Die Geschichte der Wolfsteiner und Ilzer Trift
von Wolfgang Bäuml

Trift ist Holztransport im Wasser. Dabei wird Holz in Form von Prügeln, Scheitholz, Blochholz (das sind Abschnitte von Baumstämmen) oder Stammholz in loser Form im Wasser transportiert. Die andere Form des Holztransportes im Wasser ist die Flösserei, wobei ganze Baumstämme miteinander zu Floßtafeln verbunden werden.

Die Trift wurde im Bayerischen Wald nicht erfunden. Seit der Mensch erkannt hat, dass Holz im Wasser schwimmt, nutzt er Wasser für den Holztransport. So haben z. B. die alten Juden die Zedern aus dem Libanon entlang der Mittelmeerküste zum Tempelbau nach Jerusalem transportiert; Plinius berichtet darüber, dass die alten Römer ihr Brenn- und Bauholz auf dem Tiber den Apennin herunter nach Rom transportiert haben und wir dürfen vermuten, dass auch die Römer bei uns auf der unteren Ilz ihr Brenn- und Bauholz nach Passau, dem damaligen Castra Batavia getriftet haben.
Trift hat es in Mitteleuropa längst gegeben bevor sie auch im Bayerischen Wald angewendet wird. Der Grund für die Verzögerung liegt in der späten Besiedelung und in der spät einsetzenden Entwicklung unseres Gebietes.
Trotzdem gebührt der Trift Beachtung; sie ist bei uns wohl der entscheidende Faktor für die sozio-ökonomische Entwicklung unseres Gebietes und war noch dazu technisch perfekt ausgebaut und optimal organisiert - Grund genug sich mit ihr näher auseinanderzusetzen.

 

Die Voraussetzungen für die Trift sind im Bayerischen Wald während des ganzen Jahres nicht optimal, nur zur Schneeschmelze führen die Bäche und Flüsse ausreichend Wasser. Dazu kommt, dass nahezu alle Bäche beim Überqueren des Pfahls steil abstürzende, tief eingeschnittene Klammen oder Leiten bilden (Spiegelauer Klamm, Elsenthaler Leite, Buchberger Leite, etc.) - Hindernisse, die vor der Trift erst aus dem Weg geräumt werden mussten.
Die Trift im Frühjahr hatte also den Vorteil genügend Wasser zur Verfügung zu haben und den Vorteil, dass im kalten Wasser Holz wegen der höheren Dichte des Wassers besser schwimmt; allerdings war es nicht angenehm für die Arbeiter, die die meiste Zeit im kalten Schneeschmelzwasser arbeiten mussten.

 

Die Nachfrage nach Holz aus weiter entfernt liegenden Gebieten setzt bei uns erst etwa Anfang/Mitte des 18. Jahrhunderts ein, eine Nachfrage die Zug um Zug zum Ausbau der Trift führt.

Zuerst gilt es die Frage zu klären, wer im Bayerischen Wald zum ersten Mal getriftet hat. Dann soll die Entwicklung der älteren Passauer oder Wolfsteiner Trift geschildert werden. Nach einem kurzen Ausflug über die Grenze ins Böhmische, richten wir unsere Blicke dann auf den Ausbau des Ilzer Triftgebietes und die Organisation der Trift insgesamt während der Bayerischen Zeit.

Erste schriftliche Nachweise über die Trift haben wir aus Grafenau. Die Grafenauer Bürger benötigten jährlich 900 Ster Brennholz, der Grafenauer Schmied 600 Ster. Dieser Brennholzbedarf konnte aus den umliegenden Grafenauer Wäldern nicht gedeckt werden. Deshalb kauften sie ihr Brennholz jährlich in den Kurfürstlichen Waldungen im heutigen Nationalparkbereich entlang der Kleinen Ohe, etwa zwischen Graupsäge und der Fredenbrücke. Von dort aus trifteten sie ihr Holz auf der Kleinen Ohe ohne größere Hindernisse nach Grafenau, wo 2 Rechen vorhanden waren, die das Holz aufhielten und von wo aus die Grafenauer das Holz aushoben. Die Kleine Ohe war im Bereich Graupsäge/Fredenbrücke gleichzeitig auch die östliche Grenze des St. Oswaldler Klosterbesitzes. Es kam zu Streitereien wegen der Benutzung der Kleinen Ohe als Triftgewässer. Diese Streitereien mussten geschlichtet werden und im Zuge der Auseinandersetzungen wurde die Trift der Grafenauer schriftlich 1570 geregelt. Wenn wir so wollen, die erste schriftlich niedergelegte Triftordnung im Bayerischen Wald.

