJEVIĆ (2012) werden zudem informellen Ausflügen und Feiern Bedeutung
zugesprochen. Von den untersuchten Nationalparken werden derartige Aktionen nur in den
Nationalparken Sächsische Schweiz und České Švýcarsko veranstaltet und deren Wichtigkeit
und Nutzen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dabei erkannt. Generell kommt
diesem Faktor noch geringe Aufmerksamkeit und Bedeutung zu. Initiativen, die das
Kennenlernen der Schutzgebietsmitarbeiter untereinander unterstützen, sind
konsequenterweise ausbaufähig und wünschenswert. Denn über das Entstehen persönlicher
Beziehungen der involvierten Mitarbeiter kann, wie von NIEWIADOMSKI (2011) beschrieben,
deren Enthusiasmus für grenzüberschreitende Tätigkeiten gefördert werden.
Zudem gelten nach HAMILTON (2001), KŘENOVÁ & KIENER (2011) und UNESCO
(2003) die Offenheit, der Wille und die Bereitschaft bei den Mitarbeitern als wichtige Voraussetzungen
für funktionierende Zusammenarbeit. Dies wird vornehmlich auf Führungsebene
eingefordert. Von den untersuchten Nationalparkverwaltungen und EUROPARC wird dieser
Faktor als einer der wichtigsten bewertet. In den Interviews wird dies bestätigt, aber
Motivation und Engagement auf allen personellen Ebenen als wichtig betrachtet. Aus den
Ergebnissen kann klar festgehalten werden, dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht
verordnet werden kann, sondern vom Willen der Mitarbeiter abhängig ist. Die Motivation
sollte dabei nicht nur auf Führungsebene gefördert werden.
Das Bewusstsein für einen einheitlichen, zusammengehörigen Naturraum von
VASILIJEVIĆ (2011b), NIEWIADOMSKI (2011) und BRUNNER (2002) angeführt und konnte auch
in den Nationalparken dieser Untersuchung als eigenständiger Faktor nachgewiesen werden.
Wenngleich angeführt werden muss, dass dieser Faktor eine etwas niedrigere Bewertung
durch die Experten erhalten hat. Von den Interviewten wird die Notwendigkeit zur
Zusammenarbeit mit dem Vorhandensein eines einheitlichen Naturraums begründet, für den
der Schutz auf nur einer Seite wenig zielführend ist. Von HAMILTON (2001) wird erwähnt,
dass ein gewisser gemeinsamer „transborder spirit" für grenzüberschreitende Zusammen91
arbeit zwischen Schutzgebieten notwendig sei. Zwar wurde in den Interviews, vor allem im
Gespräch mit EUROPARC, der Blick für das große Ganze und ein „europäisches Denken"
angemahnt, jedoch konnte das Entstehen eines sogenannten „transborder spirit" in den
Nationalparken in dieser Art nicht festgestellt werden. Nichtsdestotrotz sollten Bemühungen
zur Entwicklung von grenzüberschreitender Identität in Zukunft angestrengt werden.
Dass sich mit der Zeit ein gefestigtes Vertrauen zwischen den
Schutzgebietsverwaltungen entwickeln kann, wird von VASILIJEVIĆ (2012), IVANOVSKI
(2011) und KLEIN-HITPAß (2006) geschildert. Dieser Faktor wurde von den Experten der
analysierten Nationalparke von sehr großer Bedeutung angesehen. So sei es zentral, über die
Gewährleistung von größtmöglicher Transparenz, Vertrauen unter den Nationalparkmitarbeitern
beiderseits der Grenze aufzubauen. So gilt es zukünftig auf einer Vertrauensbasis,
die sich nach KLEIN-HITPAß (2006) aus gemeinsamen Erfahrungen, wiederholenden
Aktivitäten, der Qualität der Kommunikation und weiteren Aspekten zusammensetzt, die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter zu entwickeln und zu vertiefen.
Mit etwas geringerer Bedeutung wird der Faktor der Toleranz und Akzeptanz von den
Experten betrachtet. Die von VASILIJEVIĆ (2012) und ZBICZ (2001) erläuterte Akzeptanz und
der Respekt vor den aktuellen Bedingungen und vor unterschiedlicher Geschichte und Kultur
im angrenzenden Schutzgebiet, werden ebenfalls von den befragten Nationalparkmitarbeitern
vom benachbarten Nationalpark erwartet. Vor allem wenn die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit mit Schwierigkeiten behaftet ist, erscheint dieser Faktor von großer
Bedeutung zu sein. Toleranz vor der Sichtweise des Gegenübers und der Realität auf der
anderen Seite der Grenze, ist für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
Nationalparken ein nicht zu vernachlässigender Faktor und sollte stets bedacht werden.
6.2.3 Diskussion der Erfahrungen anhand der Annahmen
1) Unterschiedliche Zielsetzungen erschweren die Zusammenarbeit
Inwieweit unterschiedliche Zielsetzungen in den benachbarten Nationalparken die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit erschweren, zeigt sich in der vorliegende Arbeit recht
deutlich. Denn liegen abweichende Zielvorstellungen in den Nationalparken vor, sei es allein
in einem Bereich, wie der Fischerei im Thayatal oder in der grundlegenden Ausrichtung der
