Pro Nationalpark feierte Zehnjähriges


Gründungsmitglieder geehrt - Provokante Gedankenspiele von Herbert Pöhnl

Von Norbert Peter
Finsterau. Damals, vor gut zehn Jahren, stand der Nationalpark Bayerischer Wald heftig in der Kritik. Flagge zeigen hieß es für Dr. Max Köck und Siegfried Grünzinger, beide waren zu jener Zeit Gemeinderäte in Mauth-Finsterau. Sie wollten den Nationalpark nicht allein auf weiter Flur stehen lassen. „Wir gründen einen Verein“, so der Entschluss der beiden, und sie fanden auch gleich Mitstreiter.
Der „Verein Pro Nationalpark“ wurde am 6. März 2008 durch 26 Mitglieder gegründet - derzeit sind es bereits 278. Bei der zehnjährigen Jubiläumsfeier in der Tafernwirtschaft „Ehrn“ im Freilichtmuseum Finsterau wurden die Gründungsmitglieder geehrt.
„Pro Nationalpark“-Vorsitzender Franz Dellawalle zeichnete mit dem Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann, dem Präsidenten der von Pro-Nationalpark initiierten Juniorranger, die acht Gründungsmitglieder mit einer Glastafel mit Widmung aus. Dies waren Dr. Max Köck, Siegfried Grünzinger, Max und Ursula Greiner, Helmut Haselberger, Theo und Elfriede Kilger und Forstdirektor Michael Held, damals in Diensten des Nationalparks. Gewürdigt wurde das große Engagement unter dem Motto „Die Natur Natur sein lassen“, die Zielsetzungen an die Menschen heranzutragen und zu verankern. „Die Wegemarkierung war eingeschlagen und der Weg auch richtig“, betonte Dellawalle.
Von einem „Streit der Könige“ erzählten dann Heinrich Vierlinger, Moderator des Tages, und Martin Stadler.Auch Herbert Pöhnl, ein Kenner und Verfechter des Nationalparks, blickte in einer etwas gewollt provozierenden Form auf die Zeit seit der Erweiterung und Gründung der Pro-Bewegungen zurück. Er setzte 1997 an. „Eine neue Verordnung tritt in Kraft, die Erweiterung wird heftig diskutiert und beschlossen, die Gegner reden von Waldzerstörung und Heimatverlust, ihre Klage wird vom Bayerischen Verwaltungsgericht abgewiesen“. Er erinnerte an den Besuch vom damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber im Oktober in St. Oswald, als Max Köck sein Statement pro Nationalpark abgeben konnte. Der Konflikt sei seit 1997 mehrdimensional: Zu Regierung, Kommunaler Politik, Gegnern, Naturschutzverbänden, Touristikern kämen nun die Park-Befürworter. Die Pro-Gruppen stellten seit 1997/98 zunehmend eine neue Qualität dar, so Pöhnl. Bürger stehen organisiert dem Park bei, gewähren ihm Zukunft, sind Diskussionsgegengewichte und überrascht vom Zuspruch aus der so genannten schweigenden Mehrheit.
Aber einige Meinungen verjüngen sich laut Pöhnl sehr langsam. „Nach über 40 Jahren wird der Park noch zu häufig in Frage gestellt, zuletzt von einer staatstragenden Partei, die eine Fläche ohne Leben, groß wie der Starnberger See, und ein totales Betretungsverbot erkennt und das leserbrieflich und medienwirksam schwärmen lässt.“ Wieder lasse die Politik die langfristige Planbarkeit vermissen. Selbst wenn die zuständigen Gremien beschlossen hätten, das Verwaltungsgericht entschieden und das Ministerium angehört und festgelegt hätte, bleibe das wirkungslos bei vielen Basiswaldlern und einzelnen Mandatsträgern. „Das ist der Appell am zehnten Geburtstag, verpackt als Gratulation, eine auch weiterhin so gute und große Unterstützung zu praktizieren. Wildnis und Heimat sind zu widersprüchlich und ein Nationalpark ist deshalb nie gesichert, ist immer von Mehrheiten abhängig, obwohl oder weil es um die Lebensgrundlagen geht. Und es geht auch um eine selbstbewusste Regionalkultur“, meinte Herbert Pöhnl. „Die wichtigste Aufgabe scheint mir aktuell in der Entspannung zu liegen, im Brücken bauen. Da kann der vermeintliche Gesichtsverlust Einzelner auch als Erkenntnisgewinn, als die Anerkennung von demokratisch getroffenen Entscheidungen kommentiert werden. Vielleicht ist der 40. Geburtstag des Parks im kommenden Jahr der Anlass zum Handschlag. Denn ein richtiger Nationalpark braucht Ruhe, er braucht Größe und vor allem braucht er Freunde“, schloss Herbert Pöhnl applausbegleitet seine tiefgründigen Gedanken.
Zu den Gratulanten gehörten auch Ministerialdirigent Franz Bichlmeier von der Regierung, die Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann und Eike Hallitzky, der von einer guten Ausstrahlung sprach, Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier, der für die erreichten Erfolge von Pro Nationalpark dankte, Mauths Bürgermeister Max Gibis, der den Dialog zwischen Nationalpark, Kommunen und Bevölkerung als sehr gut einstufte und Landrat Ludwig Lankl, der für die große wirtschaftliche Bedeutung des Nationalparks mit über 1000 Mitarbeitern dankte. Für den erkrankten Nationalpark-Chef Karl-Friedrich Sinner überbrachte Josef Wanninger die Glückwünsche.
Als überaus erfreulich wurde eine aktuelle Umfrage bewertet, nach der 21 Prozent von befragten Deutschen den Nationalpark Bayerischer Wald im Bekanntheitsgrad der deutschen Nationalparke auf Platz Eins setzten. Heinrich Vierlinger berichtete, dass unter den Mitgliedern 55 aus allen Teilen Deutschlands stammen. Allein von 24. bis 31. Dezember des Vorjahres wurden durch den Verein 42 Führungen mit 890 Gästen veranstaltet. Über die Juniorranger wurden in zehn Jahren 1400 Mädchen und Buben ausgebildet. Über die bisher durchgeführten Maßnahmen bei der Renaturierung von Teilen des Reschbaches berichtete Hartmut Strunz. Nach einer Führung durch das Freilichtmuseum spielte die „Schwirza Musi“ auf.


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