Die Passauer Trift (später Wolfsteiner Trift) beginnt vor etwa 250 Jahren. Erste schriftliche Nachweise aus der Zeit um die Mitte des 17. Jahrhunderts (1668) haben wir, als ein gewisser Rott-Müller aus Waldkirchen wegen unerlaubter Trift, wahrscheinlich auf dem Osterbach, bestraft wurde. Die Passauer Fürstbischöfe hatten zu der damaligen Zeit wenig Interesse daran, dass ihre Untertanen ihre Fließgewässer zur Trift benutzten: Im Gegenteil, sie fürchteten um den Bestand ihrer Fische und ihrer Perlmuscheln. Trift war aus diesem Grunde verboten. Anfang des 18. Jahrhunderts erfahren wir von der Genehmigung einiger kleinerer Schwemmungen von Bauern auf der unteren Ilz an die Hofstatt in Passau.

Jetzt beginnt sich Passau langsam zu einem größeren Gemeinwesen zu entwickeln, naturgemäß steigt der Holzbedarf im unmittelbaren Einzugsbereich der Stadt Passau; Holzknappheit tritt ein.
Dann erfahren wir, dass in den 20iger Jahren des 18. Jahrhunderts ein gewisser Schiffermeister namens Lukas Kern aus dem Wolfsteiner Gebiet Brennholz nach Passau triftet.
1721 unternimmt auch der Bayerische Kurfürst aus dem Kurfürstlichen Wald "Oed" (Bereich Saldenburg) eine Brennholztrift nach Passau und von dort per Schifftransport nach Wien.
Die Grenze zwischen dem Fürstbistum Passau und dem Kurfüstentum Bayern verlief damals entlang der Ilz. Der größte Teil der Strecke des Flusses gehörte zum Fürstbistum Passau; aber an zwei Stellen berührte die Ilz bayerisches Gebiet: bei Kalteneck und Hals.
Deswegen mussten sich beide gegenseitig verständigen, wenn einer die Ilz als Triftgewässer benutzen wollte. Dieses nachbarschaftliche Verhältnis führte in der Folgezeit immer wieder zu Reibereien zwischen Bayern und Passau, die letztlich immer wieder dem Wald zugute kamen, weil sie die Ausbeutung der Waldungen der Passauer Fürstbischöfe verzögerten.

 

Ab 1729 beginnen die Passauer Fürstbischöfe an der oberen Ilz die Wolfsteiner Gewässer triftmäßig auszubauen und 1730 startet die erste Probetrift aus dem Hüttenwald bei Freyung in Richtung Passau.
Das Ergebnis dieser Trift war nicht gerade ermutigend; trotzdem schließen die Gebrüder Kainz aus Passau mit dem Hochstift 1731 einen Liefervertrag über 1000 bis 2000 Wiener Klafter (2,84 Ster), um sie nach Passau zu liefern.
In diesem Jahr wurde auch der erste Rechen in Fürsteneck gebaut.

 

Weil auf den Bayerischen Abschnitten der Ilz mit der Passauer Trift auch Bayerische Fischerei- und Perlmuschelfischereirechte berührt wurden, kam es zu Differenzen mit Bayern. In einem Vertrag vom 13.07.1737 einigen sich Bayern und Passau darauf, dass Passau maximal 7000 bis 8000 Wiener Klafter ausschließlich an die Hofstatt und für die Passauer Bürger triften darf. Holzhandel wurde untersagt und gleichzeitig bestimmt, dass der Passauer Bischof jährlich 1600 Klafter Brennholz an das Kurfürstliche Brauhaus in Hals zu einem festgesetzten Preis zu liefern habe.