Nationalparke wie im Böhmerwald, beschränken diese die Kooperationen sehr. Umgekehrt
gilt, wenn sehr eng abgestimmte Ziele wie in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz vorliegen,
es die Zusammenarbeit unverkennbar leichter hat. Interessant ist, dass wenn es Schwierigkeiten
in Bereichen, wie Umweltbildung, Jagdmanagement, Besucherlenkung oder
92
Tourismusentwicklung, gibt, dann beinträchtigen diese kaum die gesamte grenzüberschreitende
Kooperation. Jedoch wenn zentrale Probleme hinsichtlich des Naturschutzes, der
wirtschaftliche Nutzung oder des Waldmanagements, auftreten, kann sich dies auf die
gesamte Form der Zusammenarbeit auswirken und bis zum Stillstand kommen.
2) Zielsetzungen können durch erhöhte Kommunikationsbereitschaft beschränkt
angeglichen werden
Auf Grundlage der zweiten Annahme wurde untersucht, ob divergierende Definitionen
und Zielsetzungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit durch erhöhte
Kommunikationsbereitschaft nur im begrenzten Maße angeglichen werden können. Wie
bereits bei vorangegangener Annahme beschrieben, gestaltet sich die Zusammenarbeit
zwischen benachbarten Nationalparken bei verschiedenen Zielsetzungen schwer. Aus den
Ergebnissen dieser Arbeit kann grundlegend abgeleitet werden, dass den Bemühungen durch
Kommunikation, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungen zu
beleben, nur bescheidener Erfolg beschienen sind. Gemeinsame Ziele zusammen festzusetzen,
ist von mehr Faktoren abhängig als allein von der Bereitschaft zur intensivieren
Kommunikation. Hier spielen beispielsweise politische Unterstützung, Regelmäßigkeit der
Treffen oder auf persönlicher Ebene die Offenheit, die Motivation und das Vertrauen unter
den Schutzgebietsmitarbeitern mit unterschiedlicher Gewichtung mitherein.
3) Nationalparkverwaltungen bestimmen die Zusammenarbeit stärker als die
Umweltministerien
Drittens wurde in der vorliegenden Arbeit analysiert, ob die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit von den Nationalparkverwaltungen selbst stärker bestimmt wird als von den
hinter den Nationalparken stehenden Ministerien. Hierzu muss gesagt werden, dass sich in
den durchgeführten Interviews wenige direkte Hinweise zur Beantwortung dieser Annahme
fanden, da dieser Bereich als ein heikler Punkt angesehen wird. Jedoch kann aus den
Ergebnissen der die Tendenz abgeleitet werden, dass der Einfluss der Umweltministerien auf
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor Ort als beschränkt angesehen wird.
Gleichzeitig aber wird von den Experten der Schutzgebietsverwaltungen die Bedeutung der
politischen Unterstützung für ihre Arbeit hervorgehoben. So kann Instabilität oder Fluktuation
auf ministerieller Ebene ein Hinderungsfaktor für enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit
sein. In der Untersuchung wurde festgestellt, dass die Politik den Rahmen der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit der Nationalparke vorgibt, der daraus folgende Handlungsspielraum
wird aber vordergründig von den Nationalparkverwaltungen vor Ort gestaltet.
93
4) Persönliche Ebene ist wichtiger als Ressourcen und Expertise
Als vierter Punkt wurde untersucht, ob die persönliche Ebene zwischen den
Nationalparkmitarbeitern für eine funktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit
wichtiger ist als vorhandene Ressourcen und Expertise. Sowohl aus den Interviews mit den
Experten als auch aus den Fragebögen kann der Schluss gezogen werden, dass dies der Fall
ist. Von den Interviewten war einstimmig zu hören, dass persönliche Beziehungen „an erster
Stelle" (NP Šumava) „das Wichtigste" (NP České Švýcarsko) oder der „grundlegende Faktor"
(NP Podyjí) sind, da „alles [...] an den Leuten [hängt]" (NP Podyjí). Es zeigte sich eindeutig,
dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern steht und fällt. Die
persönliche Ebene schließt die Offenheit, Bereitschaft, Motivation und Engagement bei den
Schutzgebietsmitarbeitern als auch informelle Feiern, Ausflüge oder andere Tätigkeiten mit
ein. Vor allem muss gegenseitig Transparenz und Vertrauen geschaffen werden. Ebenso sollte
Toleranz und Akzeptanz gegenüber den Partnern und der Situation auf der anderen Seite der
Grenze vorhanden sein. Die hohe Bedeutung der persönlichen Ebene heißt nicht, dass
Expertise und Ressourcen unwichtig sind. Dabei kann differenziert werden, dass der
Ausbildungsstand, die interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter oder die finanziellen
Möglichkeiten von den Schutzgebietsverwaltungen weniger bedeutend angesehen werden, als
die Sprachkenntnisse. Da mit Sprachkursen, Englisch oder Dolmetscher versucht wird die
Sprachbarriere zu überwinden, spielt sie heutzutage nur noch teilweise eine Rolle.
