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Führungen und Pfadaufsicht auf dem neuen Baumwipfelpfad im Nationalpark Bayerischer Wald (BWP) geben uns noch mehr als bisher die Gelegenheit bei Fragen zum Wald und seiner natürlichen Verjüngung auf die Rolle der Borkenkäfer einzugehen.

Wir haben ein Info-Blatt zu diesem Thema erstellt. Dieses ist als ein kurz zusammengefaßtes Angebot seitens des Vereins Pro-NP an unsere Leser gedacht. Es stellt die natürlichen Gegenspieler der Borkenkäfer ,die Bedeutung des Altholzes sowie die entscheidende Rolle des Einflusses der klimatischen Bedingungen in diesem Zusammenhang dar.

 

 

Die natürlichen Gegenspieler der Borkenkäfer

von Heinrich Vierlinger Waldführer im NP-Bayerischer Wald

In der Literatur wird die Zahl der natürlichen Gegenspieler(Antagonisten) mit ca.140 angegeben. Hier eine systematische Aufstellung der eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, CH 8903  Birmensdorf:

Krankheitserreger (Pathogene)

*                       Bakterien werden vom Käfer mit der Nahrung aufgenommen. Der Körperinhalt wandelt sich in einen stinkig-faulen Brei.

*                       Pilze haben unter feuchtwarmen Bedingungen erheblichen Einfluss auf die Massenvermehrung zahlreicher Borkenkäferarten.

*                       Einzeller befallen besonders die Larvenstadien der Wirtstiere. Allerdings ist über die Wirkung von Einzellern bei Borkenkäfern noch wenig bekannt.

*                       Fadenwürmer trifft man häufig in Brutsystemen von Borkenkäfern an. Allerdings ist über ihre Wirkung noch wenig bekannt. Der Zusammenbruch einer Population ist aber eher selten.

*                       Viren kommen ebenfalls vor. Sie spielen nach dem heutigen Kenntnisstand als Krankheitserreger von Borkenkäfern eine untergeordnete Rolle.

Räuber (Prädatoren)

*                       Milben findet man in nahezu allen Borkenkäfer-Brutsystemen. Sie saugen an Eiern, Larven und Puppen von Borkenkäfern. Allerdings ist über ihre Wirkung noch wenig bekannt.

*                       Unter den Käfern gibt es zahlreiche Arten, die als Larve und/oder Adulttier bedeutende Borkenkäfer-Räuber sind. Der auffälligste davon ist der Ameisenbuntkäfer (s. Bild)

*                       Kamelhalsfliegen sind ebenfalls an der natürlichen Regulierung der Populationsdichten verschiedener Borkenkäferarten beteiligt. Allerdings sind es nur die Larven, die Borkenkäfer fressen.

*                       Zweiflügler spielen als Räuber von Borkenkäfern eine Rolle, vor allem die Larven von Langbein- und Lanzenfliegen sind wichtige Räuber.

*                       Vögel können regulierend in Borkenkäferpopulationen eingreifen, solange diese nicht zu gross sind. Schwarzspecht, Kleinspecht und vor allem der Dreizehenspecht sind bedeutende Räuber.

Schmarotzer (Parasitoide)

*                       Verschiedene Schlupfwespen unter den Hautflüglern tragen als Schmarotzer von Borkenkäfern wesentlich zur Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichtes bei.

 

Entscheidend für ein effektiv wirksames Potenzial an Gegenspielern (Kranksheitserregern, Räubern und Schmarotzern)ist allerdings das Vorhandensein von Altholz, je mehr umso besser.Stehendes und liegendes Totholz ist ein Biotop für Borkenkäferantagonisten.

Eine äußerst wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle, spielen allerdings klimatische Bedingungen wie z.b. Kälte- und Nässeeinbrüche während der Brutzeit. Wir kennen alle die sogenannten “Eisheiligen“ oder die „Schafskälte“. Es handelt sich dabei um Kaltlufteinbrüche im Mai und im Juni, die mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit jedes Jahr wiederkehren. Wenn diese Witterungseinflüsse extrem ausfallen, führen sie zu einer starken Schädigung der Brut und sind damit ein entscheidender Faktor bei der Zurückdrängung der Käferpopulation auf ein niedriges Maß.

Aus den Aufzeichnungen zu den verschiedenen Borkenkäferkamalitäten in der jüngeren Waldgeschichte wissen wir, dass z.B. beim Massenbefall nach den 1869er und 1870er Sturmereignissen, selbst durch den Einsatz von ca.10000 Arbeitern dem Käfer nicht entscheidend Einhalt geboten werden konnte. Erst extreme Witterungsverhältnisse haben ihn letztendlich wieder auf ein „Normalmaß“ zurückgedrängt.

 

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