Dazwischen wurde der Ausbau der Trift der Wolfsteiner Gewässer fortgesetzt; um 1750 sind alle Bäche erschlossen und als erstes wurden die direkt zu den Bächen einhängenden Wälder - damals ausschließlich noch Urwälder - in Form der Kulissenhiebe genutzt.

Bei der Trift dürften damals kaum oder keine Klausen verwendet worden sein. In Passau (Ilzstadt) war nur ein schwimmender Rechen vorhanden. Die Trift funktionierte am besten, wenn der Inn Hochwasser führte, die Donau zurück staute, diese die Ilz zurück staute und damit für einen beruhigten Wasserbereich an der Mündung zur Ilz sorgte. Das Triftholz wurde mit dem Fürstenecker Rechen aufgehalten und in kleinen Portionen nach Passau weiter geschickt und dort ausgehoben. 1738 gibt es bereits einen eigenen Triftbeamten in Passau. Während der Trift arbeiteten in Passau damals etwa 500 Arbeiter, die das Holz aus dem Wasser zogen, auf Schiffe mit einem Fassungsvermögen von etwa 80 bzw. 130 Klafter (sog. Kehlheimer) verluden und donauauf- und donauabwärts zu den Holzhöfen brachten, dort ausluden und zum Trocknen aufstellten.

Langsam entwickelten sich - entgegen dem Vertrag mit Bayern - rege Holzhandelsbeziehungen mit Österreich, und in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts triftete der Bischof bereits 15 bis 20.000 Klafter, teils für sich und die Stadt Passau und vertragswidrig auch zum Verkauf nach Wien. Das passte dem Bayerischen Kurfürsten natürlich nicht und sein Pfleger in Hals beobachtete neidisch alle Jahre, welche Unmengen an Holz vor seiner Nase in Hals auf der Ilz nach Passau schwammen und dort weiter versilbert wurden. Die Halser führten Klage wegen der Beschädigung der Fischgewässer und als der Passauer Bischof auch noch wegen einer Erhöhung des Preises für das Brennholz, das er jährlich an das Kurfürstliche Brauhaus zu liefern hatte, bei den Bayern vorstellig wurde, da kam es zum offenen Streit.
Bayern warf dem Bischof Vertragsbruch vor; man befürchtete, dass der Passauer Bischof sehr viel mehr Holz nutzt, als sein Wald langfristig hergibt, und sah dadurch die Versorgung des Brauhauses in Hals gefährdet. 1781 wurde eine Kommission eingesetzt, die die fürstbischöflichen Waldungen besichtigte. Der Bericht dieser Kommission ist im Forstwissenschaftlichen Zentralblatt von 1906 (Forstrat Leythäuser) nachzulesen.

 

Man kam erst 1802 zu einer Entscheidung und es wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag kam allerdings nicht mehr zur Wirkung, denn 1803 wurde das Hochstift Passau im Zuge der Säkularisation enteignet. Allerdings organisierten die Passauer die Trift intern und 1788 wurde eine schriftliche Triftordnung mit 60 Paragraphen erlassen.

Um die Einstellung zur Waldbewirtschaftung der damaligen Zeit insbesondere der Passauer Fürstbischöfe zu verdeutlichen:
1765 kauft das Hochstift Passau die Herrschaft Rannariedel, einschl. der Triftrechte auf der Großen Mühl mit Holzrechen und Holzhof in Neuhaus an der Donau. Dafür mussten sie kostenlos 1600 Klafter Brennholz an das Kloster Schlägl jährlich liefern.
Die Große Mühl entspringt im Bereich der Süd/Südwestabhänge des Dreisessels auf Bayerischer Seite. 1790 war der Passauer Teil des Dreisessels, der zur Großen Mühl einhängt, vollständig abgeholzt.