Zusammenfassend kann abgeleitet werden, dass zum einen Ressourcen und Expertise in
einem gewissen Umfang gegeben sein sollten, aber zum anderen sich die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken hauptsächlich auf die
persönliche Ebene stützen sollte. Dabei ist sowohl bei den Sprachkenntnisse, der gemeinsame
Fortbildungen und Kommunikation als auch bei den informellen Feiern, bei der Toleranz und
beim Vertrauen unter den Mitarbeiter noch Potenzial gegeben. Diese Möglichkeiten sollten
zukünftig gewinnbringend für die gemeinsame Kooperation eingesetzt werden.
94
6.3 Schlussfolgerungen
Im Folgenden werden die aus der vorliegenden Faktorenanalyse abgeleiteten
Schlussfolgerungen zusammenfassend vorgestellt. Außerdem wird der weitere Forschungsbedarf
angeführt und ein kurzer Ausblick gegeben. Aus den Erfahrungen aus den untersuchten
Nationalparken kann gefolgert werden, dass für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
zum einen mehrere Rahmenbedingungen gegeben sein müssen und zum anderen weitere
Faktoren auf diesen aufbauen (Abb. 15). So sollten sich die Nationalparkverwaltungen den
Rahmenbedingungen und dem Handlungsspielraum der Zusammenarbeit gewahr sein und
ihre Möglichkeiten der politischen, rechtlichen und finanziellen Gestaltung bestmöglich
ausschöpfen. Vor allem die politische Unterstützung und die Stabilität auf ministerieller
Ebene sollten von Seiten der Umweltministerien gewährleistet sein. Jedoch sollte sich
grenzüberschreitende Zusammenarbeit nie ausschließlich auf Vereinbarungen und Verträge
konzentrieren. Für Veränderungen der politischen Memoranden oder der gesetzlichen
Vorgaben ist ein langer Atem angeraten. Hinsichtlich einer potenziellen gemeinsamen
Verwaltung benachbarter Nationalparke müssten sowohl die politischen als auch rechtlichen
Voraussetzungen geschaffen und der generelle Mehrwert abgewägt werden. Als einfachere
Lösung, vor allem in Fällen in denen die Zusammenarbeit mit Schwierigkeiten behaftete ist,
kann eine gemeinsam besetzte Koordinierungsstelle oder ein Koordinator, der ausschließlich
für grenzüberschreitende Tätigkeiten zuständig ist, empfohlen werden. Ferner muss die
Kooperation immer finanziell abgesichert sein, wenngleich im Hinterkopf behalten werden
sollte, dass in der grenzüberschreitenden Arbeit viel auch im Kleinen bewegt werden kann.
Negative Einflüsse, sei es durch unterschiedliche Wirtschaftskraft der Nationalparkregionen
oder durch wirtschaftliche Akteure, sind fern zu halten. Projektanträge für INTERREG-Mittel
sollten weiterhin gemeinsam eingereicht werden. Des Weiteren müssen für eine gemeinsame
Arbeitsgrundlage abgestimmte Zielsetzungen und eine ähnliche Nationalparkphilosophie
vorliegen. Dafür ist die Abstimmung zwischen den Umweltministerien als auch mit
internationalen Richtlinien, wie den IUCN-Kriterien, vorauszusetzen. Eine enge Kooperation
mit den regionalen Gemeinden oder NGO's ist zu empfehlen. Über aktive Bürgerbeteiligung
sollte die Unterstützung und Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung gefördert werden. Lässt
man der Zusammenarbeit darüber hinaus ausreichend Zeit sich zu entstehen und entwickeln,
können die benachbarten Nationalparke aufrichtig zusammenwachsen.
Darüber hinaus sind die internen Faktorenbereiche auf jeden Fall Ernst zu nehmen.
Hierbei sind realistische Vereinbarungen und Visionen ins Auge zu fassen, um keinen Bruch
in der Kooperation zu erleben, sondern visionär zusammenarbeiten zu können. Wichtig ist,
95
dass sich die Kooperation auf abgestimmte Managementpläne stützen und in zahlreichen
gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen zum Tragen kommt. Die grenzübergreifende
Arbeit sollte in allen Arbeitsbereichen tätig sein und das Ziel verfolgen, sowohl die Natur als
auch die Menschen beiderseits der Grenze miteinander zu verbinden. Dabei ist stets ein
gemeinsamer öffentlicher Auftritt, verstärkt im Internet, anzustreben, um beiderseits der
Grenzen Besucher anzusprechen, Akzeptanz in den Nationalparkregionen zu fördern und eine
grenzüberschreitende Identität zu schaffen. Die Kommunikation sollte auf allen Ebenen
stattfinden. Sowohl die Treffen der Nationalparkdirektoren als auch auf ministerieller Ebene
sind für die enge Abstimmung des Nationalparkmanagements regelmäßig abzuhalten.
Dennoch sollte sich gelebte grenzüberschreitende Kooperation auch stets mit einem gewissen
Grad an Spontanität auszeichnen, um beispielsweise bei Bedarf schnell miteinander
kommunizieren zu können. Hierbei könnte die Kommunikation unter den Mitarbeiter über
gemeinsame Exkursionen oder personellen Austausch zwischen den Verwaltungen zukünftig
stärker gefördert werden. Diesen Aspekten und zudem gemeinsamen Fortbildungen,
informellen Feiern oder Ausflügen sollte größere Aufmerksamkeit zukommen, da sich die
Zusammenarbeit über Grenzen hinweg dadurch intensivieren könnte. Gänzlich alle
Aktivitäten, wie auch Sprachkurse oder Weiterbildungen in interkultureller Kompetenz,
welche die persönlichen Kontakte oder Freundschaften ausbauen helfen, sollten stets
unterstützt werden. Generell sollte die Schlüsselbedeutung der persönlichen Kontakte unter
den Mitarbeitern wahrgenommen werden. Allein mit Offenheit, Motivation und einem Blick
für das große Ganze bei den Schutzgebietsmitarbeitern vorhanden sein. Zukünftig heißt es auf
diesen Faktoren der persönlichen Ebene auf zu bauen und mit Transparenz und Toleranz
gegenseitiges Vertrauen, welches entscheidend zu funktionierender grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken beiträgt, zu entwickeln.
Weiterer Forschungsbedarf besteht darin zu analysieren, ob in weiteren
grenzüberschreitenden Nationalparken oder Schutzgebieten weitere Faktoren auftauchen.
Zudem kann untersucht werden, ob sich die hier gesammelten Erfahrungen bestätigen und die
Schaubilder auf die Zusammenarbeit anderer benachbarter Nationalparke übertragen lassen.
So sind speziell die politischen Systeme hinter den Schutzgebieten verstärkt im Detail zu
betrachten und die Möglichkeiten, inwieweit sich die rechtlichen Rahmenbedingungen
vorteilig verändern lassen, auszuloten. Eine Analyse des Erfolgs einer gemeinsamen
Verwaltung kann zukünftig für weitere Schutzgebiete von Nutzen sein. Generell können
weitere Untersuchungen für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch unter den Schutzgebieten
hilfreich sein.
96
Die Ergebnisse dieser Arbeit sind hoffentlich nicht nur für die untersuchten Nationalparke,
sondern auch für andere Schutzgebiete interessant genug, um die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit im Naturschutz zukünftig positiv zu gestalten und zu entwickeln. Vielleicht
kann die Arbeit einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Grenzen und Schwierigkeiten, die
es immer noch nach 25 Jahren seit dem Fall des Eiserenen Vorhangs und zehn Jahre nach der
EU-Osterweiterung in der grenzübergreifenden Kooperation gibt, weiterhin verschwinden. In
der Hoffnung, dass der geschaffene Überblick sowohl über die einzelnen Faktoren als auch
über die Faktorenbereiche zu einem tieferen Verständnis von grenzüberschreitender
Zusammenarbeit zwischen Nationalparken beitragen kann, schließt diese Arbeit.
Abb. 17: Endlich Überblick über „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken" gewonnen
(Matt 2013-12-21)
97
7 Zusammenfassung / Shrnutí / Summary
7.1 Deutsche Zusammenfassung
Diese Arbeit untersucht die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und nach zehn Jahren EU-Osterweiterung mit
dem Ziel die Faktoren und Faktorenbereiche, welche die Zusammenarbeit ausmachen, zu
analysieren. Die Faktorenanalyse zieht als Untersuchungsgebiete die Nationalparke
Bayerischer Wald & Šumava, Thayatal & Podyjí und Sächsische Schweiz & České Švýcarsko
heran. Neben Experten der Nationalparke wurde für eine Außenansicht auch ein Interview mit
EUROPARC durchgeführt. Mit Hilfe der „Qualitativen Inhaltsanalyse" nach MAYRING
(2000) wurden aus den Experteninterviews die Faktoren grenzüberschreitender Kooperation
gewonnen, deren Bedeutung anschließend in einem Fragebogen von denselben Experten
beurteilt wurde. Es wurden 32 unterschiedliche Faktoren geäußert, welche in drei externe und
drei interne Faktorenbereiche gruppiert wurden. Sowohl in den Gesprächen als auch im
Fragebogen ergaben sich heterogene Ergebnisse. Jedoch konnte ein Trend zur besonderen
Bedeutung der politischen Unterstützung, der gemeinsamen Zielsetzungen und der Faktoren
der persönlichen Ebene festgestellt werden. Hinsichtlich der vorweg aufgestellten Annahmen
konnten die Erkenntnisse gewonnen werden, dass die Zusammenarbeit sich durch
unterschiedliche Zielsetzungen in zentralen Problemfeldern merklich erschwert und hierbei
erhöhte Bereitschaft zur Kommunikation nur beschränkt helfen kann. Denn weitere Faktoren
wie politische Unterstützung, Regelmäßigkeit der Treffen, Motivation und Vertrauen unter
den Mitarbeitern spielen mit herein. Zudem zeigte sich, dass die Nationalparkverwaltungen
die grenzübergreifende Kooperation vor Ort mit diversen Aktivitäten gestalten und stärker
bestimmen als die Umweltministerien. Dennoch bleiben der Einfluss der politischen Unterstützung
und die Stabilität auf ministerieller Ebene zu berücksichtigen. Des Weiteren konnte
belegt werden, dass die persönliche Ebene, vor allem die Kontakte und Freundschaften unter