 

Um die Wende l8./19. Jahrhundert kam wegen der Kriegswirren die Trift fast ganz zum erliegen; l803 wurde Passau enteignet und dem Großherzogtum Salzburg-Toscana zugeschlagen.
Der Großherzog führte sofort Verhandlungen wegen der Trift mit Bayern; man kam zu keinem Ergebnis.
Da erbot sich Freiherr von Wimmer aus Groß-Dzdikau, und schloss mit Salzburg-Toscana einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete einen Kanal zu bauen, mit dem er alle zur Ilz fließenden Bäche auf Passauer Gebiet abfangen und in die Erlau einleiten wollte. Damit wären für alle Zeiten die Auseinandersetzungen mit Bayern an der gemeinsamen Grenze hinfällig geworden.
Als Gegenleistung hätte Wimmer das gesamte im Einzugsgebiet dieses Kanals anfallende Holz zu einem festen Preis von Salzburg-Toscana erhalten und frei darüber verfügen können.
Wimmer begann 1804 mit 1000 Arbeitern (Österreichisches Militär) mit den Bauarbeiten.
1805, mit dem Frieden zu Preßburg, kam das ehemalige Hochstift Passau zum damaligen Kurfürstentum (dem späteren Königreich Bayern); Freiherr von Wimmer geht im gleichen Jahr in Konkurs; sein Schwiegersohn Freiherr von Hruschowsky steigt in den Vertrag ein. Der sieht sich allerdings nicht in der Lage wegen technischen Schwierigkeiten den Kanal fertig zu bauen.
Nach Besichtigung durch eine Bayrische Kommission wird ihm bestätigt, dass der Kanal nur durch unverhältnismäßig große Aufwendungen gebaut werden könnte, und Freiherr von Hruschowsky erhält von den Bayern einen neuen Vertrag:
- er sollte eine Kaution stellen,
- er sollte alle vom Wimmer-Kanalbau bisher in Mitleidenschaft gezogenen Grundstückseigentümer entschädigen,
- er sollte alles Holz aus den Wolfsteiner Waldungen zu einem bestimmten Preis übernehmen,
- er sollte auch ca. 10 bis 15.000 Klafter aus dem bisher unbringbaren Bereich der Dreisessel-Nordhänge übernehmen,
- er sollte 5 neue Klausen und einen Holzrechen bei Hals bauen,
- er sollte Verhandlungen mit Fürst Schwarzenberg aufnehmen, um aus dem Haidmühler Bereich ins Böhmische und von dort nach Österreich triften zu dürfen oder eine Glashütte oder eine Porzellanmanufaktur aufzubauen, um das dort anfallende Holz wirtschaftlich verwerten zu können. (Die Glashütte wurde später 1818 in Schwarzental gebaut und war bis 1857 in Betrieb)
Von Hruschowsky scheiterte; 1811 übernahm die Königlich-Bayrische Forstverwaltung die Trift in Eigenregie.

 

Jetzt ist es Zeit einen Blick über die Grenze zu werfen und vom wohl technisch aufwendigsten, aber genauso perfekten Schwarzenberger Triftkanal zu berichten. Dieser Schwarzenberger Triftkanal wurde vom Schwarzenberger Forstingenieur Josef Rosenauer geplant und projektiert.
Man hätte die zur Moldau einhängenden Urwälder zu der damaligen Zeit triftmäßig in Richtung Moldau erschließen und das anfallende Holz Richtung Norden (Prag, Berlin, Hamburg) verkaufen können. Der Holzhandel mit Österreich versprach aber sehr viel mehr Gewinn. Deshalb sollte versucht werden die Wasserscheide zur Donau zu überwinden.
1789 wurde der Kanalbau mit 800 Arbeitern begonnen und im gleichen Jahr erfolgt eine Probetrift auf einer ersten Kanalstrecke.
1790 erwirbt Fürst Schwarzenberg das Triftrecht auf der Großen Mühl von Österreich.
1791 war der Kanal bereits bis zum Plöckensteiner Seebach fertig; eine Glashütte wurde in Josefsthal errichtet, um auch das nichtabsetzbare Abfallholz einer Verwertung zuzuführen.
1820/22 wurde der Tunnel bei Hirschbergen (419 m lang) gegraben.
1822 war die insgesamt 90 km lange Triftstrecke fertiggestellt.