den Mitarbeitern sowie Transparenz und Vertrauen wichtiger bewertet werden als finanzielle
Ressourcen und Expertise, wie Sprachkenntnisse oder gemeinsame Fortbildungen. Wie in den
entwickelten Schaubildern gezeigt wird, basiert die Zusammenarbeit auf den politischen,
finanziellen und ideellen Rahmenbedingungen. Dieser Handlungsspielraum wird von den
Nationalparkverwaltungen mit gemeinsamen Aktivitäten, Kommunikation und persönlichen
Kontakten ausgefüllt. Wurde in den letzten Jahrzehnten schon viel erreicht, bestehen immer
noch Einschränkungen und Grenzen in der grenzübergreifenden Kooperation. Zukünftig heißt
es, das große Potenzial der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
weiterhin zu entwickeln und zu nutzen.
98
Tschechische 7.2 Zusammenfassung - Shrnutí
Tato práce se zabývá přeshraniční spoluprací mezi národními parky, 25 let po pádu
železné opony a deset let po rozšíření EU, s cílem analyzovat jednotlivé faktory a skupiny
faktorů skupiny, které ji tvoří. Pro samotnou analýzu byla vybrána a studována
územínárodních parků Bavorský les & Šumava, Thaytal & Podyjí a Saské Švýcarsko & České
Švýcarsko. Pro pohled z vnější strany byl také uskutečněn rozhovor s expertem od organizace
EUROPARC, dále pak s odborníky z národních parků. Prostřednictvím kvalitativní obsahové
analýzy „Qualitativen Inhaltsanalyse" podle MAYRING (2000), byly z expertních rozhovorů
získány faktory přeshraniční spolupráce. Z nich byl následně vytvořen dotazník, ve kterém
byl hodnocen výnam jednostlivých faktorů i jejich skupin stejnými odborníky. Z rozhovorů
bylo zjištěno 32 různých faktorů, které byly seskupeny do tří vnějších a tří vnitřních skupin
faktorů. Po vyhodnocení diskuze a dotazníků byly zjištěny heterogenní výsledky. Nicméně
byl nalezn trend významného ovlivnění mezinárodní spolupráce parků ze strany politické
podpory státu, společných cílů spolupracujících parků, dále pak neformálními faktory a
spoluprací na osobní úrovni. Co se týče předpokládaných stanovených domněnek, lze ze
zjištěných zkušeností říct, že spolupráce je výrazně omezována, pokud jsou rozdíly v cílech
hlavních problémových oblastech. V takovém případě snaha komunikovat může pomoct jen
omezeně, proto je třeba zapojit další faktory, jako politická podpora, pravidelnost jednání,
motivace a důvěra mezi zaměstnanci, které mohou společně vyrovnat rozdíly v cílech. Kromě
toho bylo zjištěno, že správy národních parků svou činností v místě působení utvárejí
přeshraniční spolupráci více než ministersteva životního prostředí. Nicméně, vliv politické
podpory a stability na ministerské úrovni je také považován za důležitý. Dále bylo prokázáno,
že osobní úroveň, zejména kontakty a družba mezi zaměstnanci, jakož i transparentnost a
důvěra, jsou považovány za důležitější, než finanční zdroje a odborné znalosti, jako jsou
jazykové ználosti a společné odborné přípravy. Jak je uvedeno ve výše znázorněných grafech,
spolupráce se zakládá na rámcových politických, finančních a nemateriálních podmínkách,
jejichž manévrovací prostor je zaplněn společnými aktivitami, komunikací a osobními
kontakty správ národních parků. V posledních desetiletích už bylo hodně dosáženo, ale stále
existují v přeshraniční spolupráci omezení, na který je třeba dále pracovat. Do budoucnosti to
znamená, že je zde velký potenciál přeshraniční spolupráce mezi národními parky, který může
být i dále rozvíjen a využíván.
99
Englische 7.3 Zusammenfassung - Summary
This paper examines the transboundary cooperation between the national parks 25
years after the fall of the Iron Curtain and ten years after the EU-enlargement. The aim is to
analyse the factors and factor groups that form the transboundary cooperation. The analysis
was undertaken in the national parks Bavarian Forest & Šumava, Thayatal & Podyjí and
Saxon Switzerland & Bohemian Switzerland. Beside the interviews with experts from the
national parks, an interview with EUROPARC as an external point of view was also
conducted. Based on the "Qualitative Content Analysis" according to MAYRING (2000), the
factors of transboundary cooperation were obtained from the interviews and subsequently
expressed in a questionnaire. There the interviewed experts evaluated the importance of those
factors. 32 different factors were mentioned. These were divided into three external and three
internal factors groups. The results from both interviews as well as questionnaires were rather
diverse. However, a trend towards a special importance of political support, common
objectives and factors of informal, personal level could be detected. Regarding to the
beforehand established assumptions, it could be determined, that the cooperation is
significantly limited by differences in objectives in key problem areas, and increased
willingness to communicate can only help partially. The reason is that other factors such as
political support, regularity of meetings, motivation and trust among employees also play a
decisive role. In addition, it was found that the national park administrations form the
transboundary cooperation with various activities more than the ministries of environment.
Nevertheless, the influence of political support and stability at the ministerial level should be
always considered. Furthermore, it was proofed, that the personal level, especially the
contacts and friendships among employees as well as transparency and trust are considered to
be more important than financial resources and expertise, such as language skills or common
trainings. As shown in the created graphs, transboundary cooperation is based on the political,
financial, and intangible general framework. This scope of action is completed by the national
park administrations with joint activities, communication and personal contacts. It has been
done a lot in the last decades; however, there are still restrictions and limitations in the crossborder
cooperation. In the future, the development and use of the great potential of
transboundary cooperation between the national parks should be continued.
100
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107
9 Anhang mit Erklärung
Anhang I: Interviewleitfaden - EUROPARC
Leitfaden für Interview bei EUROPARC in Regensburg
Petra Schultheiss: EUROPARC Federation, Waffnergasse 6, Tel: +49 (0)941 59935980,
Eigene kurze Vorstellung und der MSc.-arbeit.
Welche Motivation haben Sie? Und wie lange arbeiten Sie schon in grenzüberschreitender
Zusammenarbeit?
Definition
- Was verstehen Sie unter grenzüberschreitende Zusammenarbeit?
- Auf welche Themenbereiche legt EUROPARC besonders Wert gelegt in der
grenzüb. Zs.-arbeit?
Zielsetzung
- Welche Vision gibt es bei EUROPARC von grenzüb. Zs.-arbeit?
- Welche Ziele werden mit dem Programm Transboundary Park konkret verfolgt?
(Nutzen und Herausforderungen)
- Welche positiven Aspekte von grenzüb. Zs.-arbeit sehen Sie?
- Welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie für EUROPARC hinsichtlich
grenzüb. Zs.-arbeit?
Faktoren für funktionierende grenzüb. Zs.-arbeit
- Was ist Ihrer Meinung nach für funktionierende grenzüb. Zs.-arbeit entscheidend?
 Gemeinsames Management; Arbeitsgruppen, Mitarbeiter-, Daten-, und
wissenschaftlicher Austausch
 Gemeinsame Projekte und Veranstaltungen
 Gemeinsame Sprache, Kultur und Geschichte
 Ähnliche wirtschaftliche Situation
 Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung
 Ähnlicher rechtlicher Rahmen
 Enge Kommunikation; Persönliche Kontakte
 Ausreichende Finanzierung
 Aus- und Weiterbildungen
 Poltische Unterstützung
 Zeit für Entwicklung
 Gemeinsame naturräumliche Bedingungen
- Sehen Sie noch weitere, hier nicht aufgeführte Faktoren?
- Welche Instrumente haben Ihrer Ansicht nach den größten Einfluss auf die
grenzüb. Zs.-arbeit?
108
Konflikte/ -management und Kommunikation
- Welche Problemfelder in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sehen Sie,
bekommen Sie mit und welche Lösungswege kann EUROPARC bieten?
- Auf welchen Ebenen wird zwischen den NPs/ Schutzgebieten und EUROPARCFederation
kommuniziert, und auf welche Weise konkret?
- Wie beurteilen Sie die Bedeutung von persönlichen Beziehungen zw.
Nationalparkmitarbeitern (wichtiger als Ressourcen, Expertisen)?
Ressourcen und Expertise
- Welche Ressourcen, wie Finanzierung, und welche Expertise, wie Aus- und
Weiterbildung, werden von EUROPARC für die grenzüb. Zs.-arbeit bereitgestellt?
- In welchen Umfang wird Arbeitskraft, -zeit und Budget in die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit von EUROPARC gesteckt? Wie beurteilen Sie den Umfang, der von
Seiten der Nationalparkverwaltungen investiert wird?
Politischer Einfluss
- Wie beurteilen Sie den Einfluss der Ministerien, die hinter den NP-Verwaltungen
stehen? Inwiefern äußert sich dies?
- Wird Ihrer Meinung der Handlungsspielraum der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit maßgebender von den Ministerien bestimmt als von den
Nationalparkverwaltungen selbst?
Zukünftige grenzüb. Zs.-arbeit
- Was wurde Ihrer Meinung nach in der Vergangenheit von EUROPARC nicht
erfolgreich durchgeführt?
- Welche neuen Ansätze in der grenzüb. Zs.-arbeit werden von EUROPARC verfolgt?
(Best Practice Guidelines of Transboundary Cooperation: WCPA/ IUCN
Transboundary Conservation Specialist Group, Manual for Transboundary
Cooperation?)
 Vielen Dank, bei Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung -> Visitenkarte