 

Beim Betrieb des Schwarzenberger Schwemmkanals waren etwa 260 Wächter und Treiber; 650 Holzeinwerfer und ca. 320 Vorarbeiter, Ausheber, Leger und Trifter beschäftigt.
In der Zeit von 1790-1849 wurden auf dem Schwarzenberger Schwemmkanal insgesamt 11 Mio. Ster Langholz nach Wien versilbert.
Ab 1867 wurde eine Verbindung zur Moldau hergestellt und zunehmend Langholz in Richtung Moldau nach Salnau, dem großen Schwarzenberger Holzhof getriftet. 1891 wurde die Scheiterschwemme nach Österreich eingestellt. Der Kanal nach Salnau blieb bis zum 2. Weltkrieg in Betrieb.

 

Nach diesem Exkurs ins Böhmische wieder zurück nach Bayern, zum letzten Kapitel der Triftgeschichte, der Bayerischen Trift.

1811 hatte die Bayerische Forstverwaltung das Triftgeschäft in eigener Regie übernommen.
Das Rentamt in Passau hatte die Oberleitung; eine eigene Triftinspektion war für die Strecke Fürsteneck bis Passau zuständig.
Oberhalb Fürsteneck die 3 Forstämter Wolfstein und Schönberg a. O. für ihren Bereich; seit 1885 sind die jeweiligen neu gegründeten Forstämter für ihre Bereiche zuständig.
1824 wurde das Glashüttengut Schönau, 1833 Riedlhütte und 1834 das Glashüttengut Klingenbrunn vom Staat gekauft und damit das Gebiet der Ilzer Trift erschlossen.
Von l823-1848 wurden die Trifteinrichtungen im Bereich des neu erworbenen Ilzertriftgebietes gebaut, die bestehenden Einrichtungen im Bereich der Wolfsteinertrift erneuert, komplettiert und vor allem mit Klausen versehen. Im Zielgebiet der Trift, in Passau, wurde ein neuer, größerer Holzhof gebaut und die Triftstrecke mit dem Bau des Tunnels unter dem Reschenstein (115 m lang) 1827/28 abgekürzt. Oberhalb des Tunnels wurde die Halser Sperre errichtet, um das Holz in entsprechenden Portionen durch den Tunnel Richtung Passau abzulassen.
1864 versuchte man die Schönberger Ohe von der Schrottenbaummühle aufwärts floßfähig auszubauen, um den aufwendigen Warentransport auf der Landstraße nach Hengersberg auf die Ilz zu verlagern, zu verkürzen und zu vereinfachen. Diese Unternehmung scheiterte jedoch, da die Schönberger Ilz zuwenig Wasser führte.
1866 wurde der Osterbach für die Trift ausgebaut; 1870 die Fürstenecker Sperre an der Schönberger Ohe.
1861 hatte man begonnen die Kanäle in Duschlberq und Bischofsreut zu bauen, um den Kreuzbach und die kalte Moldau nach Bayern umzuleiten. In diese Zeit fällt auch der Bau der Kreuzbach- u. Weberauklausen.

 

Damit war der max. Ausbau der Trifteinrichtungen erreicht. Alle weiteren Baumaßnahmen waren Verbesserungen der Uferbefestigungen, der Klausen, oder Beseitigung von Schäden, etc..

Anfänglich nutzte der Staat seine Trifteinrichtungen ausschließlich selbst. Privatwaldbesitzer konnten ihr Holz bis zum Triftbach vorliefern und dann an den Staat verkaufen.
Ab 1832 konnten Privateigentümer gegen Gebühren auf den staatlichen Triftbächen triften.