 Zusendung der Masterarbeit nächstes Jahr im April
109
Anhang II: Interviewleitfaden - Nationalparke
Leitfaden für Interview:
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken
Eigene kurze Vorstellung und der MSc.-arbeit.
Welche Motivation haben Sie? Und wie lange arbeiten Sie schon in
grenzüberschreitender Zusammenarbeit?
Definition
- Was verstehen Sie unter grenzüberschreitende Zusammenarbeit?
- Auf welche Themenbereiche legt der Nationalpark ... in der grenzüb. Zs.-arbeit
besonders Wert?
Zielsetzung
- Welche Vision von grenzüb. Zs.-arbeit haben Sie?
- Welche konkreten Ziele streben Sie an mit der grenzüb. Zs-arbeit zu erreichen?
- Welche Unterschiede sehen Sie in den Zielsetzungen zwischen den Eigenen und denen
des benachbarten Nationalparks?
Faktoren für funktionierende grenzüb. Zs.-arbeit
- Was ist Ihrer Meinung nach für funktionierende grenzüb. Zs.-arbeit entscheidend?
 Gemeinsames Management; Arbeitsgruppen, Mitarbeiter-, Daten-, und
wissenschaftlicher Austausch
 Gemeinsame Projekte und Veranstaltungen
 Gemeinsame Sprache, Kultur und Geschichte
 Ähnliche wirtschaftliche Situation
 Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung
 Ähnlicher rechtlicher Rahmen
 Enge Kommunikation; Persönliche Kontakte
 Ausreichende Finanzierung
 Aus- und Weiterbildungen
 Poltische Unterstützung
 Zeit für Entwicklung
 Gemeinsame naturräumliche Bedingungen
- Sehen Sie noch weitere, bisher nicht aufgeführte Faktoren?
- Welche Instrumente haben Ihrer Ansicht nach den größten Einfluss auf die grenzüb.
Zs.-arbeit?
- Auf welchen Ebenen verläuft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen
NP... und dem benachbarten NP...?
110
Konfliktmanagement und Kommunikation
Einführen eines Konfliktpunktes in grenzüberschreitender Zusammenarbeit vor Ort
- Wie beurteilen Sie dieses Problem?
- Auf welcher Weise wird von Ihrer Seite versucht das Problem zu lösen? (Vermehrte
Kommunikation?)
- Sehen Sie weitere Problemfelder in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und
welche Lösungswege können begangen werden?
- Wie und auf welchen Ebenen wird zwischen den Nationalparken... kommuniziert?
- Wie beurteilen Sie die Bedeutung von persönlichen Beziehungen zw.
Nationalparkmitarbeitern (wichtiger als Ressourcen, Expertisen)?
Ressourcen und Expertise
- Welche Ressourcen, wie Finanzierung, und Expertise, wie Aus- und Weiterbildung,
werden von Ihnen für die grenzüb. Zs.-arbeit bereitgestellt?
- In welchen Umfang wird Arbeitskraft, -zeit und Budget in die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit von Ihrer Seite und vom benachbarten Nationalpark gesteckt?
Politischer Einfluss
- Wie beurteilen Sie den Einfluss des Umweltministeriums, das hinter der NPVerwaltung
steht? Inwiefern äußert sich dies?
- Wird (Ihrer Meinung) der Handlungsspielraum der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit maßgebender von den Ministerien bestimmt als von den
Nationalparkverwaltungen selbst?
Zukünftige grenzüb. Zs.-arbeit
- Was wurde Ihrer Meinung nach in der Vergangenheit bzgl. grenzüb. Zs.-arbeit nicht
erfolgreich durchgeführt?
- Welche neuen Ansätze werden vom Nationalpark ... verfolgt?
 Vielen Dank, noch Daten verfügbar? bei Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur
Verfügung -> Visitenkarte
 Zusendung der Masterarbeit nächstes Jahr im April
111
Anhang III: Fragebogen - deutsch
Fragebogen zur Masterarbeit
„Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nationalparken"
Bitte bewerten Sie, ihrer Meinung entsprechend, die Bedeutung der nachstehenden Faktoren
für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit! Diese Faktoren wurden aus den
vorrausgegangenen Experteninterviews in den Nationalparken gezogen.
Die Bewertungsskala reicht von „sehr wichtig" (Wert 5) bis zu unwichtig (Wert 0). Für die
Bewertung klicken Sie pro Faktor auf eine Zahl, die nach Ihrer Wahl die Farbe ändert. Ich
bitte um eine differenzierte Bewertung der Faktoren, um die Daten geeignet auswerten zu
können.
Faktoren sehr wichtig unwichtig
Politische Rahmenbedigungen:
Politische Unterstützung für die Nationalparkverwaltung      
Politische Stabilität auf ministerieller Ebene      
Politische Memoranden, Verträge, Vision      
Ähnlicher rechtlicher Rahmen      
Gemeinsame Verwaltungsstruktur      
Finanzielle Rahmenbedingungen:
Finanzierung aus dem Staatshaushalt      
Finanzierung über EU- Projekte      
Ökonomische Unterschiede zwischen den Regionen      
Einfluss von wirtschaftlichen Akteuren      
Ideelle, immaterielle Rahmenbedingungen:
Gemeinsame Zielsetzungen und Nationalparkphilosophie      
Kooperation der Nationalparkverwaltungen mit
Gemeinden und mit oder NGO's
     
Unterstützung und Akzeptanz durch lokale Bevölkerung      
Zeit für Entstehung & Entwicklung von grenzüb.
Zusammenarbeit
     
Gemeinsame Aktivitäten:
Vereinbarungen und Vision zwischen den Verwaltungen      
Abgestimmte Managementpläne & deren Umsetzung      
Projekte, Veranstaltungen, Exkursionen      
Publikationen, Informations- und Datenaustausch      
Öffentlicher Auftritt, Corporate Design, gemeinsame
Homepage
     
Personeller Austausch zwischen den Verwaltungen      
112
Kommunikationsebene:
Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und
Arbeitsgruppen
     
Treffen der Nationalpark-Direktoren      
Treffen auf ministerieller Ebene      
Regelmäßigkeit der Treffen      
Spontanität für Treffen      
Ausbildung, Expertise, Interkulturelle Kompetenz der
Mitarbeiter
     
Sprachkenntnisse in Englisch oder Tschechisch      
Informelle, persönlichen Ebene :
Persönliche Kontakte zwischen den Mitarbeitern      
Ausflüge, Feiern      
Offenheit, Wille, Bereitschaft bei den Mitarbeitern      
Bewusstsein für einheitlichen Naturraum, Blick für das
große Ganze
     
Vertrauen & Transparenz zwischen den
Nationalparkverwaltungen
     
Toleranz & Akzeptanz für die Situation auf der anderen
Seite
     
Bitte bewerten Sie folgende Faktorengruppen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit in gleicher Weise wie die obigen einzelnen Faktoren.
Faktorengruppen sehr wichtig unwichtig
Politische Rahmenbedigungen      
Finanzielle Rahmenbedingungen      
Ideelle, immaterielle
Rahmenbedingungen
     
Gemeinsame Aktivitäten      
Kommunikationsebene      
Informelle, persönlichen Ebene      
Sehen Sie noch weitere, bisher nicht aufgeführte Faktoren der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit? Hier können Sie auch Faktoren eingehender ausführen, die Sie für
besonders wichtig erachten oder Anmerkungen anbringen.
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Bitte den Fragebogen zeitnah zurück senden an: johannes.matt@posteo.de
Vielen Dank für Ihre Zeit und Unterstützung!
113
Anhang IV: Fragebogen - tschechisch
Dotazník k magisterské práci
"Přeshraniční spolupráce mezi národními parky"
Ohodnoťte, prosím, podle svého názoru, význam níže uvedených faktorů pro přeshraniční
spolupráci. Tyto faktory byly vybrané na základě předchozího odborného interview.
Stupnice hodnocení je uvažována od nejdůležitějšího (hodnota 5) po nevýznamné (hodnota
0). Pro hodnocení klikněte na vybrané číslo, které po Vašem výběru změní barvu. Prosím o
pečlivé diferencované posouzení faktorů, aby mohla být data správně zpracována.
Faktory velmi důležité nedůležité
Politické prostředí:
Politická podpora pro správu národního parku      
Politická stabilita na ministerské úrovni      
Podobný právní rámec      
Politická memoranda, smlouvy, vize      
Společná správa parku      
Rámcové podminky financování:
Financování ze státního rozpočtu      
Financování projektů z EU      
Ekonomické rozdíly regionu      
Vliv hospodářských subjektů      
Nemateriální podminky:
Společné cíle a filozofie národních parků      
Kooperace správy národního parku s obcemi a
nevládními organizacemi
     
Podpora a přijetí ze strany místních lidí      
Časový prostor pro vznik a rozvoj
přeshraniční spolupráce
     
Společné aktivity:
Dohody a vize mezi správami      
Koordinace tvorby a realizace plánů péče      
Projekty, akce, exkurze      
Publikace, výměna informací a dat      
Veřejný vzhled, corporate design, společná
internetová stránka
     
Personální výměna mezi správami
národních parků
     
114
Úroveň komunikace:
Komunikace mezi zaměstnanci a pracovními
skupinami
     
Setkání ředitelů národních parků      
Setkání na ministerské úrovni      
Pravidelnost setkání      
Spontánnost pro setkání      
Vzdělání, odborné znalosti, mezikulturních
kompetence zaměstnanců
     
Jazykových znalostí v angličtině nebo v němčině      
Neformální, osobní úroveň:
Osobní kontakty mezi zaměstnanci      
Výlety, oslavy      
Otevřenost, vůle, ochota u zaměstnanců      
Povědomí o stejných přírodních podmínkách na
mezinárodní úrovni
     
Důvěra a transparence mezi správami
národních parků
     
Tolerance a uznání situace na druhé straně      
Níže uvedené skupiny faktorů ohodnoťte, prosím, stejným způsobem jako jednotlivé faktory
výše vzhledem k vyznámu přeshraniční spolupráce.
Skupiny faktorů velmi důležité nedůležité
Politické prostředí      
Rámcové podminky financování      
Nemateriální podminky      
Společné aktivity      
Úroveň komunikace      
Neformální, osobní úroveň      
Znáte další výše neuvedené faktory přeshraniční spolupráce nebo se chcete vyjádřit k
některým uvedeným více detailně? Zde máte prostor pro připomínky.
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Prosím, dotazník pošlete neprodleně zpět na adresu: johannes.matt@posteo.de
Děkuji Vám za Váš čas a podporu!
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Anhang V: Erklärung
Hiermit erkläre ich, die vorliegende Masterarbeit ohne fremde Hilfe selbstständig
angefertigt, nicht anderweitig als Prüfungsleistung oder als Masterarbeit eingereicht, und nur
die im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen und Hilfsmittel benützt zu haben. Die
elektronische Version der eingereichten Masterarbeit stimmt in Inhalt und Formatierung mit
den ausgedruckten Exemplaren gänzlich überein.
Ort, Datum Johannes Clemens Matt
Abb. 18: Noch gibt es Grenzen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Nationalparken -
Zeit dies zu verändern! (Matt 2010-10-08)
impressum
Pro Nationalpark Freyung-Grafenau . Info-Hotline und Führungsservice . Nationalpark Bayerischer Wald . 0800-0776650
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