 

Bis 1870 wurde fast ausschließlich Brennholz getriftet. Blochholz war bis dahin die Ausnahme.
Mit dem Windwurf von 1868/70 - im Einzugsgebiet der Triftbäche lagen über eine Mio. Festmeter Holz auf dem Boden - wurde vermehrt Blochholz ausgehalten (3 m lang). Im Bereich Passau und langsam die Ilz entlang in den Wald hinein wandernd, siedelt sich Sägeindustrie an. Das verbreitetste Sägesortiment damals waren die sogenannten Kanalbretter: 3 m lang, 3 cm stark und 20 bis 30 cm breit wurden sie auf Kähnen die Donau aufwärts, dann durch den Ludwig-Donau-Main-Kanal in die Main-Rhein-Gegend transportiert und verkauft.

 

1877 wird die Brennholztrift nach Wien eingestellt.
1890 werden die Eisenbahnen Passau-Fürsteneck-Waldkirchen-Freyung und Deggendorf-Regen-Zwiesel-Grafenau gebaut.
1902 wird der Holzhof in Fürsteneck in Betrieb genommen und damit die Passauer Trift um etwa 14 Tage abgekürzt.
Immer mehr gehen die Triftmengen zurück; gleichzeitig werden die Triftstrecken durch die verkehrsmäßige Erschließung unseres Gebietes abgekürzt.
1909 entfällt die Trift auf der Hälfte der Staatswaldfläche im Einzugsgebiet der Ilz durch den Bau der Spiegelauer Waldbahn nach Finsterau. In diesem Gebiet werden nur noch an örtliche Abnehmer nennenswerte Mengen Holz getriftet, so z. B. an die Glasfabrik in Riedlhütte oder an die Papierfabrik in Elsenthal.

 

Während des 2. Weltkrieges lebt die Trift wieder etwas auf; es wird vor allem Brennholz und Schleifholz zu Papierfabriken getriftet. Mit Ende das 2. Weltkrieges erlischt auch hier die Trift endgültig.

Während der ca. 200 Jahre organisierter Trift im Wolfsteiner Gebiet und der Zeit der Ilzer Trift sind die Urwaldbestockungen der damaligen Zeit fast ausschließlich in Form von Scheitholz aufgearbeitet und sozusagen den Bach hinunter gegangen. Ein großer Teil davon als Energielieferant ins benachbarte Österreich; vor allem nach Wien.
Erst als die Kohle aus dem Budweiser Becken um 1870 für die Stadt Wien mit dem Eisenbahnbau erschlossen wird, kann Holz als einzige Energiequelle durch Kohle ersetzt werden. Rückblickend kann man heute - aus heutiger Sicht - durchaus unterschiedlicher Meinung sein, was die Trift anbelangt. Aus der damaligen Sicht war sie für unser Gebiet sicher eine unverzichtbare Einrichtung, wenn man über die Leythäuser urteilt: "Man mag urteilen über die Trift, wie man will, unzweifelhaft hat sie großartiges geleistet zu einer Zeit, wo es an besseren Transportanstalten mangelte und wenn gleich sie jetzt den modernen Verkehrsmitteln weichen muss, so teilt sie eben das Schicksal aller Irdischen, das steten Wandel und fortwährender Entwicklung nach Besserem unterworfen ist."

 

Wenn wir heute mit offenen Augen, vor allem durch die großen Staatswaldungen entlang der Landesgrenze im Einzugsgebiet der Ilz wandern, so stoßen wir entlang der Bäche auf Schritt und Tritt auf Spuren des ehemaligen Triftausbaues. Nur langsam verfallen die Uferbefestigungen und neue Strukturen in den Bächen entstehen wieder.
Ohne Zweifel war der technische Triftausbau ein schwerwiegender Eingriff in die damaligen Bach-Ökosysteme: Grundwasserabsenkung, Verlust von Strukturen und damit Verlust von Lebensräumen einiger Fisch- und anderer Tierarten. Langsam gewinnen unsere Waldbäche und Flüsse wieder an Struktur und ich glaube, dass wir vor allem in den staatlichen Waldungen es uns leisten sollten, hier nicht überaktiv zu reagieren, sondern uns es leisten müssen, einfach entlang und in den Bächen die Dinge sich selbst zu überlassen und der Natur eine Chance zu geben, sich ein klein wenig von dem wieder zurückzuerobern, was wir ihr in früherer Zeit genommen haben.

 


Wolfgang Bäuml

 

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